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Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798.

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lich jene in diese ( - gleichsam durch willkührliche
Metamorphose -) gänzlich verwandelt erschienen
ist10).

Wie aber die Vermischung spezifisch verschiedener
Geschöpfe, obschon sie nicht jede Regung des Bil-
dungstriebs untergräbt, und gleichsam erstickt, ihm
doch eine besondere und unregelmäßige Richtung giebt,
so trägt auch ein fortdauernder, langwieriger, durch
lange Reihen von Zeugungen hindurch fortgesetzter
Einfluß gewisser besonderer reizender Eindrücke auf
organische Körper, ebenfalls viel dazu bey, den
Bildungstrieb nach und nach von dem gewöhnlichen
Wege abzulenken; welche Abweichung nun der häu-
figste Ursprung der Ausartung und der eigentlich
sogenannten Spielarten Mutter ist.

So wollen wir denn nun die hauptsächlichsten
dieser reizenden Eindrücke durchgehen.

§. 34.
Das Klima.

Daß die Macht des Klima, wie auf alle orga-
nische Körper, so besonders auf die Thiere mit war-
men Blute ohne Grenzen sey, wird ein jeder leicht
einsehen, wenn er erstens erwägt, durch welch ein
inniges und unauflösliches Band diese Thiere, so
lange sie leben, mit der Einwirkung der atmosphä-

10) Kölreuter dritte Fortsetzung der Nachricht
von einigen das Geschlecht der Pflanzen
betreffenden Versuchen
u. s. w. Seite 51
und 24 nebst der Nachricht: Gänzlich vollbrach-
te Verwandlung einer Pflanzengattung
in die andere
s).

lich jene in diese ( – gleichsam durch willkührliche
Metamorphose –) gänzlich verwandelt erschienen
ist10).

Wie aber die Vermischung spezifisch verschiedener
Geschöpfe, obschon sie nicht jede Regung des Bil-
dungstriebs untergräbt, und gleichsam erstickt, ihm
doch eine besondere und unregelmäßige Richtung giebt,
so trägt auch ein fortdauernder, langwieriger, durch
lange Reihen von Zeugungen hindurch fortgesetzter
Einfluß gewisser besonderer reizender Eindrücke auf
organische Körper, ebenfalls viel dazu bey, den
Bildungstrieb nach und nach von dem gewöhnlichen
Wege abzulenken; welche Abweichung nun der häu-
figste Ursprung der Ausartung und der eigentlich
sogenannten Spielarten Mutter ist.

So wollen wir denn nun die hauptsächlichsten
dieser reizenden Eindrücke durchgehen.

§. 34.
Das Klima.

Daß die Macht des Klima, wie auf alle orga-
nische Körper, so besonders auf die Thiere mit war-
men Blute ohne Grenzen sey, wird ein jeder leicht
einsehen, wenn er erstens erwägt, durch welch ein
inniges und unauflösliches Band diese Thiere, so
lange sie leben, mit der Einwirkung der atmosphä-

10) Kölreuter dritte Fortsetzung der Nachricht
von einigen das Geschlecht der Pflanzen
betreffenden Versuchen
u. s. w. Seite 51
und 24 nebst der Nachricht: Gänzlich vollbrach-
te Verwandlung einer Pflanzengattung
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[73/0107] lich jene in diese ( – gleichsam durch willkührliche Metamorphose –) gänzlich verwandelt erschienen ist 10). Wie aber die Vermischung spezifisch verschiedener Geschöpfe, obschon sie nicht jede Regung des Bil- dungstriebs untergräbt, und gleichsam erstickt, ihm doch eine besondere und unregelmäßige Richtung giebt, so trägt auch ein fortdauernder, langwieriger, durch lange Reihen von Zeugungen hindurch fortgesetzter Einfluß gewisser besonderer reizender Eindrücke auf organische Körper, ebenfalls viel dazu bey, den Bildungstrieb nach und nach von dem gewöhnlichen Wege abzulenken; welche Abweichung nun der häu- figste Ursprung der Ausartung und der eigentlich sogenannten Spielarten Mutter ist. So wollen wir denn nun die hauptsächlichsten dieser reizenden Eindrücke durchgehen. §. 34. Das Klima. Daß die Macht des Klima, wie auf alle orga- nische Körper, so besonders auf die Thiere mit war- men Blute ohne Grenzen sey, wird ein jeder leicht einsehen, wenn er erstens erwägt, durch welch ein inniges und unauflösliches Band diese Thiere, so lange sie leben, mit der Einwirkung der atmosphä- 10) Kölreuter dritte Fortsetzung der Nachricht von einigen das Geschlecht der Pflanzen betreffenden Versuchen u. s. w. Seite 51 und 24 nebst der Nachricht: Gänzlich vollbrach- te Verwandlung einer Pflanzengattung in die andere s).

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht2_1798/107>, abgerufen am 19.04.2024.