Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite

nach 9 u. s. w. und zwar meist zur bestimmten
Zeiten, daß man beym Spatziergehen blos aus
der noch offnen oder schon geschloßnen Blüthe
solcher Gewächse die Stunde wissen kan.

§. 176.

Außerdem zeigen auch noch viele Pflanzen
verschiedne andre Arten von eigenthümlicher Be-
wegung; wohin z. B. meist bey allen ihr Zug
nach dem ihnen auf so vielfache Weise so äußerst
wohlthätigen Licht gehört, als welcher Zug bey
weitem nicht blos an den Sonnenblumen, son-
dern fast an allen Gewächsen zu merken ist:
zumal in Treibhäusern, wo sich oft die Blüthen
so sehr nach der Hellung an die Glasfenster
drängen als ob sie dawider gepreßt wären. Fer
ner bewegen sich manche Theile gewisser Gewächse
sehr lebhaft wenn sie berührt werden; wie z. B.
die Blätter und Zweige des Fühlkrauts (mimosa
pudica
), oder der auerrhoa carambola, oder die
Venus- Fliegenfalle (dionaea muscipula) deren
Blättgen, wenn sich auch nur eine Mükke dar-
auf setzt, augenblicklich zusammenklappen und
das Insect zerdrücken.

§. 177.

So merkwürdig inzwischen alle diese Bewe-
gungen sind, und so sinnliche Beweise sie von
der Gegenwart und Stärke der Lebenskräfte in
den Gewächsen abgeben, so unterscheiden, sie sich
doch bey genauer Prüfung aufs deutlichste von

nach 9 u. s. w. und zwar meist zur bestimmten
Zeiten, daß man beym Spatziergehen blos aus
der noch offnen oder schon geschloßnen Blüthe
solcher Gewächse die Stunde wissen kan.

§. 176.

Außerdem zeigen auch noch viele Pflanzen
verschiedne andre Arten von eigenthümlicher Be-
wegung; wohin z. B. meist bey allen ihr Zug
nach dem ihnen auf so vielfache Weise so äußerst
wohlthätigen Licht gehört, als welcher Zug bey
weitem nicht blos an den Sonnenblumen, son-
dern fast an allen Gewächsen zu merken ist:
zumal in Treibhäusern, wo sich oft die Blüthen
so sehr nach der Hellung an die Glasfenster
drängen als ob sie dawider gepreßt wären. Fer
ner bewegen sich manche Theile gewisser Gewächse
sehr lebhaft wenn sie berührt werden; wie z. B.
die Blätter und Zweige des Fühlkrauts (mimosa
pudica
), oder der auerrhoa carambola, oder die
Venus- Fliegenfalle (dionaea muscipula) deren
Blättgen, wenn sich auch nur eine Mükke dar-
auf setzt, augenblicklich zusammenklappen und
das Insect zerdrücken.

§. 177.

So merkwürdig inzwischen alle diese Bewe-
gungen sind, und so sinnliche Beweise sie von
der Gegenwart und Stärke der Lebenskräfte in
den Gewächsen abgeben, so unterscheiden, sie sich
doch bey genauer Prüfung aufs deutlichste von

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000024">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0548" xml:id="pb528_0001" n="528"/>
nach 9 u. s. w. und zwar meist zur                         bestimmten<lb/>
Zeiten, daß man beym Spatziergehen blos aus<lb/>
der noch                         offnen oder schon geschloßnen Blüthe<lb/>
solcher Gewächse die Stunde wissen                         kan.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 176.</head><lb/>
          <p>Außerdem zeigen auch noch viele Pflanzen<lb/>
verschiedne andre Arten von                         eigenthümlicher Be-<lb/>
wegung; wohin z. B. meist bey allen ihr                         Zug<lb/>
nach dem ihnen auf so vielfache Weise so äußerst<lb/>
wohlthätigen                         Licht gehört, als welcher Zug bey<lb/>
weitem nicht blos an den Sonnenblumen,                         son-<lb/>
dern fast an allen Gewächsen zu merken ist:<lb/>
zumal                         in Treibhäusern, wo sich oft die Blüthen<lb/>
so sehr nach der Hellung an die                         Glasfenster<lb/>
drängen als ob sie dawider gepreßt wären. Fer<lb/>
ner                         bewegen sich manche Theile gewisser Gewächse<lb/>
sehr lebhaft wenn sie                         berührt werden; wie z. B.<lb/>
die Blätter und Zweige des Fühlkrauts (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">mimosa<lb/>
pudica</hi></hi>), oder der <hi rendition="#aq">auerrhoa <hi rendition="#i">carambola</hi></hi>, oder                         die<lb/>
Venus- Fliegenfalle (<hi rendition="#aq">dionaea <hi rendition="#i">muscipula</hi></hi>) deren<lb/>
Blättgen, wenn sich auch nur eine Mükke                         dar-<lb/>
auf setzt, augenblicklich zusammenklappen und<lb/>
das                         Insect zerdrücken.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 177.</head><lb/>
          <p>So merkwürdig inzwischen alle diese Bewe-<lb/>
gungen sind, und                         so sinnliche Beweise sie von<lb/>
der Gegenwart und Stärke der Lebenskräfte                         in<lb/>
den Gewächsen abgeben, so unterscheiden, sie sich<lb/>
doch bey                         genauer Prüfung aufs deutlichste von<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[528/0548] nach 9 u. s. w. und zwar meist zur bestimmten Zeiten, daß man beym Spatziergehen blos aus der noch offnen oder schon geschloßnen Blüthe solcher Gewächse die Stunde wissen kan. §. 176. Außerdem zeigen auch noch viele Pflanzen verschiedne andre Arten von eigenthümlicher Be- wegung; wohin z. B. meist bey allen ihr Zug nach dem ihnen auf so vielfache Weise so äußerst wohlthätigen Licht gehört, als welcher Zug bey weitem nicht blos an den Sonnenblumen, son- dern fast an allen Gewächsen zu merken ist: zumal in Treibhäusern, wo sich oft die Blüthen so sehr nach der Hellung an die Glasfenster drängen als ob sie dawider gepreßt wären. Fer ner bewegen sich manche Theile gewisser Gewächse sehr lebhaft wenn sie berührt werden; wie z. B. die Blätter und Zweige des Fühlkrauts (mimosa pudica), oder der auerrhoa carambola, oder die Venus- Fliegenfalle (dionaea muscipula) deren Blättgen, wenn sich auch nur eine Mükke dar- auf setzt, augenblicklich zusammenklappen und das Insect zerdrücken. §. 177. So merkwürdig inzwischen alle diese Bewe- gungen sind, und so sinnliche Beweise sie von der Gegenwart und Stärke der Lebenskräfte in den Gewächsen abgeben, so unterscheiden, sie sich doch bey genauer Prüfung aufs deutlichste von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/548
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788, S. 528. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/548>, abgerufen am 18.04.2024.