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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Göttingen, 1814.

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Dem Menschen und den mehresten von Ge-
wächsen lebenden Thieren ist die Nacht zu die-
ser Erhohlung angewiesen; doch halten sich
auch manche von diesen, wie z. B. der Sie-
benschläfer etc., besonders aber viele Raubthiere,
wohin zumahl die mehresten Fische gehören,
auch manche Insecten und Gewürme, am Tage
verborgen und gehen des Nachts ihren Ge-
schäften nach, weßhalb sie animalia nocturna
genannt werden.

§. 32.

Außer diesem Erhohlungsschlaf findet sich
in der Oeconomie vieler Thiere noch die sehr
bequeme Einrichtung, daß sie einen beträcht-
lichen Theil des Jahrs, und zwar gerade die
rauhesten Monathe, da es ihnen schwer wer-
den würde, für ihre Erhaltung zu sorgen*),
in einem tiefen Winterschlaf zubringen. Sie
verkriechen sich, wenn diese Zeit kommt, an
sichere, schaurige Orte; und fallen mit ein-
brechender Kälte in eine Art von Erstarrung,
aus der sie erst durch die erwärmende Früh-
lingssonne wieder erweckt werden. Diese Er-
starrung ist so stark, daß die warmblütigen
Thiere während dieses Todtenschlafs nur un-
merkliche Wärme übrig behalten (- s. oben
S. 7. -), und daß die Puppen vieler In-

*) "Ergo in hiemes aliis prouisum pabulum,
aliis pro cibo somnus
."
Plinius.

Dem Menschen und den mehresten von Ge-
wächsen lebenden Thieren ist die Nacht zu die-
ser Erhohlung angewiesen; doch halten sich
auch manche von diesen, wie z. B. der Sie-
benschläfer ꝛc., besonders aber viele Raubthiere,
wohin zumahl die mehresten Fische gehören,
auch manche Insecten und Gewürme, am Tage
verborgen und gehen des Nachts ihren Ge-
schäften nach, weßhalb sie animalia nocturna
genannt werden.

§. 32.

Außer diesem Erhohlungsschlaf findet sich
in der Oeconomie vieler Thiere noch die sehr
bequeme Einrichtung, daß sie einen beträcht-
lichen Theil des Jahrs, und zwar gerade die
rauhesten Monathe, da es ihnen schwer wer-
den würde, für ihre Erhaltung zu sorgen*),
in einem tiefen Winterschlaf zubringen. Sie
verkriechen sich, wenn diese Zeit kommt, an
sichere, schaurige Orte; und fallen mit ein-
brechender Kälte in eine Art von Erstarrung,
aus der sie erst durch die erwärmende Früh-
lingssonne wieder erweckt werden. Diese Er-
starrung ist so stark, daß die warmblütigen
Thiere während dieses Todtenschlafs nur un-
merkliche Wärme übrig behalten (– s. oben
S. 7. –), und daß die Puppen vieler In-

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[41/0059] Dem Menschen und den mehresten von Ge- wächsen lebenden Thieren ist die Nacht zu die- ser Erhohlung angewiesen; doch halten sich auch manche von diesen, wie z. B. der Sie- benschläfer ꝛc., besonders aber viele Raubthiere, wohin zumahl die mehresten Fische gehören, auch manche Insecten und Gewürme, am Tage verborgen und gehen des Nachts ihren Ge- schäften nach, weßhalb sie animalia nocturna genannt werden. §. 32. Außer diesem Erhohlungsschlaf findet sich in der Oeconomie vieler Thiere noch die sehr bequeme Einrichtung, daß sie einen beträcht- lichen Theil des Jahrs, und zwar gerade die rauhesten Monathe, da es ihnen schwer wer- den würde, für ihre Erhaltung zu sorgen *), in einem tiefen Winterschlaf zubringen. Sie verkriechen sich, wenn diese Zeit kommt, an sichere, schaurige Orte; und fallen mit ein- brechender Kälte in eine Art von Erstarrung, aus der sie erst durch die erwärmende Früh- lingssonne wieder erweckt werden. Diese Er- starrung ist so stark, daß die warmblütigen Thiere während dieses Todtenschlafs nur un- merkliche Wärme übrig behalten (– s. oben S. 7. –), und daß die Puppen vieler In- *) „Ergo in hiemes aliis prouisum pabulum, aliis pro cibo somnus.” Plinius.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Göttingen, 1814, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1814/59>, abgerufen am 18.04.2024.