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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779.

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werke der Menschen erhoben werden. Die Au-
tomaten von Vaucanson und den beyden Ja-
quet Droz, die in der That alles übertreffen,
was menschliche Kunst in der Art noch hervorge-
bracht hat, müssen doch darinn jedem natürlich
organisirten Körper nachstehen, daß ihnen ihr
Künstler keine Kraft mittheilen kann, ihre Trieb-
federn und Räder, wenn sie verstümmelt und
abgenutzt würden, von selbst wieder zu restitui-
ren: eine Kraft, die hingegen jedem Thier und
jeder Pflanze, nur in verschiedenem Maaße, bey-
wohnt. Manche organisirte K. verlieren zu
gewissen Zeiten, Theile ihres Körpers von freyen
Stücken, die ihnen nachher wieder reproducirt
werden; wohin das Abwerfen der Geweihe,
das Mausern der Vögel, und das Entblättern
der Pflanzen gehört. Aber ausser dem werden
ihnen auch Theile ersetzt, die durch Zufall verloh-
ren oder verstümmelt werden; eine Eigenschaft
die man an den Pflanzen vorlängst bemerkt hat,
und auf die man, zumal nach Trembley's
Erfahrungen an den Polypen, nun auch im
ganzen Thierreich attent worden ist. Der Mensch,
und die ihm zunächst verwandten Thiere besitzen
eine geringe, die Würmer hingegen, besonders
die Polypen, die Seeanemonen etc. eine unend-
lich starke Reproductions-Kraft.

§. 18.

Nächst Ernährung und Wachsthum war
die dritte Bestimmung der organisirten K. die,

werke der Menschen erhoben werden. Die Au-
tomaten von Vaucanson und den beyden Ja-
quet Droz, die in der That alles übertreffen,
was menschliche Kunst in der Art noch hervorge-
bracht hat, müssen doch darinn jedem natürlich
organisirten Körper nachstehen, daß ihnen ihr
Künstler keine Kraft mittheilen kann, ihre Trieb-
federn und Räder, wenn sie verstümmelt und
abgenutzt würden, von selbst wieder zu restitui-
ren: eine Kraft, die hingegen jedem Thier und
jeder Pflanze, nur in verschiedenem Maaße, bey-
wohnt. Manche organisirte K. verlieren zu
gewissen Zeiten, Theile ihres Körpers von freyen
Stücken, die ihnen nachher wieder reproducirt
werden; wohin das Abwerfen der Geweihe,
das Mausern der Vögel, und das Entblättern
der Pflanzen gehört. Aber ausser dem werden
ihnen auch Theile ersetzt, die durch Zufall verloh-
ren oder verstümmelt werden; eine Eigenschaft
die man an den Pflanzen vorlängst bemerkt hat,
und auf die man, zumal nach Trembley's
Erfahrungen an den Polypen, nun auch im
ganzen Thierreich attent worden ist. Der Mensch,
und die ihm zunächst verwandten Thiere besitzen
eine geringe, die Würmer hingegen, besonders
die Polypen, die Seeanemonen ꝛc. eine unend-
lich starke Reproductions-Kraft.

§. 18.

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[25/0047] werke der Menschen erhoben werden. Die Au- tomaten von Vaucanson und den beyden Ja- quet Droz, die in der That alles übertreffen, was menschliche Kunst in der Art noch hervorge- bracht hat, müssen doch darinn jedem natürlich organisirten Körper nachstehen, daß ihnen ihr Künstler keine Kraft mittheilen kann, ihre Trieb- federn und Räder, wenn sie verstümmelt und abgenutzt würden, von selbst wieder zu restitui- ren: eine Kraft, die hingegen jedem Thier und jeder Pflanze, nur in verschiedenem Maaße, bey- wohnt. Manche organisirte K. verlieren zu gewissen Zeiten, Theile ihres Körpers von freyen Stücken, die ihnen nachher wieder reproducirt werden; wohin das Abwerfen der Geweihe, das Mausern der Vögel, und das Entblättern der Pflanzen gehört. Aber ausser dem werden ihnen auch Theile ersetzt, die durch Zufall verloh- ren oder verstümmelt werden; eine Eigenschaft die man an den Pflanzen vorlängst bemerkt hat, und auf die man, zumal nach Trembley's Erfahrungen an den Polypen, nun auch im ganzen Thierreich attent worden ist. Der Mensch, und die ihm zunächst verwandten Thiere besitzen eine geringe, die Würmer hingegen, besonders die Polypen, die Seeanemonen ꝛc. eine unend- lich starke Reproductions-Kraft. §. 18. Nächst Ernährung und Wachsthum war die dritte Bestimmung der organisirten K. die,

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/47>, abgerufen am 28.03.2024.