Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 6. Aufl. Göttingen, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

ist selten die Schale selbst noch erhalten
(- wie dieß z. E. bey dem feurig opalisirenden
Muschelmarmor aus Kärnthen der Fall ist -),
sondern bey den mehrsten zeigt sich bloß der
innere Abguß von dem versteinerten Schlamme,
der die nachher allgemach zerstörte Schale aus-
gefüllt hat. So z. E. bey den allermehrsten
Ammoniten, Hysterolithen etc. Man nennt
dergleichen Petrefacten zum Unterschied Stein-
kerne, nucleos (Fr. pierres moulees). -
Spurensteine hingegen, typolithi (Fr. pierres,
imprimees) heißen die, von welchen bloß der
Abdruck der äußern Oberfläche übrig ist; wie
bey den allermehrsten Kräuterschiefern.

3) Metallisirt (Fr. petrifications pyriteu-
ses, bronzees
), wenn die Versteinerungen mit
metallischen Stoffen durchzogen sind; besonders
mit Schwefelkies, oder mit Fahlerz, Thon-
Eisenstein etc.

Und 4) verharzt, nähmlich mit Erdpech etc.
durchzogen, wie das bituminose Holz etc. - Und
gewissermaßen könnte man auch die im Bern-
stein eingeschlossenen Insecten etc. mit dahin
rechnen, da es auch nach dem Tod erhaltne
organisirte Körper sind, die vermuthlich bey
irgend einer partiellen Erdcatastrophe ihr Grab
gefunden haben.

§. 264.

Wichtiger und für die Geogenie lehrreicher
ist hingegen der zweyfache große Gesichtspunct,

ist selten die Schale selbst noch erhalten
(– wie dieß z. E. bey dem feurig opalisirenden
Muschelmarmor aus Kärnthen der Fall ist –),
sondern bey den mehrsten zeigt sich bloß der
innere Abguß von dem versteinerten Schlamme,
der die nachher allgemach zerstörte Schale aus-
gefüllt hat. So z. E. bey den allermehrsten
Ammoniten, Hysterolithen ꝛc. Man nennt
dergleichen Petrefacten zum Unterschied Stein-
kerne, nucleos (Fr. pierres moulées). –
Spurensteine hingegen, typolithi (Fr. pierres,
imprimées) heißen die, von welchen bloß der
Abdruck der äußern Oberfläche übrig ist; wie
bey den allermehrsten Kräuterschiefern.

3) Metallisirt (Fr. petrifications pyriteu-
ses, bronzées
), wenn die Versteinerungen mit
metallischen Stoffen durchzogen sind; besonders
mit Schwefelkies, oder mit Fahlerz, Thon-
Eisenstein ꝛc.

Und 4) verharzt, nähmlich mit Erdpech ꝛc.
durchzogen, wie das bituminose Holz ꝛc. – Und
gewissermaßen könnte man auch die im Bern-
stein eingeschlossenen Insecten ꝛc. mit dahin
rechnen, da es auch nach dem Tod erhaltne
organisirte Körper sind, die vermuthlich bey
irgend einer partiellen Erdcatastrophe ihr Grab
gefunden haben.

§. 264.

Wichtiger und für die Geogenie lehrreicher
ist hingegen der zweyfache große Gesichtspunct,

