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Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798.

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chen Verhältnisse der Geburtstheile, welche für die
Sexus von einer und derselben Species genau abge-
messen sind, nicht so aber für entferntere; 2) wider-
streiten dieser Meinung die besondern Gesetze, nach
welchen sich die Bildung der Jungen und die be-
stimmte Zeit von Schwangerschaft bey jeder Thier-
gattung richten. Die zweyte Frage verneint er übri-
gens nicht, indem es hinlänglich bekannt ist, daß
sehr nahe verwandte Thiergattungen, wie z. B.
Maulesel und Stute wirklich Junge erzeugen, und
giebt auch nur die dritte unter dieser Bedingung zu.
Daß aber Bastarde von Begattung der Thiere ganz
verschiedner Ordnungen entstanden seyn sollen, läug-
net er gänzlich, wobey er unter andern anführt,
daß z. B. an eine Bastarderzeugung aus Begattung
von Affen und Menschen nicht zu denken sey, weil
ja selbst die Reisebeschreiber, welche von derselben
erzählen, sagen, daß die Weiber unter den viehischen
Umfassungen dieser Liebhaber elendiglich umgekom-
men seyen. S. Text S. 82. Not. 17. Man vergl.
hiermit Zimmermann geographische Geschichte des
Menschen Bd. 1. S. 130. fgg.

S. 142. sagt Herr Hofrath Zimmermann in der
angeführten Stelle: "Wenn ich drey Arten wilder
Thiere finde, welche, dem Aeußern nach, dem
Hunde sehr gleich kommen, ferner einen gleichen
Grad der Zähmung anzunehmen fähig sind, endlich
sich sogar mit ihnen fortpflanzen und fruchtbare
Junge zeugen: was hält mich denn ab, den Hund
von diesen entsprungen zu glauben?"

Diese Stelle hat mich auf den Gedanken ge-
bracht, daß man vielleicht diese ganze Streitfrage

chen Verhältnisse der Geburtstheile, welche für die
Sexus von einer und derselben Species genau abge-
messen sind, nicht so aber für entferntere; 2) wider-
streiten dieser Meinung die besondern Gesetze, nach
welchen sich die Bildung der Jungen und die be-
stimmte Zeit von Schwangerschaft bey jeder Thier-
gattung richten. Die zweyte Frage verneint er übri-
gens nicht, indem es hinlänglich bekannt ist, daß
sehr nahe verwandte Thiergattungen, wie z. B.
Maulesel und Stute wirklich Junge erzeugen, und
giebt auch nur die dritte unter dieser Bedingung zu.
Daß aber Bastarde von Begattung der Thiere ganz
verschiedner Ordnungen entstanden seyn sollen, läug-
net er gänzlich, wobey er unter andern anführt,
daß z. B. an eine Bastarderzeugung aus Begattung
von Affen und Menschen nicht zu denken sey, weil
ja selbst die Reisebeschreiber, welche von derselben
erzählen, sagen, daß die Weiber unter den viehischen
Umfassungen dieser Liebhaber elendiglich umgekom-
men seyen. S. Text S. 82. Not. 17. Man vergl.
hiermit Zimmermann geographische Geschichte des
Menschen Bd. 1. S. 130. fgg.

S. 142. sagt Herr Hofrath Zimmermann in der
angeführten Stelle: „Wenn ich drey Arten wilder
Thiere finde, welche, dem Aeußern nach, dem
Hunde sehr gleich kommen, ferner einen gleichen
Grad der Zähmung anzunehmen fähig sind, endlich
sich sogar mit ihnen fortpflanzen und fruchtbare
Junge zeugen: was hält mich denn ab, den Hund
von diesen entsprungen zu glauben?“

Diese Stelle hat mich auf den Gedanken ge-
bracht, daß man vielleicht diese ganze Streitfrage

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[268/0302] chen Verhältnisse der Geburtstheile, welche für die Sexus von einer und derselben Species genau abge- messen sind, nicht so aber für entferntere; 2) wider- streiten dieser Meinung die besondern Gesetze, nach welchen sich die Bildung der Jungen und die be- stimmte Zeit von Schwangerschaft bey jeder Thier- gattung richten. Die zweyte Frage verneint er übri- gens nicht, indem es hinlänglich bekannt ist, daß sehr nahe verwandte Thiergattungen, wie z. B. Maulesel und Stute wirklich Junge erzeugen, und giebt auch nur die dritte unter dieser Bedingung zu. Daß aber Bastarde von Begattung der Thiere ganz verschiedner Ordnungen entstanden seyn sollen, läug- net er gänzlich, wobey er unter andern anführt, daß z. B. an eine Bastarderzeugung aus Begattung von Affen und Menschen nicht zu denken sey, weil ja selbst die Reisebeschreiber, welche von derselben erzählen, sagen, daß die Weiber unter den viehischen Umfassungen dieser Liebhaber elendiglich umgekom- men seyen. S. Text S. 82. Not. 17. Man vergl. hiermit Zimmermann geographische Geschichte des Menschen Bd. 1. S. 130. fgg. S. 142. sagt Herr Hofrath Zimmermann in der angeführten Stelle: „Wenn ich drey Arten wilder Thiere finde, welche, dem Aeußern nach, dem Hunde sehr gleich kommen, ferner einen gleichen Grad der Zähmung anzunehmen fähig sind, endlich sich sogar mit ihnen fortpflanzen und fruchtbare Junge zeugen: was hält mich denn ab, den Hund von diesen entsprungen zu glauben?“ Diese Stelle hat mich auf den Gedanken ge- bracht, daß man vielleicht diese ganze Streitfrage

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht2_1798/302>, abgerufen am 18.04.2024.