Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 32.

So wie aber unzählige Thiere durch diesen
Winterschlaf in der rauhesten nahrlosesten Jahrs-
zeit, die ihnen sonst so leicht tödlich seyn könnte,
erhalten werden; so hat nun überhaupt die Vor-
sehung auch bey allen übrigen Thieren nach dem
Maas ihrer Bedürfnisse und der Gefahren de-
nen sie bey ihrer bestimmten Lebensart ausge-
setzt seyn müssen, ihre eigene und ihres Geschlechts
Erhaltung auf die mannichfaltigste wunderbarste
Weise gesichert. So weit wir jetzt die Schö-
pfung kennen, enthält sie auch nicht ein einziges
von ihrem Schöpfer vergessenes, verwahrlostes
Geschöpf: und es ist daher nichts weniger als
scharfsinnig wenn sich einige Sophisten haben
beykommen lassen, manche Thiere wie z. B. das
Faulthier als unglücklich und von der Natur zum
Leiden bestimmt zu verschreien. Schon der Kör-
perbau der mehresten Thiere zweckt aufs augen-
scheinlichste zu ihrer Selbsterhaltung ab; indem
manche wie z. B. die Polypen, wegen ihrer star-
ken Reproductionskraft fast unzerstörbar sind,
andre durch die äußern Bekleidungen ihres Kör-
pers, durch Schuppen, Schilder, Schaalen,
Flügeldecken etc. gegen die Anfälle vieler Feinde
(wie z. B. das Stachelschwein gegen die Macht
des Löwen) gesichert werden; andre mit aus-
nehmender Stärke oder mit mancherley Waf-
fen, Hörnern, Zähnen, Klauen, oder theils
mit Gift versehen sind u. s. w.

§. 32.

So wie aber unzählige Thiere durch diesen
Winterschlaf in der rauhesten nahrlosesten Jahrs-
zeit, die ihnen sonst so leicht tödlich seyn könnte,
erhalten werden; so hat nun überhaupt die Vor-
sehung auch bey allen übrigen Thieren nach dem
Maas ihrer Bedürfnisse und der Gefahren de-
nen sie bey ihrer bestimmten Lebensart ausge-
setzt seyn müssen, ihre eigene und ihres Geschlechts
Erhaltung auf die mannichfaltigste wunderbarste
Weise gesichert. So weit wir jetzt die Schö-
pfung kennen, enthält sie auch nicht ein einziges
von ihrem Schöpfer vergessenes, verwahrlostes
Geschöpf: und es ist daher nichts weniger als
scharfsinnig wenn sich einige Sophisten haben
beykommen lassen, manche Thiere wie z. B. das
Faulthier als unglücklich und von der Natur zum
Leiden bestimmt zu verschreien. Schon der Kör-
perbau der mehresten Thiere zweckt aufs augen-
scheinlichste zu ihrer Selbsterhaltung ab; indem
manche wie z. B. die Polypen, wegen ihrer star-
ken Reproductionskraft fast unzerstörbar sind,
andre durch die äußern Bekleidungen ihres Kör-
pers, durch Schuppen, Schilder, Schaalen,
Flügeldecken ꝛc. gegen die Anfälle vieler Feinde
(wie z. B. das Stachelschwein gegen die Macht
des Löwen) gesichert werden; andre mit aus-
nehmender Stärke oder mit mancherley Waf-
fen, Hörnern, Zähnen, Klauen, oder theils
mit Gift versehen sind u. s. w.

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000024">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0054" xml:id="pb034_0001" n="34"/>
          <head rendition="#c">§. 32.</head><lb/>
          <p>So wie aber unzählige Thiere durch diesen<lb/>
Winterschlaf in der rauhesten                         nahrlosesten Jahrs-<lb/>
zeit, die ihnen sonst so leicht                         tödlich seyn könnte,<lb/>
erhalten werden; so hat nun überhaupt die Vor-<lb type="inWord"/>
sehung auch bey allen übrigen Thieren nach dem<lb/>
Maas ihrer                         Bedürfnisse und der Gefahren de-<lb/>
nen sie bey ihrer                         bestimmten Lebensart ausge-<lb/>
setzt seyn müssen, ihre eigene                         und ihres Geschlechts<lb/>
Erhaltung auf die mannichfaltigste                         wunderbarste<lb/>
Weise gesichert. So weit wir jetzt die Schö-<lb type="inWord"/>
pfung kennen, enthält sie auch nicht ein einziges<lb/>
von                         ihrem Schöpfer vergessenes, verwahrlostes<lb/>
Geschöpf: und es ist daher                         nichts weniger als<lb/>
scharfsinnig wenn sich einige Sophisten                         haben<lb/>
beykommen lassen, manche Thiere wie z. B. das<lb/>
Faulthier als                         unglücklich und von der Natur zum<lb/>
Leiden bestimmt zu verschreien. Schon                         der Kör-<lb/>
perbau der mehresten Thiere zweckt aufs augen-<lb type="inWord"/>
scheinlichste zu ihrer Selbsterhaltung ab; indem<lb/>
manche                         wie z. B. die Polypen, wegen ihrer star-<lb/>
ken                         Reproductionskraft fast unzerstörbar sind,<lb/>
andre durch die äußern                         Bekleidungen ihres Kör-<lb/>
pers, durch Schuppen, Schilder,                         Schaalen,<lb/>
Flügeldecken &#xA75B;c. gegen die Anfälle vieler Feinde<lb/>
(wie                         z. B. das Stachelschwein gegen die Macht<lb/>
des Löwen) gesichert werden;                         andre mit aus-<lb/>
nehmender Stärke oder mit mancherley                         Waf-<lb/>
fen, Hörnern, Zähnen, Klauen, oder theils<lb/>
mit                         Gift versehen sind u. s. w.</p>
        </div>
        <div n="2">
</div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34/0054] §. 32. So wie aber unzählige Thiere durch diesen Winterschlaf in der rauhesten nahrlosesten Jahrs- zeit, die ihnen sonst so leicht tödlich seyn könnte, erhalten werden; so hat nun überhaupt die Vor- sehung auch bey allen übrigen Thieren nach dem Maas ihrer Bedürfnisse und der Gefahren de- nen sie bey ihrer bestimmten Lebensart ausge- setzt seyn müssen, ihre eigene und ihres Geschlechts Erhaltung auf die mannichfaltigste wunderbarste Weise gesichert. So weit wir jetzt die Schö- pfung kennen, enthält sie auch nicht ein einziges von ihrem Schöpfer vergessenes, verwahrlostes Geschöpf: und es ist daher nichts weniger als scharfsinnig wenn sich einige Sophisten haben beykommen lassen, manche Thiere wie z. B. das Faulthier als unglücklich und von der Natur zum Leiden bestimmt zu verschreien. Schon der Kör- perbau der mehresten Thiere zweckt aufs augen- scheinlichste zu ihrer Selbsterhaltung ab; indem manche wie z. B. die Polypen, wegen ihrer star- ken Reproductionskraft fast unzerstörbar sind, andre durch die äußern Bekleidungen ihres Kör- pers, durch Schuppen, Schilder, Schaalen, Flügeldecken ꝛc. gegen die Anfälle vieler Feinde (wie z. B. das Stachelschwein gegen die Macht des Löwen) gesichert werden; andre mit aus- nehmender Stärke oder mit mancherley Waf- fen, Hörnern, Zähnen, Klauen, oder theils mit Gift versehen sind u. s. w.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/54
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/54>, abgerufen am 18.04.2024.