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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 7. Aufl. Göttingen, 1803.

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wächse in ihren Winterschlaf versenkt, und so
wie bey den Thieren den Lauf ihrer Säfte ver-
zögert, die Gefäße zusammen zieht, so daß
die Blätter nun an ihrer sonstigen Verrichtung
gehindert werden und absterben, wird dadurch
wahrscheinlich, weil die Gewächse der heißen
Zonen (bis auf wenige Ausnahmen) diesem Ab-
fallen des Laubes nicht so ausgesetzt sind: und
weil auch selbst in den kältern diejenigen Pflan-
zen, die ein sehr festes harzreiches Blatt haben,
wie z. B. die mehresten Tangel- oder Nadel-
hölzer, der Epheu, die Mehlbeeren (vacci-
nium
vitis idaea), das Heidekraut, der Bux-
baum u. s. w. dasselbe den Winter über grün
behalten.

Anm. So wie es aber hinwiederum Thiere gibt, die
gerade im Winter am lebhaftesten sind, sich da
paaren etc. so gibt es auch manche Pflanzen, die
dann am stärksten vegetiren, wie die schwarze
Nieswurzel, die Zeitlosen, Schneeglöckchen etc.

§. 175.

Bey vielen Gewächsen ist es auffallend,
wie sich ihre Blätter und bey manchen die
Blüthen des Abends zusammen legen oder doch
niedersenken, und sich gleichsam zur Ruhe be-
geben, und in Schlaf fallen. Es rührt dieß
nicht etwa bloß von der kühlen Abendluft her,
denn es erfolgt im Treibhause eben so gut wie
im Freyen: auch nicht bloß von der Dunkel-
heit, denn manche Pflanzen schlafen schon im
Sommer des Nachmittags ein: ja, so wie die

wächse in ihren Winterschlaf versenkt, und so
wie bey den Thieren den Lauf ihrer Säfte ver-
zögert, die Gefäße zusammen zieht, so daß
die Blätter nun an ihrer sonstigen Verrichtung
gehindert werden und absterben, wird dadurch
wahrscheinlich, weil die Gewächse der heißen
Zonen (bis auf wenige Ausnahmen) diesem Ab-
fallen des Laubes nicht so ausgesetzt sind: und
weil auch selbst in den kältern diejenigen Pflan-
zen, die ein sehr festes harzreiches Blatt haben,
wie z. B. die mehresten Tangel- oder Nadel-
hölzer, der Epheu, die Mehlbeeren (vacci-
nium
vitis idaea), das Heidekraut, der Bux-
baum u. s. w. dasselbe den Winter über grün
behalten.

Anm. So wie es aber hinwiederum Thiere gibt, die
gerade im Winter am lebhaftesten sind, sich da
paaren ꝛc. so gibt es auch manche Pflanzen, die
dann am stärksten vegetiren, wie die schwarze
Nieswurzel, die Zeitlosen, Schneeglöckchen ꝛc.

§. 175.

Bey vielen Gewächsen ist es auffallend,
wie sich ihre Blätter und bey manchen die
Blüthen des Abends zusammen legen oder doch
niedersenken, und sich gleichsam zur Ruhe be-
geben, und in Schlaf fallen. Es rührt dieß
nicht etwa bloß von der kühlen Abendluft her,
denn es erfolgt im Treibhause eben so gut wie
im Freyen: auch nicht bloß von der Dunkel-
heit, denn manche Pflanzen schlafen schon im
Sommer des Nachmittags ein: ja, so wie die

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[495/0515] wächse in ihren Winterschlaf versenkt, und so wie bey den Thieren den Lauf ihrer Säfte ver- zögert, die Gefäße zusammen zieht, so daß die Blätter nun an ihrer sonstigen Verrichtung gehindert werden und absterben, wird dadurch wahrscheinlich, weil die Gewächse der heißen Zonen (bis auf wenige Ausnahmen) diesem Ab- fallen des Laubes nicht so ausgesetzt sind: und weil auch selbst in den kältern diejenigen Pflan- zen, die ein sehr festes harzreiches Blatt haben, wie z. B. die mehresten Tangel- oder Nadel- hölzer, der Epheu, die Mehlbeeren (vacci- nium vitis idaea), das Heidekraut, der Bux- baum u. s. w. dasselbe den Winter über grün behalten. Anm. So wie es aber hinwiederum Thiere gibt, die gerade im Winter am lebhaftesten sind, sich da paaren ꝛc. so gibt es auch manche Pflanzen, die dann am stärksten vegetiren, wie die schwarze Nieswurzel, die Zeitlosen, Schneeglöckchen ꝛc. §. 175. Bey vielen Gewächsen ist es auffallend, wie sich ihre Blätter und bey manchen die Blüthen des Abends zusammen legen oder doch niedersenken, und sich gleichsam zur Ruhe be- geben, und in Schlaf fallen. Es rührt dieß nicht etwa bloß von der kühlen Abendluft her, denn es erfolgt im Treibhause eben so gut wie im Freyen: auch nicht bloß von der Dunkel- heit, denn manche Pflanzen schlafen schon im Sommer des Nachmittags ein: ja, so wie die

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 7. Aufl. Göttingen, 1803, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1803/515>, abgerufen am 25.04.2024.