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Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. 2. Aufl. Göttingen, 1807.

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überhaupt gleichsam als Strebe-Balken, um
die Brust frey- und die Schultern zurück
zu haltend)

d) Man kann hieraus schon ziemlich a priori erra-
then, welche Thiere mit Schlüsselbeinen versehen
seyn müssen. Bey weitem nämlich nicht bloß die
Affen und Makis und Fledermäuse, die Linne'
daher mit dem Menschen unter die gemein-
schaftliche Ordnung primates gebracht hatte (- s.
erxleben dirudicatio systematis animalium
mammalium
Goett. 1767. p. 11. -) Sondern
überhaupt alle die Thiere die besonders wichtigen
Gebrauch von ihren Vorderfüßen, oder was die
Stelle derselben bey ihnen vertritt, machen müssen.Dahin gehören A) unter den vierfüßigen Säugethieren:1. Diejenigen so viel klettern, Bäume bestei-
gen, oder weite Sprünge machen. - Wie z. B.
die ganze Ordnung von Quadrumanen, nämlich
die Affen, Paviane, Meerkatzen und Makis. -
Dann auch die Ameisenbären; die Mäuse- und
Rattenartigen Thiere; die Eichhörnchen; die Wie-
selartigen Thiere; die Faulthiere etc.2. Die in der Erde grabenden: - wie nament-
lich der Maulwurf, (dessen Schlüsselbein ganz
kurz, aber so wie alle seine übrigen Knochen der
Vorderfüße, überaus sonderbar und auszeichnend
gebildet sind); auch die Spitzmaus; der Hamster;
der Igel u. s. w.3. Einige von denen so schwimmen müssen: -
wie z. B. der Biber.4. Die flatternden: - nämlich die ganze Ord-
nung von Chiropteris.Die Schlüsselbeine fehlen hingegen denjenigen
vierfüßigen Säugethieren, die hochbeinicht sind,
eine sehr schmahle Brust haben, und bloß auf der
Erde ihren Geschäften nachgehen. - Wie z. B.
dem Hundegeschlecht, und den ganzen Ordnungen
von Solidungulis, Bisulcis, und Belluis.

überhaupt gleichsam als Strebe-Balken, um
die Brust frey- und die Schultern zurück
zu haltend)

d) Man kann hieraus schon ziemlich a priori erra-
then, welche Thiere mit Schlüsselbeinen versehen
seyn müssen. Bey weitem nämlich nicht bloß die
Affen und Makis und Fledermäuse, die Linne'
daher mit dem Menschen unter die gemein-
schaftliche Ordnung primates gebracht hatte (– s.
erxleben dirudicatio systematis animalium
mammalium
Goett. 1767. p. 11. –) Sondern
überhaupt alle die Thiere die besonders wichtigen
Gebrauch von ihren Vorderfüßen, oder was die
Stelle derselben bey ihnen vertritt, machen müssen.Dahin gehören A) unter den vierfüßigen Säugethieren:1. Diejenigen so viel klettern, Bäume bestei-
gen, oder weite Sprünge machen. – Wie z. B.
die ganze Ordnung von Quadrumanen, nämlich
die Affen, Paviane, Meerkatzen und Makis. –
Dann auch die Ameisenbären; die Mäuse- und
Rattenartigen Thiere; die Eichhörnchen; die Wie-
selartigen Thiere; die Faulthiere ꝛc.2. Die in der Erde grabenden: – wie nament-
lich der Maulwurf, (dessen Schlüsselbein ganz
kurz, aber so wie alle seine übrigen Knochen der
Vorderfüße, überaus sonderbar und auszeichnend
gebildet sind); auch die Spitzmaus; der Hamster;
der Igel u. s. w.3. Einige von denen so schwimmen müssen: –
wie z. B. der Biber.4. Die flatternden: – nämlich die ganze Ord-
nung von Chiropteris.Die Schlüsselbeine fehlen hingegen denjenigen
vierfüßigen Säugethieren, die hochbeinicht sind,
eine sehr schmahle Brust haben, und bloß auf der
Erde ihren Geschäften nachgehen. – Wie z. B.
dem Hundegeschlecht, und den ganzen Ordnungen
von Solidungulis, Bisulcis, und Belluis.
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[379/0405] überhaupt gleichsam als Strebe-Balken, um die Brust frey- und die Schultern zurück zu halten d) d) Man kann hieraus schon ziemlich a priori erra- then, welche Thiere mit Schlüsselbeinen versehen seyn müssen. Bey weitem nämlich nicht bloß die Affen und Makis und Fledermäuse, die Linne' daher mit dem Menschen unter die gemein- schaftliche Ordnung primates gebracht hatte (– s. erxleben dirudicatio systematis animalium mammalium Goett. 1767. p. 11. –) Sondern überhaupt alle die Thiere die besonders wichtigen Gebrauch von ihren Vorderfüßen, oder was die Stelle derselben bey ihnen vertritt, machen müssen. Dahin gehören A) unter den vierfüßigen Säugethieren: 1. Diejenigen so viel klettern, Bäume bestei- gen, oder weite Sprünge machen. – Wie z. B. die ganze Ordnung von Quadrumanen, nämlich die Affen, Paviane, Meerkatzen und Makis. – Dann auch die Ameisenbären; die Mäuse- und Rattenartigen Thiere; die Eichhörnchen; die Wie- selartigen Thiere; die Faulthiere ꝛc. 2. Die in der Erde grabenden: – wie nament- lich der Maulwurf, (dessen Schlüsselbein ganz kurz, aber so wie alle seine übrigen Knochen der Vorderfüße, überaus sonderbar und auszeichnend gebildet sind); auch die Spitzmaus; der Hamster; der Igel u. s. w. 3. Einige von denen so schwimmen müssen: – wie z. B. der Biber. 4. Die flatternden: – nämlich die ganze Ord- nung von Chiropteris. Die Schlüsselbeine fehlen hingegen denjenigen vierfüßigen Säugethieren, die hochbeinicht sind, eine sehr schmahle Brust haben, und bloß auf der Erde ihren Geschäften nachgehen. – Wie z. B. dem Hundegeschlecht, und den ganzen Ordnungen von Solidungulis, Bisulcis, und Belluis.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. 2. Aufl. Göttingen, 1807, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1807/405>, abgerufen am 28.03.2024.