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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 6. Aufl. Göttingen, 1799.

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Laubes nicht so ausgesetzt sind: und weil auch
selbst in den kältern diejenigen Pflanzen, die
ein sehr festes harzreiches Blatt haben, wie
z. B. die mehresten Tangel- oder Nadelhölzer,
der Epheu, die Mehlbeeren (vaccinium vitis
idaea
), das Heidekraut, der Buxbaum u. s. w.
dasselbe den Winter über grün behalten.

Anm. So wie es aber hinwiederum Thiere gibt, die
gerade im Winter am lebhaftesten sind, sich da
paaren etc. so gibt es auch manche Pflanzen, die
dann am stärksten vegetiren, wie die schwarze Nies-
wurzel, die Zeitlosen, Schneeglöckchen etc.

§. 175.

Bey vielen Gewächsen ist es auffallend, wie
sich ihre Blätter und bey manchen die Blüthen
des Abends zusammen legen oder doch nieder-
senken, und sich gleichsam zur Ruhe begeben, und
in Schlaf fallen. Es rührt dieß nicht etwa
bloß von der kühlen Abendluft her, denn
es erfolgt im Treibhause eben so gut wie im
Freyen: auch nicht bloß von der Dunkelheit,
denn manche Pflanzen schlafen schon im Sommer
des Nachmittags ein: ja, so wie die animalia
nocturna
(§. 31.) den Tag zum Schlaf ver-
wenden, so ist dieß auch der Fall mit den Blü-
then einiger Pflanzen, z. B. des cactus gran-
diflorus
, mesembryanthemum noctiflorum,
der hesperis tristis etc. - Sondern es scheint
dieß ein Bedürfniß einer periodischen Erhohlung
zu seyn, so gut wie der Schlaf der Thiere.

Laubes nicht so ausgesetzt sind: und weil auch
selbst in den kältern diejenigen Pflanzen, die
ein sehr festes harzreiches Blatt haben, wie
z. B. die mehresten Tangel- oder Nadelhölzer,
der Epheu, die Mehlbeeren (vaccinium vitis
idaea
), das Heidekraut, der Buxbaum u. s. w.
dasselbe den Winter über grün behalten.

Anm. So wie es aber hinwiederum Thiere gibt, die
gerade im Winter am lebhaftesten sind, sich da
paaren ꝛc. so gibt es auch manche Pflanzen, die
dann am stärksten vegetiren, wie die schwarze Nies-
wurzel, die Zeitlosen, Schneeglöckchen ꝛc.

§. 175.

Bey vielen Gewächsen ist es auffallend, wie
sich ihre Blätter und bey manchen die Blüthen
des Abends zusammen legen oder doch nieder-
senken, und sich gleichsam zur Ruhe begeben, und
in Schlaf fallen. Es rührt dieß nicht etwa
bloß von der kühlen Abendluft her, denn
es erfolgt im Treibhause eben so gut wie im
Freyen: auch nicht bloß von der Dunkelheit,
denn manche Pflanzen schlafen schon im Sommer
des Nachmittags ein: ja, so wie die animalia
nocturna
(§. 31.) den Tag zum Schlaf ver-
wenden, so ist dieß auch der Fall mit den Blü-
then einiger Pflanzen, z. B. des cactus gran-
diflorus
, mesembryanthemum noctiflorum,
der hesperis tristis ꝛc. – Sondern es scheint
dieß ein Bedürfniß einer periodischen Erhohlung
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[483/0507] Laubes nicht so ausgesetzt sind: und weil auch selbst in den kältern diejenigen Pflanzen, die ein sehr festes harzreiches Blatt haben, wie z. B. die mehresten Tangel- oder Nadelhölzer, der Epheu, die Mehlbeeren (vaccinium vitis idaea), das Heidekraut, der Buxbaum u. s. w. dasselbe den Winter über grün behalten. Anm. So wie es aber hinwiederum Thiere gibt, die gerade im Winter am lebhaftesten sind, sich da paaren ꝛc. so gibt es auch manche Pflanzen, die dann am stärksten vegetiren, wie die schwarze Nies- wurzel, die Zeitlosen, Schneeglöckchen ꝛc. §. 175. Bey vielen Gewächsen ist es auffallend, wie sich ihre Blätter und bey manchen die Blüthen des Abends zusammen legen oder doch nieder- senken, und sich gleichsam zur Ruhe begeben, und in Schlaf fallen. Es rührt dieß nicht etwa bloß von der kühlen Abendluft her, denn es erfolgt im Treibhause eben so gut wie im Freyen: auch nicht bloß von der Dunkelheit, denn manche Pflanzen schlafen schon im Sommer des Nachmittags ein: ja, so wie die animalia nocturna (§. 31.) den Tag zum Schlaf ver- wenden, so ist dieß auch der Fall mit den Blü- then einiger Pflanzen, z. B. des cactus gran- diflorus , mesembryanthemum noctiflorum, der hesperis tristis ꝛc. – Sondern es scheint dieß ein Bedürfniß einer periodischen Erhohlung zu seyn, so gut wie der Schlaf der Thiere.

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Dieses Werk stammt vom Projekt „Johann Friedrich Blumenbach – online“ der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen.

Herstellung der Imagedateien des Quelldokuments durch die Utrecht University Library und die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena.

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Bei der Zeichenerkennung wurde nach dem von der Akademie gelieferten Dokument "Buchstabenmuster_Blumenbach.doc" modernisiert.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 6. Aufl. Göttingen, 1799, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1799/507>, abgerufen am 28.03.2024.