Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

vorlängst beobachtet haben6), die Beschaffenheit und
der Habitus derer in Indien lebenden Europäer, und
hauptsächlich ihrer daselbst gebornen Kinder gallicht.

Kein ander Klima kann in Heftigkeit und An-
halten der Hitze, und den ganz besondern hievon ab-
hängigen chemischen Eigenschaften der Atmosphäre,
z. B. spezifischen Winden, Regen u. a.m. mit jenem
heißen und brennenden Himmel verglichen werden,
welcher über den nassen und sumpfigten Gegenden
des östlichen und westlichen Afrika unter der heißen
Zone hängt.

Die eingebornen Aethiopier sind am längsten,
und schon durch eine lange Reihe von Generatio-
nen hindurch, der Wirkung jenes Klima's ausgesetzt
gewesen, indem sie zweifelsohne unter die ältesten
Völker der Erde zu zählen sind7). Deshalb ist es
denn auch kein Wunder, wenn sie dieselbe Beschaf-
fenheit, welche seit ihrem entfernten Ursprünge in
ihren Vorältern so tiefe und feste Wurzeln geschlagen,
auch unter fremden Himmelsstrichen auf die nächsten
Zeugungen unverändert fortpflanzen. Andererseits
aber scheint auch aus eben dieser bleibenden Anhäng-
lichkeit des äthiopischen Habitus um so deutlicher zu

6) S. v. Haen praelectiones in Boerhavii institut. patho-
logicas
. Th. 2. S 155.
7) Für wen diese Untersuchung Interesse hat, der sehe
die Werke dreyer großer Gelehrten: Jac. Bryant new
System of ancient mytholog
. Th. 1. Jac. Bruce Reisen zur Entdeckung der
Quellen des Nils
. Th. 1. Und Wilh. Jones Dissert. in den Asiatic Resear-
chis
. Th. 2. und 3.

vorlängst beobachtet haben6), die Beschaffenheit und
der Habitus derer in Indien lebenden Europäer, und
hauptsächlich ihrer daselbst gebornen Kinder gallicht.

Kein ander Klima kann in Heftigkeit und An-
halten der Hitze, und den ganz besondern hievon ab-
hängigen chemischen Eigenschaften der Atmosphäre,
z. B. spezifischen Winden, Regen u. a.m. mit jenem
heißen und brennenden Himmel verglichen werden,
welcher über den nassen und sumpfigten Gegenden
des östlichen und westlichen Afrika unter der heißen
Zone hängt.

Die eingebornen Aethiopier sind am längsten,
und schon durch eine lange Reihe von Generatio-
nen hindurch, der Wirkung jenes Klima's ausgesetzt
gewesen, indem sie zweifelsohne unter die ältesten
Völker der Erde zu zählen sind7). Deshalb ist es
denn auch kein Wunder, wenn sie dieselbe Beschaf-
fenheit, welche seit ihrem entfernten Ursprünge in
ihren Vorältern so tiefe und feste Wurzeln geschlagen,
auch unter fremden Himmelsstrichen auf die nächsten
Zeugungen unverändert fortpflanzen. Andererseits
aber scheint auch aus eben dieser bleibenden Anhäng-
lichkeit des äthiopischen Habitus um so deutlicher zu

