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Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798.

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19).

Wenn nun schon verschiedene Jahreszeiten unter
einem und demselben Himmelsstriche die Farbe der
Haut ändern, was Wunder, wenn Klimate, von so
wesentlicher Verschiedenheit als oben (§. 34.) ange-
führt worden ist, eine sehr große und dauernde Macht
auf die Nationalfarbe haben; welche zuweilen schon
innerhalb weniger Grade geographischer Breite20)
ja sogar, bey dem Zusammenflusse der oben genann-

19) Poiret, welcher in voyage on Barbarie, Th. 1. S. 31.
von den Mohren spricht. "Die Mohren sind
nicht von Natur schwarz, wie das Sprich-
wort sagt, und wie mehrere Schriftsteller
glauben; sondern sie kommen weiß zur
Welt, und bleiben Lebenslang weiß, wenn
ihre Arbeiten sie nicht der Sonnenhitze
aussetzen. In den Städten sind die Wei-
ber so glänzend weiß, daß sie die meisten
unserer Europäerinnen verdunkeln wür-
den; aber die mohrischen Bergbewohner
,
welche unaufhörlich von der Sonne gebra-
ten werden und fast immer halb nackt ge-
hen müssen, werden von Kindheit an so
braun, daß sie beynahe rußig aussehen
."
20) Es wird genug seyn, von vielen Beyspielen nur
einige auszuheben: Es ist bekannt, daß die Biskaye-
rinnen glänzend weiß, die Granaderinnen hingegen
schwärzlich sind, daß sogar Ol. Toree Reise nach
Surate
u. s. w. S. 9. beobachtet hat, baß man in
dieser südlichern Provinz selbst die Bilder der Maria
von eben dieser Nationalfarbe mahlt. Von den Malabaren wird ausdrücklich gesagt, daß
ihre schwarze Farbe sich immer mehr der braunen und
gelben nähere, je weiter sie nach Mitternacht wohnen;
In den tranquebarischen Missionsberich-
ten
22ste Forts. S. 896. Die Negern am nördlichen Ufer des Senegal sind
braun, die am südlichen schwarz. S. außer andern
Barbot in Churchill's Collection of voyages Th. 5.
Seite 34.

19).

Wenn nun schon verschiedene Jahreszeiten unter
einem und demselben Himmelsstriche die Farbe der
Haut ändern, was Wunder, wenn Klimate, von so
wesentlicher Verschiedenheit als oben (§. 34.) ange-
führt worden ist, eine sehr große und dauernde Macht
auf die Nationalfarbe haben; welche zuweilen schon
innerhalb weniger Grade geographischer Breite20)
ja sogar, bey dem Zusammenflusse der oben genann-

19) Poiret, welcher in voyage on Barbarie, Th. 1. S. 31.
von den Mohren spricht. Die Mohren sind
nicht von Natur schwarz, wie das Sprich-
wort sagt, und wie mehrere Schriftsteller
glauben; sondern sie kommen weiß zur
Welt, und bleiben Lebenslang weiß, wenn
ihre Arbeiten sie nicht der Sonnenhitze
aussetzen. In den Städten sind die Wei-
ber so glänzend weiß, daß sie die meisten
unserer Europäerinnen verdunkeln wür-
den; aber die mohrischen Bergbewohner
,
welche unaufhörlich von der Sonne gebra-
ten werden und fast immer halb nackt ge-
hen müssen, werden von Kindheit an so
braun, daß sie beynahe rußig aussehen
.“
20) Es wird genug seyn, von vielen Beyspielen nur
einige auszuheben: Es ist bekannt, daß die Biskaye-
rinnen glänzend weiß, die Granaderinnen hingegen
schwärzlich sind, daß sogar Ol. Toree Reise nach
Surate
u. s. w. S. 9. beobachtet hat, baß man in
dieser südlichern Provinz selbst die Bilder der Maria
von eben dieser Nationalfarbe mahlt. Von den Malabaren wird ausdrücklich gesagt, daß
ihre schwarze Farbe sich immer mehr der braunen und
gelben nähere, je weiter sie nach Mitternacht wohnen;
In den tranquebarischen Missionsberich-
ten
22ste Forts. S. 896. Die Negern am nördlichen Ufer des Senegal sind
braun, die am südlichen schwarz. S. außer andern
Barbot in Churchill's Collection of voyages Th. 5.
Seite 34.
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[104/0138] 19). Wenn nun schon verschiedene Jahreszeiten unter einem und demselben Himmelsstriche die Farbe der Haut ändern, was Wunder, wenn Klimate, von so wesentlicher Verschiedenheit als oben (§. 34.) ange- führt worden ist, eine sehr große und dauernde Macht auf die Nationalfarbe haben; welche zuweilen schon innerhalb weniger Grade geographischer Breite 20) ja sogar, bey dem Zusammenflusse der oben genann- 19) Poiret, welcher in voyage on Barbarie, Th. 1. S. 31. von den Mohren spricht. „Die Mohren sind nicht von Natur schwarz, wie das Sprich- wort sagt, und wie mehrere Schriftsteller glauben; sondern sie kommen weiß zur Welt, und bleiben Lebenslang weiß, wenn ihre Arbeiten sie nicht der Sonnenhitze aussetzen. In den Städten sind die Wei- ber so glänzend weiß, daß sie die meisten unserer Europäerinnen verdunkeln wür- den; aber die mohrischen Bergbewohner, welche unaufhörlich von der Sonne gebra- ten werden und fast immer halb nackt ge- hen müssen, werden von Kindheit an so braun, daß sie beynahe rußig aussehen.“ 20) Es wird genug seyn, von vielen Beyspielen nur einige auszuheben: Es ist bekannt, daß die Biskaye- rinnen glänzend weiß, die Granaderinnen hingegen schwärzlich sind, daß sogar Ol. Toree Reise nach Surate u. s. w. S. 9. beobachtet hat, baß man in dieser südlichern Provinz selbst die Bilder der Maria von eben dieser Nationalfarbe mahlt. Von den Malabaren wird ausdrücklich gesagt, daß ihre schwarze Farbe sich immer mehr der braunen und gelben nähere, je weiter sie nach Mitternacht wohnen; In den tranquebarischen Missionsberich- ten 22ste Forts. S. 896. Die Negern am nördlichen Ufer des Senegal sind braun, die am südlichen schwarz. S. außer andern Barbot in Churchill's Collection of voyages Th. 5. Seite 34.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht2_1798/138>, abgerufen am 19.04.2024.