Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

wandlung bestehen, im Winter oft so durch-
froren sind, daß sie, dem Leben des darin schla-
fenden Thieres unbeschadet, wie Eiszapfen
oder Glas klingen, wenn man sie auf die Erde
fallen läßt. Der Winterschlaf ist bey einer-
ley Thieren nach Verschiedenheit des Clima,
oder der Witterung bald länger bald kürzer.
Der Bär durchschläft in Nordlichen Zonen 5
Monate, in Deutschland nur so viele Wo-
chen. In harten Wintern liegt das Murmel-
thier lange und tief in seiner Höle unter der
Erde verborgen, in gelinden Wintern machts
kein so tiefes Nest und kommt im Frühjahr
zeitiger wieder zum Vorschein. Manche Thiere
erwachen auch wol wärend ihres Winterschlafs
bey warmen Tagen zuweilen auf kurze Zeit,
und fallen beym folgenden Frost wieder in ihre
vorige Erstarrung. Die Stubenfliegen z. B.
die den Winter über in den Fenstern herum
liegen, ermuntern sich theils, wenn im Zim-
mer eingeheizt wird, und fallen in der Kälte
wieder für todt nieder.

§. 34.

So wie aber unzählige Thiere durch diesen
Winterschlaf in der rauhesten nahrlosesten Jahrs-
zeit, die ihnen sonst so leicht tödlich seyn könnte,
erhalten werden; so hat nun überhaupt die Vor-
sehung auch bey allen übrigen Thieren nach dem
Maas ihrer Bedürfnisse und der Gefahren de-

wandlung bestehen, im Winter oft so durch-
froren sind, daß sie, dem Leben des darin schla-
fenden Thieres unbeschadet, wie Eiszapfen
oder Glas klingen, wenn man sie auf die Erde
fallen läßt. Der Winterschlaf ist bey einer-
ley Thieren nach Verschiedenheit des Clima,
oder der Witterung bald länger bald kürzer.
Der Bär durchschläft in Nordlichen Zonen 5
Monate, in Deutschland nur so viele Wo-
chen. In harten Wintern liegt das Murmel-
thier lange und tief in seiner Höle unter der
Erde verborgen, in gelinden Wintern machts
kein so tiefes Nest und kommt im Frühjahr
zeitiger wieder zum Vorschein. Manche Thiere
erwachen auch wol wärend ihres Winterschlafs
bey warmen Tagen zuweilen auf kurze Zeit,
und fallen beym folgenden Frost wieder in ihre
vorige Erstarrung. Die Stubenfliegen z. B.
die den Winter über in den Fenstern herum
liegen, ermuntern sich theils, wenn im Zim-
mer eingeheizt wird, und fallen in der Kälte
wieder für todt nieder.

§. 34.

So wie aber unzählige Thiere durch diesen
Winterschlaf in der rauhesten nahrlosesten Jahrs-
zeit, die ihnen sonst so leicht tödlich seyn könnte,
erhalten werden; so hat nun überhaupt die Vor-
sehung auch bey allen übrigen Thieren nach dem
Maas ihrer Bedürfnisse und der Gefahren de-

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000023">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0047" xml:id="pb035_0001" n="35"/>
wandlung bestehen, im Winter oft so durch-<lb/>
froren sind, daß sie, dem Leben des darin schla-<lb/>
fenden Thieres unbeschadet, wie Eiszapfen<lb/>
oder Glas klingen, wenn man sie auf die Erde<lb/>
fallen läßt. Der Winterschlaf ist bey einer-<lb/>
ley Thieren nach Verschiedenheit des Clima,<lb/>
oder der Witterung bald länger bald kürzer.<lb/>
Der Bär durchschläft in Nordlichen Zonen 5<lb/>
Monate, in Deutschland nur so viele Wo-<lb/>
chen. In harten Wintern liegt das Murmel-<lb/>
thier lange und tief in seiner Höle unter der<lb/>
Erde verborgen, in gelinden Wintern machts<lb/>
kein so tiefes Nest und kommt im Frühjahr<lb/>
zeitiger wieder zum Vorschein. Manche Thiere<lb/>
erwachen auch wol wärend ihres Winterschlafs<lb/>
bey warmen Tagen zuweilen auf kurze Zeit,<lb/>
und fallen beym folgenden Frost wieder in ihre<lb/>
vorige Erstarrung. Die Stubenfliegen z. B.<lb/>
die den Winter über in den Fenstern herum<lb/>
liegen, ermuntern sich theils, wenn im Zim-<lb/>
mer eingeheizt wird, und fallen in der Kälte<lb/>
wieder für todt nieder.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 34.</head><lb/>
          <p>So wie aber unzählige Thiere durch diesen<lb/>
Winterschlaf in der rauhesten nahrlosesten Jahrs-<lb/>
zeit, die ihnen sonst so leicht tödlich seyn könnte,<lb/>
erhalten werden; so hat nun überhaupt die Vor-<lb/>
sehung auch bey allen übrigen Thieren nach dem<lb/>
Maas ihrer Bedürfnisse und der Gefahren de-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[35/0047] wandlung bestehen, im Winter oft so durch- froren sind, daß sie, dem Leben des darin schla- fenden Thieres unbeschadet, wie Eiszapfen oder Glas klingen, wenn man sie auf die Erde fallen läßt. Der Winterschlaf ist bey einer- ley Thieren nach Verschiedenheit des Clima, oder der Witterung bald länger bald kürzer. Der Bär durchschläft in Nordlichen Zonen 5 Monate, in Deutschland nur so viele Wo- chen. In harten Wintern liegt das Murmel- thier lange und tief in seiner Höle unter der Erde verborgen, in gelinden Wintern machts kein so tiefes Nest und kommt im Frühjahr zeitiger wieder zum Vorschein. Manche Thiere erwachen auch wol wärend ihres Winterschlafs bey warmen Tagen zuweilen auf kurze Zeit, und fallen beym folgenden Frost wieder in ihre vorige Erstarrung. Die Stubenfliegen z. B. die den Winter über in den Fenstern herum liegen, ermuntern sich theils, wenn im Zim- mer eingeheizt wird, und fallen in der Kälte wieder für todt nieder. §. 34. So wie aber unzählige Thiere durch diesen Winterschlaf in der rauhesten nahrlosesten Jahrs- zeit, die ihnen sonst so leicht tödlich seyn könnte, erhalten werden; so hat nun überhaupt die Vor- sehung auch bey allen übrigen Thieren nach dem Maas ihrer Bedürfnisse und der Gefahren de-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/47
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/47>, abgerufen am 18.04.2024.