6) S. v. Haen praelectiones in Boerhavii institut. patho-
logicas
. Th. 2. S 155.
7) Für wen diese Untersuchung Interesse hat, der sehe
die Werke dreyer großer Gelehrten: Jac. Bryant new
System of ancient mytholog
. Th. 1. Jac. Bruce Reisen zur Entdeckung der
Quellen des Nils
. Th. 1. Und Wilh. Jones Dissert. in den Asiatic Resear-
chis
. Th. 2. und 3.
<TEI>
  <text xml:id="blume000008">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0133" xml:id="pb099_0001" n="99"/>
vorlängst beobachtet haben<note anchored="true" place="foot" n="6)"><p>S. v. Haen <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">praelectiones in Boerhavii institut. patho-<lb/>
logicas</hi></hi>. Th. 2. S 155.</p></note>, die Beschaffenheit und<lb/>
der Habitus derer in Indien lebenden Europäer, und<lb/>
hauptsächlich ihrer daselbst gebornen Kinder gallicht.</p>
          <p>Kein ander Klima kann in Heftigkeit und An-<lb/>
halten der Hitze, und den ganz besondern hievon ab-<lb/>
hängigen chemischen Eigenschaften der Atmosphäre,<lb/>
z. B. spezifischen Winden, Regen u. a.m. mit jenem<lb/>
heißen und brennenden Himmel verglichen werden,<lb/>
welcher über den nassen und sumpfigten Gegenden<lb/>
des östlichen und westlichen Afrika unter der heißen<lb/>
Zone hängt.</p>
          <p>Die eingebornen Aethiopier sind am längsten,<lb/>
und schon durch eine lange Reihe von Generatio-<lb/>
nen hindurch, der Wirkung jenes Klima's ausgesetzt<lb/>
gewesen, indem sie zweifelsohne unter die ältesten<lb/>
Völker der Erde zu zählen sind<note anchored="true" place="foot" n="7)"><p>Für wen diese Untersuchung Interesse hat, der sehe<lb/>
die Werke dreyer großer Gelehrten: Jac. Bryant <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">new<lb/>
System of ancient mytholog</hi></hi>. Th. 1.</p><p>Jac. Bruce <hi rendition="#g">Reisen zur Entdeckung der<lb/>
Quellen des Nils</hi>. Th. 1.</p><p>Und Wilh. Jones Dissert. in den <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Asiatic Resear-<lb/>
chis</hi></hi>. Th. 2. und 3.</p></note>. Deshalb ist es<lb/>
denn auch kein Wunder, wenn sie dieselbe Beschaf-<lb/>
fenheit, welche seit ihrem entfernten Ursprünge in<lb/>
ihren Vorältern so tiefe und feste Wurzeln geschlagen,<lb/>
auch unter fremden Himmelsstrichen auf die nächsten<lb/>
Zeugungen unverändert fortpflanzen. Andererseits<lb/>
aber scheint auch aus eben dieser bleibenden Anhäng-<lb/>
lichkeit des äthiopischen Habitus um so deutlicher zu<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[99/0133] vorlängst beobachtet haben 6), die Beschaffenheit und der Habitus derer in Indien lebenden Europäer, und hauptsächlich ihrer daselbst gebornen Kinder gallicht. Kein ander Klima kann in Heftigkeit und An- halten der Hitze, und den ganz besondern hievon ab- hängigen chemischen Eigenschaften der Atmosphäre, z. B. spezifischen Winden, Regen u. a.m. mit jenem heißen und brennenden Himmel verglichen werden, welcher über den nassen und sumpfigten Gegenden des östlichen und westlichen Afrika unter der heißen Zone hängt. Die eingebornen Aethiopier sind am längsten, und schon durch eine lange Reihe von Generatio- nen hindurch, der Wirkung jenes Klima's ausgesetzt gewesen, indem sie zweifelsohne unter die ältesten Völker der Erde zu zählen sind 7). Deshalb ist es denn auch kein Wunder, wenn sie dieselbe Beschaf- fenheit, welche seit ihrem entfernten Ursprünge in ihren Vorältern so tiefe und feste Wurzeln geschlagen, auch unter fremden Himmelsstrichen auf die nächsten Zeugungen unverändert fortpflanzen. Andererseits aber scheint auch aus eben dieser bleibenden Anhäng- lichkeit des äthiopischen Habitus um so deutlicher zu 6) S. v. Haen praelectiones in Boerhavii institut. patho- logicas. Th. 2. S 155. 7) Für wen diese Untersuchung Interesse hat, der sehe die Werke dreyer großer Gelehrten: Jac. Bryant new System of ancient mytholog. Th. 1. Jac. Bruce Reisen zur Entdeckung der Quellen des Nils. Th. 1. Und Wilh. Jones Dissert. in den Asiatic Resear- chis. Th. 2. und 3.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht2_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht2_1798/133
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht2_1798/133>, abgerufen am 25.04.2024.