Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 77.

Die Vögel sind für die Haushaltung der
Natur im ganzen, ungemein wichtige Geschöpfe,
obgleich ihre unmittelbare Brauchbarkeit fürs
Menschengeschlecht nicht so mannichfaltig ist, als
der Säugethiere ihre. Fürs erste ist es gewiß
keiner ihrer geringsten Vorzüge, daß sie unter
allen andern Thieren am allermeisten Leben und
Munterkeit in die ganze Schöpfung verbreiten!
Ferner vertilgen sie unzälige Insecten, und die
gänzliche Ausrottung mancher vermeintlich schäd-
lichen Vögel, der Sperlinge, Krähen etc. in
manchen Gegenden, hat eine ungleich schädlichere
Vermehrung des Ungeziefers, und ähnliche nach-
theilige Folgen nach sich gezogen. Andere ver-
zehren grössere Thiere, Feldmäuse, Schlangen,
Frösche, Eidexen etc. oder Aeser, und beugen
dadurch sowol dem Miswachs als der Infection
der Luft vor. Eben so haben unzälige Vögel
die grosse Bestimmung, so mancherley Unkraut
auszurotten, und seinen Wucher zu verhindern.
Von der andern Seite wird auch die Vermeh-
rung und Fortpflanzung der Thiere sowohl,
als der Gewächse, durch Vögel befördert. So
weis man z. B. daß die wilden Gänse bey ihren
Zügen fruchtbare Fischeyer in entfernte Teiche
übertragen, und sie dadurch zuweilen fischreich
machen. Sehr viele Vögel verschlucken Saa-
menkörner die sie nachher wieder ganz von sich
geben und dadurch die Verbreitung derselben be-

§. 77.

Die Vögel sind für die Haushaltung der
Natur im ganzen, ungemein wichtige Geschöpfe,
obgleich ihre unmittelbare Brauchbarkeit fürs
Menschengeschlecht nicht so mannichfaltig ist, als
der Säugethiere ihre. Fürs erste ist es gewiß
keiner ihrer geringsten Vorzüge, daß sie unter
allen andern Thieren am allermeisten Leben und
Munterkeit in die ganze Schöpfung verbreiten!
Ferner vertilgen sie unzälige Insecten, und die
gänzliche Ausrottung mancher vermeintlich schäd-
lichen Vögel, der Sperlinge, Krähen ꝛc. in
manchen Gegenden, hat eine ungleich schädlichere
Vermehrung des Ungeziefers, und ähnliche nach-
theilige Folgen nach sich gezogen. Andere ver-
zehren grössere Thiere, Feldmäuse, Schlangen,
Frösche, Eidexen ꝛc. oder Aeser, und beugen
dadurch sowol dem Miswachs als der Infection
der Luft vor. Eben so haben unzälige Vögel
die grosse Bestimmung, so mancherley Unkraut
auszurotten, und seinen Wucher zu verhindern.
Von der andern Seite wird auch die Vermeh-
rung und Fortpflanzung der Thiere sowohl,
als der Gewächse, durch Vögel befördert. So
weis man z. B. daß die wilden Gänse bey ihren
Zügen fruchtbare Fischeyer in entfernte Teiche
übertragen, und sie dadurch zuweilen fischreich
machen. Sehr viele Vögel verschlucken Saa-
menkörner die sie nachher wieder ganz von sich
geben und dadurch die Verbreitung derselben be-

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000024">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0183" xml:id="pb163_0001" n="163"/>
          <head rendition="#c">§. 77.</head><lb/>
          <p>Die Vögel sind für die Haushaltung der<lb/>
Natur im ganzen, ungemein wichtige                         Geschöpfe,<lb/>
obgleich ihre unmittelbare Brauchbarkeit                         fürs<lb/>
Menschengeschlecht nicht so mannichfaltig ist, als<lb/>
der                         Säugethiere ihre. Fürs erste ist es gewiß<lb/>
keiner ihrer geringsten                         Vorzüge, daß sie unter<lb/>
allen andern Thieren am allermeisten Leben                         und<lb/>
Munterkeit in die ganze Schöpfung verbreiten!<lb/>
Ferner vertilgen                         sie unzälige Insecten, und die<lb/>
gänzliche Ausrottung mancher vermeintlich                         schäd-<lb/>
lichen Vögel, der Sperlinge, Krähen &#xA75B;c.                         in<lb/>
manchen Gegenden, hat eine ungleich schädlichere<lb/>
Vermehrung des                         Ungeziefers, und ähnliche nach-<lb/>
theilige Folgen nach sich                         gezogen. Andere ver-<lb/>
zehren grössere Thiere, Feldmäuse,                         Schlangen,<lb/>
Frösche, Eidexen &#xA75B;c. oder Aeser, und beugen<lb/>
dadurch                         sowol dem Miswachs als der Infection<lb/>
der Luft vor. Eben so haben                         unzälige Vögel<lb/>
die grosse Bestimmung, so mancherley                         Unkraut<lb/>
auszurotten, und seinen Wucher zu verhindern.<lb/>
Von der andern                         Seite wird auch die Vermeh-<lb/>
rung und Fortpflanzung der                         Thiere sowohl,<lb/>
als der Gewächse, durch Vögel befördert. So<lb/>
weis man                         z. B. daß die wilden Gänse bey ihren<lb/>
Zügen fruchtbare Fischeyer in                         entfernte Teiche<lb/>
übertragen, und sie dadurch zuweilen                         fischreich<lb/>
machen. Sehr viele Vögel verschlucken Saa-<lb/>
menkörner die sie nachher wieder ganz von sich<lb/>
geben und dadurch die                         Verbreitung derselben be-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[163/0183] §. 77. Die Vögel sind für die Haushaltung der Natur im ganzen, ungemein wichtige Geschöpfe, obgleich ihre unmittelbare Brauchbarkeit fürs Menschengeschlecht nicht so mannichfaltig ist, als der Säugethiere ihre. Fürs erste ist es gewiß keiner ihrer geringsten Vorzüge, daß sie unter allen andern Thieren am allermeisten Leben und Munterkeit in die ganze Schöpfung verbreiten! Ferner vertilgen sie unzälige Insecten, und die gänzliche Ausrottung mancher vermeintlich schäd- lichen Vögel, der Sperlinge, Krähen ꝛc. in manchen Gegenden, hat eine ungleich schädlichere Vermehrung des Ungeziefers, und ähnliche nach- theilige Folgen nach sich gezogen. Andere ver- zehren grössere Thiere, Feldmäuse, Schlangen, Frösche, Eidexen ꝛc. oder Aeser, und beugen dadurch sowol dem Miswachs als der Infection der Luft vor. Eben so haben unzälige Vögel die grosse Bestimmung, so mancherley Unkraut auszurotten, und seinen Wucher zu verhindern. Von der andern Seite wird auch die Vermeh- rung und Fortpflanzung der Thiere sowohl, als der Gewächse, durch Vögel befördert. So weis man z. B. daß die wilden Gänse bey ihren Zügen fruchtbare Fischeyer in entfernte Teiche übertragen, und sie dadurch zuweilen fischreich machen. Sehr viele Vögel verschlucken Saa- menkörner die sie nachher wieder ganz von sich geben und dadurch die Verbreitung derselben be-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/183
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/183>, abgerufen am 29.03.2024.