Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 173.

Diese verschiednen Theile sind um so merk-
würdiger je wichtiger die Verrichtung der Blät-
ter selbst ist, da sie einerseits die überflüssigen
Säfte der Pflanzen, gleichsam ihren Auswurf
(§. 13.), und darunter vorzüglich in der Hellung
so viele den Menschen und andern rothblütigen
Thieren so wohlthätige dephlogistisirte Luft aus-
dunsten; andernseits aber sehr vieles Phlogiston
und andre lustartige Flüßigkeiten, auch wäßrige
Dünste etc. aus der Atmosphäre einsaugen; mit-
hin einen sehr beträchtlichen Antheil an der Er-
nährung der Gewächse und dadurch zugleich einen
so äußerst wichtigen Einfluß auf die Haushaltung
der Natur im Großen haben.

Anm. Daher erklärt sich auch, wie oft die saftvollsten
Wanzen, z. B. das Hauslauch auf trocknen Dä
chern, dennoch im besten Flor stehen, und andre
mit fast ganz nackten Wurzeln an kahlen Felsen
umher ranken können u. s. w.

§. 174.

Bey den mehresten Gewächsen der kältern
Himmelsstriche sind doch diese so wichtigen Theile
ein vergänglicher Schmuck, womit sie blos den
Sommer hindurch geziert sind, der hingegen mit
Annäherung des Winters vertrocknet, welkt und
theils abfällt. Daß dieses entblättern haupt-
sächlich durch den Frost bewirkt werde, der die
Gewächse in ihren Winterschlaf versenkt, und
so wie bey den Thieren den Lauf ihrer Säfte

§. 173.

Diese verschiednen Theile sind um so merk-
würdiger je wichtiger die Verrichtung der Blät-
ter selbst ist, da sie einerseits die überflüssigen
Säfte der Pflanzen, gleichsam ihren Auswurf
(§. 13.), und darunter vorzüglich in der Hellung
so viele den Menschen und andern rothblütigen
Thieren so wohlthätige dephlogistisirte Luft aus-
dunsten; andernseits aber sehr vieles Phlogiston
und andre lustartige Flüßigkeiten, auch wäßrige
Dünste ꝛc. aus der Atmosphäre einsaugen; mit-
hin einen sehr beträchtlichen Antheil an der Er-
nährung der Gewächse und dadurch zugleich einen
so äußerst wichtigen Einfluß auf die Haushaltung
der Natur im Großen haben.

Anm. Daher erklärt sich auch, wie oft die saftvollsten
Wanzen, z. B. das Hauslauch auf trocknen Dä
chern, dennoch im besten Flor stehen, und andre
mit fast ganz nackten Wurzeln an kahlen Felsen
umher ranken können u. s. w.

§. 174.

Bey den mehresten Gewächsen der kältern
Himmelsstriche sind doch diese so wichtigen Theile
ein vergänglicher Schmuck, womit sie blos den
Sommer hindurch geziert sind, der hingegen mit
Annäherung des Winters vertrocknet, welkt und
theils abfällt. Daß dieses entblättern haupt-
sächlich durch den Frost bewirkt werde, der die
Gewächse in ihren Winterschlaf versenkt, und
so wie bey den Thieren den Lauf ihrer Säfte

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000024">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0546" xml:id="pb526_0001" n="526"/>
          <head rendition="#c">§. 173.</head><lb/>
          <p>Diese verschiednen Theile sind um so merk-<lb/>
würdiger je                         wichtiger die Verrichtung der Blät-<lb/>
ter selbst ist, da sie                         einerseits die überflüssigen<lb/>
Säfte der Pflanzen, gleichsam ihren                         Auswurf<lb/>
(§. 13.), und darunter vorzüglich in der Hellung<lb/>
so viele                         den Menschen und andern rothblütigen<lb/>
Thieren so wohlthätige                         dephlogistisirte Luft aus-<lb/>
dunsten; andernseits aber sehr                         vieles Phlogiston<lb/>
und andre lustartige Flüßigkeiten, auch                         wäßrige<lb/>
Dünste &#xA75B;c. aus der Atmosphäre einsaugen; mit-<lb/>
hin einen sehr beträchtlichen Antheil an der Er-<lb/>
nährung                         der Gewächse und dadurch zugleich einen<lb/>
so äußerst wichtigen Einfluß auf                         die Haushaltung<lb/>
der Natur im Großen haben.</p>
          <p rendition="#indent-1 #small">Anm. Daher erklärt sich auch, wie oft die                         saftvollsten<lb/>
Wanzen, z. B. das Hauslauch auf trocknen Dä<lb/>
chern,                         dennoch im besten Flor stehen, und andre<lb/>
mit fast ganz nackten Wurzeln                         an kahlen Felsen<lb/>
umher ranken können u. s. w.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 174.</head><lb/>
          <p>Bey den mehresten Gewächsen der kältern<lb/>
Himmelsstriche sind doch diese so                         wichtigen Theile<lb/>
ein vergänglicher Schmuck, womit sie blos                         den<lb/>
Sommer hindurch geziert sind, der hingegen mit<lb/>
Annäherung des                         Winters vertrocknet, welkt und<lb/>
theils abfällt. Daß dieses entblättern                         haupt-<lb/>
sächlich durch den Frost bewirkt werde, der                         die<lb/>
Gewächse in ihren Winterschlaf versenkt, und<lb/>
so wie bey den                         Thieren den Lauf ihrer Säfte<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[526/0546] §. 173. Diese verschiednen Theile sind um so merk- würdiger je wichtiger die Verrichtung der Blät- ter selbst ist, da sie einerseits die überflüssigen Säfte der Pflanzen, gleichsam ihren Auswurf (§. 13.), und darunter vorzüglich in der Hellung so viele den Menschen und andern rothblütigen Thieren so wohlthätige dephlogistisirte Luft aus- dunsten; andernseits aber sehr vieles Phlogiston und andre lustartige Flüßigkeiten, auch wäßrige Dünste ꝛc. aus der Atmosphäre einsaugen; mit- hin einen sehr beträchtlichen Antheil an der Er- nährung der Gewächse und dadurch zugleich einen so äußerst wichtigen Einfluß auf die Haushaltung der Natur im Großen haben. Anm. Daher erklärt sich auch, wie oft die saftvollsten Wanzen, z. B. das Hauslauch auf trocknen Dä chern, dennoch im besten Flor stehen, und andre mit fast ganz nackten Wurzeln an kahlen Felsen umher ranken können u. s. w. §. 174. Bey den mehresten Gewächsen der kältern Himmelsstriche sind doch diese so wichtigen Theile ein vergänglicher Schmuck, womit sie blos den Sommer hindurch geziert sind, der hingegen mit Annäherung des Winters vertrocknet, welkt und theils abfällt. Daß dieses entblättern haupt- sächlich durch den Frost bewirkt werde, der die Gewächse in ihren Winterschlaf versenkt, und so wie bey den Thieren den Lauf ihrer Säfte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/546
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/546>, abgerufen am 19.04.2024.