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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782.

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§. 80.

Wenn sattsame Materialien aus einen Hau-
sen zusammen gebracht worden, so setzt sich die
Mutter darauf nieder, dreht Kopf und Füsse
nach allen Seilen hin und her, mißt den Raum
für sich und ihre künftige Familie, webt und
flicht sodann alles durch einander, und giebt
ihrem Neste die Gestalt, die ihrer Lebensart
und den Bedürfnissen der Jungen aufs ge-
naueste entspricht. Die Form der Nester ist
bald mehr bald minder künstlich. Manche Vö-
gel, wie die Schnepfen, Trappen, Kybitze etc.
machen sich blos ein dürres Lager von Reis-
holz und Strohhalmen auf der platten Erde:
andere tragen sich nur ein weiches kunstloses
Bett in Löcher der Mauern, Felsenritzen und
hohle Bäume; so die Spechte, Heher, Do-
len, Widehopfe Sperlinge etc. Sehr viele, zu-
mal unter den Hünern. Tauben, und Sangvö-
geln geben ihrem Neste die Gestalt einer Halbku-
gel oder einer Schüssel: andere wie die Elstern
und Wasseramseln, eine fast kuglichte Form; noch
andere, wie die Schwanzmeise und der Pen-
dulin, die Figur eines Beutels; der Jupu-
juba u. a. Vögel aus dem Oriolus Geschlechte,
die von einem langen Beutel u. s. w.

§. 81.

Wenn endlich das Geschaffte des Nester-
baues vollendet ist, so legt die Mutter ihre

§. 80.

Wenn sattsame Materialien aus einen Hau-
sen zusammen gebracht worden, so setzt sich die
Mutter darauf nieder, dreht Kopf und Füsse
nach allen Seilen hin und her, mißt den Raum
für sich und ihre künftige Familie, webt und
flicht sodann alles durch einander, und giebt
ihrem Neste die Gestalt, die ihrer Lebensart
und den Bedürfnissen der Jungen aufs ge-
naueste entspricht. Die Form der Nester ist
bald mehr bald minder künstlich. Manche Vö-
gel, wie die Schnepfen, Trappen, Kybitze ꝛc.
machen sich blos ein dürres Lager von Reis-
holz und Strohhalmen auf der platten Erde:
andere tragen sich nur ein weiches kunstloses
Bett in Löcher der Mauern, Felsenritzen und
hohle Bäume; so die Spechte, Heher, Do-
len, Widehopfe Sperlinge ꝛc. Sehr viele, zu-
mal unter den Hünern. Tauben, und Sangvö-
geln geben ihrem Neste die Gestalt einer Halbku-
gel oder einer Schüssel: andere wie die Elstern
und Wasseramseln, eine fast kuglichte Form; noch
andere, wie die Schwanzmeise und der Pen-
dulin, die Figur eines Beutels; der Jupu-
juba u. a. Vögel aus dem Oriolus Geschlechte,
die von einem langen Beutel u. s. w.

§. 81.

Wenn endlich das Geschaffte des Nester-
baues vollendet ist, so legt die Mutter ihre

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[166/0178] §. 80. Wenn sattsame Materialien aus einen Hau- sen zusammen gebracht worden, so setzt sich die Mutter darauf nieder, dreht Kopf und Füsse nach allen Seilen hin und her, mißt den Raum für sich und ihre künftige Familie, webt und flicht sodann alles durch einander, und giebt ihrem Neste die Gestalt, die ihrer Lebensart und den Bedürfnissen der Jungen aufs ge- naueste entspricht. Die Form der Nester ist bald mehr bald minder künstlich. Manche Vö- gel, wie die Schnepfen, Trappen, Kybitze ꝛc. machen sich blos ein dürres Lager von Reis- holz und Strohhalmen auf der platten Erde: andere tragen sich nur ein weiches kunstloses Bett in Löcher der Mauern, Felsenritzen und hohle Bäume; so die Spechte, Heher, Do- len, Widehopfe Sperlinge ꝛc. Sehr viele, zu- mal unter den Hünern. Tauben, und Sangvö- geln geben ihrem Neste die Gestalt einer Halbku- gel oder einer Schüssel: andere wie die Elstern und Wasseramseln, eine fast kuglichte Form; noch andere, wie die Schwanzmeise und der Pen- dulin, die Figur eines Beutels; der Jupu- juba u. a. Vögel aus dem Oriolus Geschlechte, die von einem langen Beutel u. s. w. §. 81. Wenn endlich das Geschaffte des Nester- baues vollendet ist, so legt die Mutter ihre

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/178>, abgerufen am 18.04.2024.