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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782.

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Der Polype z. B. hat keine Augen, und doch
das feinste Gefühl vom Licht; die Schmeis-
fliege und viele andere Insecten haben Geruch,
ob wir gleich keine Nase an ihnen wahrnehmen.

§. 32.

Durch den anhaltenden Gebrauch werden
Nerven und Muskeln ermüdet, und sie brau-
chen von Zeit zu Zeit Ruhe zur Sammlung
neuer Kräfte, die ihnen der Schlaf gewärt.
Dem Menschen und den mehresten Grasfres-
senden Thieren ist die Nacht zu dieser Erho-
lung angewiesen; die Fleischfressenden hingegen,
auch die kränklichen Kackerlacken mit den licht-
scheuen bleichen Augen, und manche In-
secten müssen eben diese Stille der Nacht,
da die übrigen Geschöpfe der Ruhe pflegen,
zu Vollziehung ihrer Geschäfte benutzen, und
dagegen einen Theil des Tages zu ihrer Erho-
lung verwenden. So die weißen Mohren,
die Löwen, Hyänen, Wölfe, Katzen, Mar-
der, Mäuse, Fledermäuse, Eulen, Scha-
ben, Nachtzweyfalter u. a.m. Die Länge
der zu dieser Erholung nöthigen Zeit ist bey
den Thieren sehr verschieden; sie steht weder
mit der Grösse ihres Körpers, noch mit dem
Maasse ihrer Arbeiten in bestimmtem Ver-
hältnis. Ein Pferd z. B. schläft wenig, der Dachs
ungemein lange; und der Körper eines gesunden
erwachsenen Menschen braucht etwa fünf bis

Der Polype z. B. hat keine Augen, und doch
das feinste Gefühl vom Licht; die Schmeis-
fliege und viele andere Insecten haben Geruch,
ob wir gleich keine Nase an ihnen wahrnehmen.

§. 32.

Durch den anhaltenden Gebrauch werden
Nerven und Muskeln ermüdet, und sie brau-
chen von Zeit zu Zeit Ruhe zur Sammlung
neuer Kräfte, die ihnen der Schlaf gewärt.
Dem Menschen und den mehresten Grasfres-
senden Thieren ist die Nacht zu dieser Erho-
lung angewiesen; die Fleischfressenden hingegen,
auch die kränklichen Kackerlacken mit den licht-
scheuen bleichen Augen, und manche In-
secten müssen eben diese Stille der Nacht,
da die übrigen Geschöpfe der Ruhe pflegen,
zu Vollziehung ihrer Geschäfte benutzen, und
dagegen einen Theil des Tages zu ihrer Erho-
lung verwenden. So die weißen Mohren,
die Löwen, Hyänen, Wölfe, Katzen, Mar-
der, Mäuse, Fledermäuse, Eulen, Scha-
ben, Nachtzweyfalter u. a.m. Die Länge
der zu dieser Erholung nöthigen Zeit ist bey
den Thieren sehr verschieden; sie steht weder
mit der Grösse ihres Körpers, noch mit dem
Maasse ihrer Arbeiten in bestimmtem Ver-
hältnis. Ein Pferd z. B. schläft wenig, der Dachs
ungemein lange; und der Körper eines gesunden
erwachsenen Menschen braucht etwa fünf bis

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[33/0045] Der Polype z. B. hat keine Augen, und doch das feinste Gefühl vom Licht; die Schmeis- fliege und viele andere Insecten haben Geruch, ob wir gleich keine Nase an ihnen wahrnehmen. §. 32. Durch den anhaltenden Gebrauch werden Nerven und Muskeln ermüdet, und sie brau- chen von Zeit zu Zeit Ruhe zur Sammlung neuer Kräfte, die ihnen der Schlaf gewärt. Dem Menschen und den mehresten Grasfres- senden Thieren ist die Nacht zu dieser Erho- lung angewiesen; die Fleischfressenden hingegen, auch die kränklichen Kackerlacken mit den licht- scheuen bleichen Augen, und manche In- secten müssen eben diese Stille der Nacht, da die übrigen Geschöpfe der Ruhe pflegen, zu Vollziehung ihrer Geschäfte benutzen, und dagegen einen Theil des Tages zu ihrer Erho- lung verwenden. So die weißen Mohren, die Löwen, Hyänen, Wölfe, Katzen, Mar- der, Mäuse, Fledermäuse, Eulen, Scha- ben, Nachtzweyfalter u. a.m. Die Länge der zu dieser Erholung nöthigen Zeit ist bey den Thieren sehr verschieden; sie steht weder mit der Grösse ihres Körpers, noch mit dem Maasse ihrer Arbeiten in bestimmtem Ver- hältnis. Ein Pferd z. B. schläft wenig, der Dachs ungemein lange; und der Körper eines gesunden erwachsenen Menschen braucht etwa fünf bis

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/45>, abgerufen am 29.03.2024.