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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 8. Aufl. Göttingen, 1807.

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gewährt. Dem Menschen und den mehresten
von Gewächsen lebenden Thieren ist die Nacht
zu dieser Erhohlung angewiesen; doch halten
sich auch manche von diesen, wie z. B. der
Siebenschläfer etc., besonders aber viele Raub-
thiere, wohin zumahl die mehresten Fische
gehören, auch manche Insecten und Gewürme,
am Tage verborgen und gehen des Nachts
ihren Geschäften nach, weshalb sie animalia
nocturna
genannt werden.

§. 32.

Außer diesem Erhohlungsschlaf findet sich
in der Oeconomie vieler Thiere noch die sehr
bequeme Einrichtung, daß sie einen beträcht-
lichen Theil des Jahrs, und zwar gerade die
rauhesten Monathe, da es ihnen schwer wer-
den würde, für ihre Erhaltung zu sorgen*),
in einem tiefen Winterschlaf zubringen. Sie
verkriechen sich, wenn diese Zeit kommt, an
sichere, schaurige Orte; und fallen mit ein-
brechender Kälte in eine Art von Erstarrung,
aus der sie erst durch die erwärmende Früh-
lingssonne wieder erweckt werden. Diese Er-
starrung ist so stark, daß die warmblütigen
Thiere während dieses Todtenschlafs nur un-
merkliche Wärme übrig behalten (- s. oben
S. 7. -), und daß die Puppen vieler In-

*) "Ergo in hiemes aliis prouisum pabulum,
aliis
pro cibo somnus."
Plinius.

gewährt. Dem Menschen und den mehresten
von Gewächsen lebenden Thieren ist die Nacht
zu dieser Erhohlung angewiesen; doch halten
sich auch manche von diesen, wie z. B. der
Siebenschläfer ꝛc., besonders aber viele Raub-
thiere, wohin zumahl die mehresten Fische
gehören, auch manche Insecten und Gewürme,
am Tage verborgen und gehen des Nachts
ihren Geschäften nach, weshalb sie animalia
nocturna
genannt werden.

§. 32.

Außer diesem Erhohlungsschlaf findet sich
in der Oeconomie vieler Thiere noch die sehr
bequeme Einrichtung, daß sie einen beträcht-
lichen Theil des Jahrs, und zwar gerade die
rauhesten Monathe, da es ihnen schwer wer-
den würde, für ihre Erhaltung zu sorgen*),
in einem tiefen Winterschlaf zubringen. Sie
verkriechen sich, wenn diese Zeit kommt, an
sichere, schaurige Orte; und fallen mit ein-
brechender Kälte in eine Art von Erstarrung,
aus der sie erst durch die erwärmende Früh-
lingssonne wieder erweckt werden. Diese Er-
starrung ist so stark, daß die warmblütigen
Thiere während dieses Todtenschlafs nur un-
merkliche Wärme übrig behalten (– s. oben
S. 7. –), und daß die Puppen vieler In-

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[41/0065] gewährt. Dem Menschen und den mehresten von Gewächsen lebenden Thieren ist die Nacht zu dieser Erhohlung angewiesen; doch halten sich auch manche von diesen, wie z. B. der Siebenschläfer ꝛc., besonders aber viele Raub- thiere, wohin zumahl die mehresten Fische gehören, auch manche Insecten und Gewürme, am Tage verborgen und gehen des Nachts ihren Geschäften nach, weshalb sie animalia nocturna genannt werden. §. 32. Außer diesem Erhohlungsschlaf findet sich in der Oeconomie vieler Thiere noch die sehr bequeme Einrichtung, daß sie einen beträcht- lichen Theil des Jahrs, und zwar gerade die rauhesten Monathe, da es ihnen schwer wer- den würde, für ihre Erhaltung zu sorgen *), in einem tiefen Winterschlaf zubringen. Sie verkriechen sich, wenn diese Zeit kommt, an sichere, schaurige Orte; und fallen mit ein- brechender Kälte in eine Art von Erstarrung, aus der sie erst durch die erwärmende Früh- lingssonne wieder erweckt werden. Diese Er- starrung ist so stark, daß die warmblütigen Thiere während dieses Todtenschlafs nur un- merkliche Wärme übrig behalten (– s. oben S. 7. –), und daß die Puppen vieler In- *) „Ergo in hiemes aliis prouisum pabulum, aliis pro cibo somnus.“ Plinius.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 8. Aufl. Göttingen, 1807, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1807/65>, abgerufen am 28.03.2024.