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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788.

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I. CALCARIA. Kalk-Erde.

Die kalkartigen Steine, bey welchen nem-
lich die Kalk-Erde den Hauptbestandtheil aus-
macht, sind gewöhnlich weich, so daß sie weder
in Glas schneiden noch am Stahl Feuer geben,
und im Feuer mürbe gebrannt werden. Es ge-
hören dahin vorzüglich folgende 6 Geschlechter:

1. calx aerata. Kalk mit Luftsäure ver-
bunden.

Wenn die Luftsäure womit der Kalk in diesen
Geschlechtern verbunden ist, durch Feuer aus
ihnen betrieben wird, so entsteht dadurch der
caustische ungelöschte Kalt. Wird sie aber durch
andre Säuren daraus verjagt so zeigt sich das
Aufbrausen.

Dieses kalkartige Geschlecht ist überall in der
Schöpfung verbreitet. Unzählige Flöz-Gebirge
(§. 228. III.) die wie gesagt das Grab der See-
thiere der Vorwelt auszumachen scheinen, beste-
hen aus Kalk. Und da dieser auch den Haupt-
stoff der Muschelschaalen, der Corallenstämme
und selbst aller Knochen von Menschen u. a. roth-
blüthigen Thieren ausmacht, so sind einige neuere
Naturforscher dadurch auf die Behauptung ver-
fallen, allen Kalk in unsrer Erde von thieri-
schem Ursprunge abzuleiten. Eine Meynung die
unter andern auch schon durch das Beyspiel der
einfachen keine Spur von Petrefacten enthalten-
den Kalk-Gebirge die oben (§. 228 II.) mit zu
den Gang-Gebirgen gezählt worden, widerlegt

I. CALCARIA. Kalk-Erde.

Die kalkartigen Steine, bey welchen nem-
lich die Kalk-Erde den Hauptbestandtheil aus-
macht, sind gewöhnlich weich, so daß sie weder
in Glas schneiden noch am Stahl Feuer geben,
und im Feuer mürbe gebrannt werden. Es ge-
hören dahin vorzüglich folgende 6 Geschlechter:

1. calx aërata. Kalk mit Luftsäure ver-
bunden.

Wenn die Luftsäure womit der Kalk in diesen
Geschlechtern verbunden ist, durch Feuer aus
ihnen betrieben wird, so entsteht dadurch der
caustische ungelöschte Kalt. Wird sie aber durch
andre Säuren daraus verjagt so zeigt sich das
Aufbrausen.

Dieses kalkartige Geschlecht ist überall in der
Schöpfung verbreitet. Unzählige Flöz-Gebirge
(§. 228. III.) die wie gesagt das Grab der See-
thiere der Vorwelt auszumachen scheinen, beste-
hen aus Kalk. Und da dieser auch den Haupt-
stoff der Muschelschaalen, der Corallenstämme
und selbst aller Knochen von Menschen u. a. roth-
blüthigen Thieren ausmacht, so sind einige neuere
Naturforscher dadurch auf die Behauptung ver-
fallen, allen Kalk in unsrer Erde von thieri-
schem Ursprunge abzuleiten. Eine Meynung die
unter andern auch schon durch das Beyspiel der
einfachen keine Spur von Petrefacten enthalten-
den Kalk-Gebirge die oben (§. 228 II.) mit zu
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[569/0589] I. CALCARIA. Kalk-Erde. Die kalkartigen Steine, bey welchen nem- lich die Kalk-Erde den Hauptbestandtheil aus- macht, sind gewöhnlich weich, so daß sie weder in Glas schneiden noch am Stahl Feuer geben, und im Feuer mürbe gebrannt werden. Es ge- hören dahin vorzüglich folgende 6 Geschlechter: 1. calx aërata. Kalk mit Luftsäure ver- bunden. Wenn die Luftsäure womit der Kalk in diesen Geschlechtern verbunden ist, durch Feuer aus ihnen betrieben wird, so entsteht dadurch der caustische ungelöschte Kalt. Wird sie aber durch andre Säuren daraus verjagt so zeigt sich das Aufbrausen. Dieses kalkartige Geschlecht ist überall in der Schöpfung verbreitet. Unzählige Flöz-Gebirge (§. 228. III.) die wie gesagt das Grab der See- thiere der Vorwelt auszumachen scheinen, beste- hen aus Kalk. Und da dieser auch den Haupt- stoff der Muschelschaalen, der Corallenstämme und selbst aller Knochen von Menschen u. a. roth- blüthigen Thieren ausmacht, so sind einige neuere Naturforscher dadurch auf die Behauptung ver- fallen, allen Kalk in unsrer Erde von thieri- schem Ursprunge abzuleiten. Eine Meynung die unter andern auch schon durch das Beyspiel der einfachen keine Spur von Petrefacten enthalten- den Kalk-Gebirge die oben (§. 228 II.) mit zu den Gang-Gebirgen gezählt worden, widerlegt

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/589>, abgerufen am 18.04.2024.