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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 6. Aufl. Göttingen, 1799.

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z. B. der Mistel, die Flachsseide, die Vanille etc.)
als sogenannte Schmarozer Pflanzen (plantae
parasiticae
) an andern Gewächsen*) festsitzen;
da hingegen noch andere, wie die Wasserlinsen
(s. §. 3. Anm.) bloß auf dem Wasser schwimmen.

§. 167.

Uebrigens kommt es bey aller dieser schein-
baren Verschiedenheit des Aufenthalts der Ge-
wächse im Grunde doch immer darauf hinaus,
daß ihnen in allen diesen Fällen das Wasser,
sey es nun in tropfbar flüssiger Form oder in
Dünste aufgelöst, als Vehikel dient, wodurch
ihnen die Kohlensäure (Luftsäure) zugeführt wird,
als welche nach den scharfsinnigen Untersuchun-
gen des Herrn Ingen-Houß**) den Hauptnah-
rungsstoff der Pflanzen ausmacht. Und so wird
begreiflich, wie sich Gewächse, die sonst mit ih-
ren Wurzelzasern in der Erde sitzen, nicht nur,
wie Hyacinthenzwiebeln, auf bloßem Wasser oder
Kresse auf angefeuchtetem Flanell ziehen lassen:
sondern manche andre, wie das Hauslauch auf
den Dächern, und so viele eben so saftvolle

*) Auch gibt es Pflanzen, die in der Erde eingewur-
zelt zu seyn scheinen, und doch mit ihren Wurzel-
zasern immer an den Wurzeln gewisser andrer be-
nachbarten Pflanzen ansitzen, und sich durch diesel-
ben nähren. So z. B. die hyduora africana an
der euphorbia mauritanica u. a. - S. schwed.
Abhandl. XXXIX. B. S. 132.
**) s. Voigts neues Magazin, für Naturkunde. I. B.
2tes St. 1798. S. 101. u. f.

z. B. der Mistel, die Flachsseide, die Vanille ꝛc.)
als sogenannte Schmarozer Pflanzen (plantae
parasiticae
) an andern Gewächsen*) festsitzen;
da hingegen noch andere, wie die Wasserlinsen
(s. §. 3. Anm.) bloß auf dem Wasser schwimmen.

§. 167.

Uebrigens kommt es bey aller dieser schein-
baren Verschiedenheit des Aufenthalts der Ge-
wächse im Grunde doch immer darauf hinaus,
daß ihnen in allen diesen Fällen das Wasser,
sey es nun in tropfbar flüssiger Form oder in
Dünste aufgelöst, als Vehikel dient, wodurch
ihnen die Kohlensäure (Luftsäure) zugeführt wird,
als welche nach den scharfsinnigen Untersuchun-
gen des Herrn Ingen-Houß**) den Hauptnah-
rungsstoff der Pflanzen ausmacht. Und so wird
begreiflich, wie sich Gewächse, die sonst mit ih-
ren Wurzelzasern in der Erde sitzen, nicht nur,
wie Hyacinthenzwiebeln, auf bloßem Wasser oder
Kresse auf angefeuchtetem Flanell ziehen lassen:
sondern manche andre, wie das Hauslauch auf
den Dächern, und so viele eben so saftvolle

*) Auch gibt es Pflanzen, die in der Erde eingewur-
zelt zu seyn scheinen, und doch mit ihren Wurzel-
zasern immer an den Wurzeln gewisser andrer be-
nachbarten Pflanzen ansitzen, und sich durch diesel-
ben nähren. So z. B. die hyduora africana an
der euphorbia mauritanica u. a. – S. schwed.
Abhandl. XXXIX. B. S. 132.
**) s. Voigts neues Magazin, für Naturkunde. I. B.
2tes St. 1798. S. 101. u. f.
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[478/0502] z. B. der Mistel, die Flachsseide, die Vanille ꝛc.) als sogenannte Schmarozer Pflanzen (plantae parasiticae) an andern Gewächsen *) festsitzen; da hingegen noch andere, wie die Wasserlinsen (s. §. 3. Anm.) bloß auf dem Wasser schwimmen. §. 167. Uebrigens kommt es bey aller dieser schein- baren Verschiedenheit des Aufenthalts der Ge- wächse im Grunde doch immer darauf hinaus, daß ihnen in allen diesen Fällen das Wasser, sey es nun in tropfbar flüssiger Form oder in Dünste aufgelöst, als Vehikel dient, wodurch ihnen die Kohlensäure (Luftsäure) zugeführt wird, als welche nach den scharfsinnigen Untersuchun- gen des Herrn Ingen-Houß **) den Hauptnah- rungsstoff der Pflanzen ausmacht. Und so wird begreiflich, wie sich Gewächse, die sonst mit ih- ren Wurzelzasern in der Erde sitzen, nicht nur, wie Hyacinthenzwiebeln, auf bloßem Wasser oder Kresse auf angefeuchtetem Flanell ziehen lassen: sondern manche andre, wie das Hauslauch auf den Dächern, und so viele eben so saftvolle *) Auch gibt es Pflanzen, die in der Erde eingewur- zelt zu seyn scheinen, und doch mit ihren Wurzel- zasern immer an den Wurzeln gewisser andrer be- nachbarten Pflanzen ansitzen, und sich durch diesel- ben nähren. So z. B. die hyduora africana an der euphorbia mauritanica u. a. – S. schwed. Abhandl. XXXIX. B. S. 132. **) s. Voigts neues Magazin, für Naturkunde. I. B. 2tes St. 1798. S. 101. u. f.

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Dieses Werk stammt vom Projekt „Johann Friedrich Blumenbach – online“ der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen.

Herstellung der Imagedateien des Quelldokuments durch die Utrecht University Library und die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach dem von der Akademie gelieferten Dokument "Buchstabenmuster_Blumenbach.doc" modernisiert.

In Absprache mit der Akademie wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

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  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet. Eine Ausnahme bilden Zitate, bei denen das Anführungszeichen zu Beginn jeder Zeile wiederholt wird. Hier wurden die Wiederholungen des öffenenden Zeichens nicht übernommen, sondern jeweils nur das öffnende und das schließende Zeichen. Das umschließende Element q wurde für diese Zitate über das Attribut type mit dem Wert preline gekennzeichnet.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 6. Aufl. Göttingen, 1799, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1799/502>, abgerufen am 19.04.2024.