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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788.

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erreichen früh die bestimmte Größe
ihres Körpers, und dann ist ihr

ferneres Wachsthum bloßer Ersatz dessen, was
nach und nach durch die Bewegung der festen
Theile und durch den Umlauf der flüssigen, von
der Maschine abgenutzt wird. Einige Thiere
hingegen, wie die Crocodile, die großen Wasser-
schlangen etc. mehr aber noch viele Gewächse,
Eichen, Linden, Cedern etc. scheinen gar keine
bestimmte Größe zu haben sondern ihre ganze
Lebenszeit hindurch an Länge und Dicke zuzu-
nehmen.

§. 15.

Zum Wachsthum der organisirten K. gehört
auch ihre Reproduction, oder die merkwürdige
Eigenschaft, daß sich verstümmelte oder völlig
verlohrne Theile ihres Körpers von selbst wieder
ergänzen. Sie gehört zu den weisesten Einrich-
tungen in der Natur, und sichert die Thiere und
die Pflanzen bey tausend Gefahren, wo ihr Kör-
per verletzt wird: sie ist folglich auch nebst der
Ernährung überhaupt, einer der grösten Vor-
züge, wodurch die Maschinen aus der Hand
des Schöpfers bey weitem über die grösten Kunst-
werke der Menschen erhoben werden, als wel-
chen ihre Verfertiger keine Kraft mittheilen kön-
nen ihre Triebfedern und Räder, wenn sie ver-
bogen, verstümmelt und abgenutzt würden, von
selbst wieder herzustellen: eine Kraft, die hin-

erreichen früh die bestimmte Größe
ihres Körpers, und dann ist ihr

ferneres Wachsthum bloßer Ersatz dessen, was
nach und nach durch die Bewegung der festen
Theile und durch den Umlauf der flüssigen, von
der Maschine abgenutzt wird. Einige Thiere
hingegen, wie die Crocodile, die großen Wasser-
schlangen ꝛc. mehr aber noch viele Gewächse,
Eichen, Linden, Cedern ꝛc. scheinen gar keine
bestimmte Größe zu haben sondern ihre ganze
Lebenszeit hindurch an Länge und Dicke zuzu-
nehmen.

§. 15.

Zum Wachsthum der organisirten K. gehört
auch ihre Reproduction, oder die merkwürdige
Eigenschaft, daß sich verstümmelte oder völlig
verlohrne Theile ihres Körpers von selbst wieder
ergänzen. Sie gehört zu den weisesten Einrich-
tungen in der Natur, und sichert die Thiere und
die Pflanzen bey tausend Gefahren, wo ihr Kör-
per verletzt wird: sie ist folglich auch nebst der
Ernährung überhaupt, einer der grösten Vor-
züge, wodurch die Maschinen aus der Hand
des Schöpfers bey weitem über die grösten Kunst-
werke der Menschen erhoben werden, als wel-
chen ihre Verfertiger keine Kraft mittheilen kön-
nen ihre Triebfedern und Räder, wenn sie ver-
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[17/0037] erreichen früh die bestimmte Größe ihres Körpers, und dann ist ihr ferneres Wachsthum bloßer Ersatz dessen, was nach und nach durch die Bewegung der festen Theile und durch den Umlauf der flüssigen, von der Maschine abgenutzt wird. Einige Thiere hingegen, wie die Crocodile, die großen Wasser- schlangen ꝛc. mehr aber noch viele Gewächse, Eichen, Linden, Cedern ꝛc. scheinen gar keine bestimmte Größe zu haben sondern ihre ganze Lebenszeit hindurch an Länge und Dicke zuzu- nehmen. §. 15. Zum Wachsthum der organisirten K. gehört auch ihre Reproduction, oder die merkwürdige Eigenschaft, daß sich verstümmelte oder völlig verlohrne Theile ihres Körpers von selbst wieder ergänzen. Sie gehört zu den weisesten Einrich- tungen in der Natur, und sichert die Thiere und die Pflanzen bey tausend Gefahren, wo ihr Kör- per verletzt wird: sie ist folglich auch nebst der Ernährung überhaupt, einer der grösten Vor- züge, wodurch die Maschinen aus der Hand des Schöpfers bey weitem über die grösten Kunst- werke der Menschen erhoben werden, als wel- chen ihre Verfertiger keine Kraft mittheilen kön- nen ihre Triebfedern und Räder, wenn sie ver- bogen, verstümmelt und abgenutzt würden, von selbst wieder herzustellen: eine Kraft, die hin-

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/37>, abgerufen am 19.04.2024.