Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

des neuen organisirten Körpers nothdürftig er-
klärt zu haben, sondern daß die Ernährung im
Grunde eine Lebenswierig fortgesetzte - und
die Wiederersetzung verlohrner Theile des Kör-
pers eine wiederholte partielle, Generation
ist, auf die folglich jene Keim. Systeme doch
auch passen müßten, um sich von ihrem Ungrund
offenbar zu überzeugen.

§. 11.

Ungleich befriedigender und allen den ange-
führten Erscheinungen weit angemeßner ist es
also, wenn man annimmt:

daß in allen organisirten Körpern ein beson-
drer, eingebohrner, lebenslang thätiger
würksamer Trieb liegt, ihre bestimmte Ge-
stalt anfangs anzunehmen, dann lebens-
lang zu erhalten, und wenn sie ja etwa zer-
stört worden, wo möglich wieder herzustel-
len. Ein Trieb, der folglich der Haupt-
grund aller Generation, Nutrition und Re-
production zu seyn scheint, und den wir, um
ihn von allen andern Naturkräften zu unter-
scheiden, mit dem Namen des Bildungs-
triebes (Nisus formatiuus) belegen.

§. 12.

Schon die allgemein bestätigte Erfahrung,
daß sich die erste Spur der neuempfangenen
Leibesfrucht auch dem bewafneten Auge doch

des neuen organisirten Körpers nothdürftig er-
klärt zu haben, sondern daß die Ernährung im
Grunde eine Lebenswierig fortgesetzte – und
die Wiederersetzung verlohrner Theile des Kör-
pers eine wiederholte partielle, Generation
ist, auf die folglich jene Keim. Systeme doch
auch passen müßten, um sich von ihrem Ungrund
offenbar zu überzeugen.

§. 11.

Ungleich befriedigender und allen den ange-
führten Erscheinungen weit angemeßner ist es
also, wenn man annimmt:

daß in allen organisirten Körpern ein beson-
drer, eingebohrner, lebenslang thätiger
würksamer Trieb liegt, ihre bestimmte Ge-
stalt anfangs anzunehmen, dann lebens-
lang zu erhalten, und wenn sie ja etwa zer-
stört worden, wo möglich wieder herzustel-
len. Ein Trieb, der folglich der Haupt-
grund aller Generation, Nutrition und Re-
production zu seyn scheint, und den wir, um
ihn von allen andern Naturkräften zu unter-
scheiden, mit dem Namen des Bildungs-
triebes (Nisus formatiuus) belegen.

§. 12.

Schon die allgemein bestätigte Erfahrung,
daß sich die erste Spur der neuempfangenen
Leibesfrucht auch dem bewafneten Auge doch

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000023">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0027" xml:id="pb015_0001" n="15"/>
des neuen organisirten Körpers nothdürftig er-<lb/>
klärt zu haben, sondern daß die Ernährung im<lb/>
Grunde eine Lebenswierig fortgesetzte &#x2013; und<lb/>
die Wiederersetzung verlohrner Theile des Kör-<lb/>
pers eine wiederholte partielle, Generation<lb/>
ist, auf die folglich jene Keim. Systeme doch<lb/>
auch passen müßten, um sich von ihrem Ungrund<lb/>
offenbar zu überzeugen.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 11.</head><lb/>
          <p>Ungleich befriedigender und allen den ange-<lb/>
führten Erscheinungen weit angemeßner ist es<lb/>
also, wenn man annimmt:</p>
          <p rendition="#l1em">daß in allen organisirten Körpern ein beson-<lb/>
drer, eingebohrner, lebenslang thätiger<lb/>
würksamer Trieb liegt, ihre bestimmte Ge-<lb/>
stalt anfangs anzunehmen, dann lebens-<lb/>
lang zu erhalten, und wenn sie ja etwa zer-<lb/>
stört worden, wo möglich wieder herzustel-<lb/>
len. Ein Trieb, der folglich der Haupt-<lb/>
grund aller Generation, Nutrition und Re-<lb/>
production zu seyn scheint, und den wir, um<lb/>
ihn von allen andern Naturkräften zu unter-<lb/>
scheiden, mit dem Namen des Bildungs-<lb/>
triebes (<hi rendition="#aq">Nisus formatiuus</hi>) belegen.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 12.</head><lb/>
          <p>Schon die allgemein bestätigte Erfahrung,<lb/>
daß sich die erste Spur der neuempfangenen<lb/>
Leibesfrucht auch dem bewafneten Auge doch<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15/0027] des neuen organisirten Körpers nothdürftig er- klärt zu haben, sondern daß die Ernährung im Grunde eine Lebenswierig fortgesetzte – und die Wiederersetzung verlohrner Theile des Kör- pers eine wiederholte partielle, Generation ist, auf die folglich jene Keim. Systeme doch auch passen müßten, um sich von ihrem Ungrund offenbar zu überzeugen. §. 11. Ungleich befriedigender und allen den ange- führten Erscheinungen weit angemeßner ist es also, wenn man annimmt: daß in allen organisirten Körpern ein beson- drer, eingebohrner, lebenslang thätiger würksamer Trieb liegt, ihre bestimmte Ge- stalt anfangs anzunehmen, dann lebens- lang zu erhalten, und wenn sie ja etwa zer- stört worden, wo möglich wieder herzustel- len. Ein Trieb, der folglich der Haupt- grund aller Generation, Nutrition und Re- production zu seyn scheint, und den wir, um ihn von allen andern Naturkräften zu unter- scheiden, mit dem Namen des Bildungs- triebes (Nisus formatiuus) belegen. §. 12. Schon die allgemein bestätigte Erfahrung, daß sich die erste Spur der neuempfangenen Leibesfrucht auch dem bewafneten Auge doch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/27
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/27>, abgerufen am 19.04.2024.