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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 7. Aufl. Göttingen, 1803.

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§. 188.

Sehr viel Aehnliches mit den Augen haben
die Zwiebeln, nur daß die Augen am Stamm
der Bäume und also über der Erde, die eigent-
lichen an lilienartigen Gewächsen befindlichen
Zwiebeln aber unter der Erde unmittelbar an
der Wurzel entstehen; bey jenen der Stamm
fortlebt und den Augen Nahrung gibt bey
diesen hingegen das Uebrige der alten Pflanze
bis auf Wurzel und Zwiebel im Herbste abstirbt.

§. 189.

Weit allgemeiner aber, als alle diese Fort-
pflanzungswege und beynahe im ganzen Pflan-
zenreiche verbreitet, ist endlich die dritte Art
(§. 185.) mittelst der Blüthe, die darnach zum
Theil zur Frucht oder auf andere Weise zu
Samen reift. Diese nähmlich, sie mag übri-
gens gestaltet seyn wie sie will, sie mag einzeln
stehen oder mehrere zusammen in einer Traube
oder Aehre oder Kätzchen etc. verbunden seyn,
enthält in ihrer Mitte auf dem so genannten
Fruchtboden (receptaculum), verschiedene
ausgezeichnet gebildete Theile, von welchen
einige männlich, andere weiblich sind; und diese
müssen, wenn die Zeit der Fortpflanzung her-
bey gekommen ist, von jenen befruchtet werden.
In Rücksicht ihrer Bestimmung und Verrich-
tung haben also diese vegetabilischen Organe
viele Aehnlichkeit mit den Zeugungswerkzeugen

§. 188.

Sehr viel Aehnliches mit den Augen haben
die Zwiebeln, nur daß die Augen am Stamm
der Bäume und also über der Erde, die eigent-
lichen an lilienartigen Gewächsen befindlichen
Zwiebeln aber unter der Erde unmittelbar an
der Wurzel entstehen; bey jenen der Stamm
fortlebt und den Augen Nahrung gibt bey
diesen hingegen das Uebrige der alten Pflanze
bis auf Wurzel und Zwiebel im Herbste abstirbt.

§. 189.

Weit allgemeiner aber, als alle diese Fort-
pflanzungswege und beynahe im ganzen Pflan-
zenreiche verbreitet, ist endlich die dritte Art
(§. 185.) mittelst der Blüthe, die darnach zum
Theil zur Frucht oder auf andere Weise zu
Samen reift. Diese nähmlich, sie mag übri-
gens gestaltet seyn wie sie will, sie mag einzeln
stehen oder mehrere zusammen in einer Traube
oder Aehre oder Kätzchen ꝛc. verbunden seyn,
enthält in ihrer Mitte auf dem so genannten
Fruchtboden (receptaculum), verschiedene
ausgezeichnet gebildete Theile, von welchen
einige männlich, andere weiblich sind; und diese
müssen, wenn die Zeit der Fortpflanzung her-
bey gekommen ist, von jenen befruchtet werden.
In Rücksicht ihrer Bestimmung und Verrich-
tung haben also diese vegetabilischen Organe
viele Aehnlichkeit mit den Zeugungswerkzeugen

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[503/0523] §. 188. Sehr viel Aehnliches mit den Augen haben die Zwiebeln, nur daß die Augen am Stamm der Bäume und also über der Erde, die eigent- lichen an lilienartigen Gewächsen befindlichen Zwiebeln aber unter der Erde unmittelbar an der Wurzel entstehen; bey jenen der Stamm fortlebt und den Augen Nahrung gibt bey diesen hingegen das Uebrige der alten Pflanze bis auf Wurzel und Zwiebel im Herbste abstirbt. §. 189. Weit allgemeiner aber, als alle diese Fort- pflanzungswege und beynahe im ganzen Pflan- zenreiche verbreitet, ist endlich die dritte Art (§. 185.) mittelst der Blüthe, die darnach zum Theil zur Frucht oder auf andere Weise zu Samen reift. Diese nähmlich, sie mag übri- gens gestaltet seyn wie sie will, sie mag einzeln stehen oder mehrere zusammen in einer Traube oder Aehre oder Kätzchen ꝛc. verbunden seyn, enthält in ihrer Mitte auf dem so genannten Fruchtboden (receptaculum), verschiedene ausgezeichnet gebildete Theile, von welchen einige männlich, andere weiblich sind; und diese müssen, wenn die Zeit der Fortpflanzung her- bey gekommen ist, von jenen befruchtet werden. In Rücksicht ihrer Bestimmung und Verrich- tung haben also diese vegetabilischen Organe viele Aehnlichkeit mit den Zeugungswerkzeugen

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 7. Aufl. Göttingen, 1803, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1803/523>, abgerufen am 29.03.2024.