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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 6. Aufl. Göttingen, 1799.

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ten Gestalt, als Larven, sich ein Gehäuse zum
Aufenthalte und zum Schutze verfertigen; oder
sich, um die Verwandlung und den langen Todes-
schlaf zu bestehen, ein Lager bereiten, sich ein-
spinnen etc., oder die sich wie die Ameisenlöwen
Fallen, und wie die Spinnen Netze für ihren
Raub verfertigen; oder die wie manche Was-
serkäfer und Spinnen, zur Sicherheit für ihre
Nachkommenschaft, Säcke oder Nester zuberei-
ten, denen sie ihre Eyer anvertrauen können.
Manche von denen, die in gesellschaftlicher Ver-
bindung leben, bauen sich mit vereinten Kräften,
und nach den Gesetzen einer äußerst regelmäßigen
ihnen angebornen Meßkunst, gemeinschaftliche
Wohnungen u. s. w.

§. 133.

Bey der Ernährungsart der Insecten sieht
man offenbar, daß dieselbe nicht, wie bey den al-
lermehrsten rothblütigen Thieren, bloß auf ihre
Selbsterhaltung, sondern hauptsächlich darauf ab-
zweckt, daß sie organisirte Materie consumiren
sollen. Sie müssen essen, nicht bloß um satt zu
werden, sondern um zugleich Aas zu verzehren,
um selbst wieder andre lebendige Insecten aufzu-
reiben etc., um Unkraut zu vertilgen u. s. w. -
eine große Bestimmung, zu deren Erfüllung
vielen dieser kleinen Thierchen, theils ihre äußerst
starke Vermehrung, theils ihre beyspiellos hef-
tige Freßgierde und schnelle Verdauung bey einem

ten Gestalt, als Larven, sich ein Gehäuse zum
Aufenthalte und zum Schutze verfertigen; oder
sich, um die Verwandlung und den langen Todes-
schlaf zu bestehen, ein Lager bereiten, sich ein-
spinnen ꝛc., oder die sich wie die Ameisenlöwen
Fallen, und wie die Spinnen Netze für ihren
Raub verfertigen; oder die wie manche Was-
serkäfer und Spinnen, zur Sicherheit für ihre
Nachkommenschaft, Säcke oder Nester zuberei-
ten, denen sie ihre Eyer anvertrauen können.
Manche von denen, die in gesellschaftlicher Ver-
bindung leben, bauen sich mit vereinten Kräften,
und nach den Gesetzen einer äußerst regelmäßigen
ihnen angebornen Meßkunst, gemeinschaftliche
Wohnungen u. s. w.

§. 133.

Bey der Ernährungsart der Insecten sieht
man offenbar, daß dieselbe nicht, wie bey den al-
lermehrsten rothblütigen Thieren, bloß auf ihre
Selbsterhaltung, sondern hauptsächlich darauf ab-
zweckt, daß sie organisirte Materie consumiren
sollen. Sie müssen essen, nicht bloß um satt zu
werden, sondern um zugleich Aas zu verzehren,
um selbst wieder andre lebendige Insecten aufzu-
reiben ꝛc., um Unkraut zu vertilgen u. s. w. –
eine große Bestimmung, zu deren Erfüllung
vielen dieser kleinen Thierchen, theils ihre äußerst
starke Vermehrung, theils ihre beyspiellos hef-
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[298/0322] ten Gestalt, als Larven, sich ein Gehäuse zum Aufenthalte und zum Schutze verfertigen; oder sich, um die Verwandlung und den langen Todes- schlaf zu bestehen, ein Lager bereiten, sich ein- spinnen ꝛc., oder die sich wie die Ameisenlöwen Fallen, und wie die Spinnen Netze für ihren Raub verfertigen; oder die wie manche Was- serkäfer und Spinnen, zur Sicherheit für ihre Nachkommenschaft, Säcke oder Nester zuberei- ten, denen sie ihre Eyer anvertrauen können. Manche von denen, die in gesellschaftlicher Ver- bindung leben, bauen sich mit vereinten Kräften, und nach den Gesetzen einer äußerst regelmäßigen ihnen angebornen Meßkunst, gemeinschaftliche Wohnungen u. s. w. §. 133. Bey der Ernährungsart der Insecten sieht man offenbar, daß dieselbe nicht, wie bey den al- lermehrsten rothblütigen Thieren, bloß auf ihre Selbsterhaltung, sondern hauptsächlich darauf ab- zweckt, daß sie organisirte Materie consumiren sollen. Sie müssen essen, nicht bloß um satt zu werden, sondern um zugleich Aas zu verzehren, um selbst wieder andre lebendige Insecten aufzu- reiben ꝛc., um Unkraut zu vertilgen u. s. w. – eine große Bestimmung, zu deren Erfüllung vielen dieser kleinen Thierchen, theils ihre äußerst starke Vermehrung, theils ihre beyspiellos hef- tige Freßgierde und schnelle Verdauung bey einem

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt „Johann Friedrich Blumenbach – online“ der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen.

Herstellung der Imagedateien des Quelldokuments durch die Utrecht University Library und die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach dem von der Akademie gelieferten Dokument "Buchstabenmuster_Blumenbach.doc" modernisiert.

In Absprache mit der Akademie wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizeriung von titleParts verzeichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet. Eine Ausnahme bilden Zitate, bei denen das Anführungszeichen zu Beginn jeder Zeile wiederholt wird. Hier wurden die Wiederholungen des öffenenden Zeichens nicht übernommen, sondern jeweils nur das öffnende und das schließende Zeichen. Das umschließende Element q wurde für diese Zitate über das Attribut type mit dem Wert preline gekennzeichnet.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 6. Aufl. Göttingen, 1799, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1799/322>, abgerufen am 29.03.2024.