<TEI>
  <text xml:id="blume000027">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0715" xml:id="pb691_0001" n="691"/>
ist selten die Schale selbst noch erhalten<lb/>
(&#x2013; wie dieß z. E. bey dem feurig opalisirenden<lb/>
Muschelmarmor aus Kärnthen der Fall ist &#x2013;),<lb/>
sondern bey den mehrsten zeigt sich bloß der<lb/>
innere Abguß von dem versteinerten Schlamme,<lb/>
der die nachher allgemach zerstörte Schale aus-<lb/>
gefüllt hat. So z. E. bey den allermehrsten<lb/>
Ammoniten, Hysterolithen &#xA75B;c. Man nennt<lb/>
dergleichen Petrefacten zum Unterschied Stein-<lb/>
kerne, <hi rendition="#aq">nucleos</hi> (Fr. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">pierres moulées</hi></hi>). &#x2013;<lb/>
Spurensteine hingegen, <hi rendition="#aq">typolithi</hi> (Fr. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">pierres</hi></hi>,<lb/><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">imprimées</hi></hi>) heißen die, von welchen bloß der<lb/>
Abdruck der äußern Oberfläche übrig ist; wie<lb/>
bey den allermehrsten Kräuterschiefern.</p>
          <p>3) Metallisirt (Fr. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">petrifications pyriteu-<lb/>
ses, bronzées</hi></hi>), wenn die Versteinerungen mit<lb/>
metallischen Stoffen durchzogen sind; besonders<lb/>
mit Schwefelkies, oder mit Fahlerz, Thon-<lb/>
Eisenstein &#xA75B;c.</p>
          <p>Und 4) verharzt, nähmlich mit Erdpech &#xA75B;c.<lb/>
durchzogen, wie das bituminose Holz &#xA75B;c. &#x2013; Und<lb/>
gewissermaßen könnte man auch die im Bern-<lb/>
stein eingeschlossenen Insecten &#xA75B;c. mit dahin<lb/>
rechnen, da es auch nach dem Tod erhaltne<lb/>
organisirte Körper sind, die vermuthlich bey<lb/>
irgend einer partiellen Erdcatastrophe ihr Grab<lb/>
gefunden haben.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 264.</head><lb/>
          <p>Wichtiger und für die Geogenie lehrreicher<lb/>
ist hingegen der zweyfache große Gesichtspunct,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[691/0715] ist selten die Schale selbst noch erhalten (– wie dieß z. E. bey dem feurig opalisirenden Muschelmarmor aus Kärnthen der Fall ist –), sondern bey den mehrsten zeigt sich bloß der innere Abguß von dem versteinerten Schlamme, der die nachher allgemach zerstörte Schale aus- gefüllt hat. So z. E. bey den allermehrsten Ammoniten, Hysterolithen ꝛc. Man nennt dergleichen Petrefacten zum Unterschied Stein- kerne, nucleos (Fr. pierres moulées). – Spurensteine hingegen, typolithi (Fr. pierres, imprimées) heißen die, von welchen bloß der Abdruck der äußern Oberfläche übrig ist; wie bey den allermehrsten Kräuterschiefern. 3) Metallisirt (Fr. petrifications pyriteu- ses, bronzées), wenn die Versteinerungen mit metallischen Stoffen durchzogen sind; besonders mit Schwefelkies, oder mit Fahlerz, Thon- Eisenstein ꝛc. Und 4) verharzt, nähmlich mit Erdpech ꝛc. durchzogen, wie das bituminose Holz ꝛc. – Und gewissermaßen könnte man auch die im Bern- stein eingeschlossenen Insecten ꝛc. mit dahin rechnen, da es auch nach dem Tod erhaltne organisirte Körper sind, die vermuthlich bey irgend einer partiellen Erdcatastrophe ihr Grab gefunden haben. §. 264. Wichtiger und für die Geogenie lehrreicher ist hingegen der zweyfache große Gesichtspunct,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt „Johann Friedrich Blumenbach – online“ der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen.

Herstellung der Imagedateien des Quelldokuments durch die Utrecht University Library und die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach dem von der Akademie gelieferten Dokument "Buchstabenmuster_Blumenbach.doc" modernisiert.

In Absprache mit der Akademie wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizeriung von titleParts verzeichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet. Eine Ausnahme bilden Zitate, bei denen das Anführungszeichen zu Beginn jeder Zeile wiederholt wird. Hier wurden die Wiederholungen des öffenenden Zeichens nicht übernommen, sondern jeweils nur das öffnende und das schließende Zeichen. Das umschließende Element q wurde für diese Zitate über das Attribut type mit dem Wert preline gekennzeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen wurden als 002D übernommen. Weiche Zeilentrennungen wurden über die Ergänzung eines Attributwertes von den harten Trennungen unterscheiden: lb type="inWord". Erstreckt sich die Worttrennung über einen Seitenumbruch steht das Element pb direkt hinter dem schließenden lb type="inWord" bzw. lb.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1799/715
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 6. Aufl. Göttingen, 1799, S. 691. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1799/715>, abgerufen am 28.03.2024.