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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 10. Aufl. Göttingen, 1821.

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warmblütigen Thiere versteht, so der Mensch
zu Befriedigung wichtiger Bedürfnisse und
überhaupt zu beträchtlicher Benutzung absicht-
lich ihrer Freyheit entzogen und sich unterjocht
hat. Im weitern Sinne kann man aber auch
die Bienen und Seidenwürmer, so wie die
Cochenill-Insecten dahin rechnen.

Anm. 1. Unter jenen Hausthieren im engern Sinn
ist eine dreyfache Verschiedenheit zu bemerken.
Von manchen nämlich hat der Mensch die ganze
Gattung ihrem freyen Naturzustande entzogen,
und sich unterwürfig gemacht, wie z. B. das Pferd.
Von andern, die er sich zwar auch ins Haus zieht,
existirt doch aber noch die ursprünglich wilde
Stammrasse, wie vom Rindvieh, Schwein, Katze,
Renthier, den beiderley Cameelen der alten Welt,
und dem so genannten Meiergeflügel. Der Ele-
phant endlich pflanzt sich gar nicht in der Gefan-
genschaft fort, sondern jeder, der zum Dienst des
Menschen gebraucht werden soll, muß erst aus der
Wildheit eingefangen, gezähmt und abgerichtet
werden.

Anm. 2. Die eigentlich so genannten Hausthiere va-
riiren zwar häufig in der Farbe; und manche der
darunter gehörigen Säugethiere zeichnen sich auch
durch einen hängenden Schwanz und schlappe
Ohren aus, aber keins von beiden ist ein bestän-
diges Kennzeichen der Unterjochung. (- Ueber
die Hausthiere s. mit mehrern den Gothaischen
Hof-Kalender vom Jahre 1796. -)

§. 40.

Nach dem Linneischen System wird das
ganze Thierreich unter folgende sechs Classen
gebracht:

I. Cl. Säugethiere (mammalia), Thiere
mit warmen rothen Blut, die ihre Junge

warmblütigen Thiere versteht, so der Mensch
zu Befriedigung wichtiger Bedürfnisse und
überhaupt zu beträchtlicher Benutzung absicht-
lich ihrer Freyheit entzogen und sich unterjocht
hat. Im weitern Sinne kann man aber auch
die Bienen und Seidenwürmer, so wie die
Cochenill-Insecten dahin rechnen.

Anm. 1. Unter jenen Hausthieren im engern Sinn
ist eine dreyfache Verschiedenheit zu bemerken.
Von manchen nämlich hat der Mensch die ganze
Gattung ihrem freyen Naturzustande entzogen,
und sich unterwürfig gemacht, wie z. B. das Pferd.
Von andern, die er sich zwar auch ins Haus zieht,
existirt doch aber noch die ursprünglich wilde
Stammrasse, wie vom Rindvieh, Schwein, Katze,
Renthier, den beiderley Cameelen der alten Welt,
und dem so genannten Meiergeflügel. Der Ele-
phant endlich pflanzt sich gar nicht in der Gefan-
genschaft fort, sondern jeder, der zum Dienst des
Menschen gebraucht werden soll, muß erst aus der
Wildheit eingefangen, gezähmt und abgerichtet
werden.

Anm. 2. Die eigentlich so genannten Hausthiere va-
riiren zwar häufig in der Farbe; und manche der
darunter gehörigen Säugethiere zeichnen sich auch
durch einen hängenden Schwanz und schlappe
Ohren aus, aber keins von beiden ist ein bestän-
diges Kennzeichen der Unterjochung. (– Ueber
die Hausthiere s. mit mehrern den Gothaischen
Hof-Kalender vom Jahre 1796. –)

§. 40.

Nach dem Linnéischen System wird das
ganze Thierreich unter folgende sechs Classen
gebracht:

I. Cl. Säugethiere (mammalia), Thiere
mit warmen rothen Blut, die ihre Junge

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[46/0068] warmblütigen Thiere versteht, so der Mensch zu Befriedigung wichtiger Bedürfnisse und überhaupt zu beträchtlicher Benutzung absicht- lich ihrer Freyheit entzogen und sich unterjocht hat. Im weitern Sinne kann man aber auch die Bienen und Seidenwürmer, so wie die Cochenill-Insecten dahin rechnen. Anm. 1. Unter jenen Hausthieren im engern Sinn ist eine dreyfache Verschiedenheit zu bemerken. Von manchen nämlich hat der Mensch die ganze Gattung ihrem freyen Naturzustande entzogen, und sich unterwürfig gemacht, wie z. B. das Pferd. Von andern, die er sich zwar auch ins Haus zieht, existirt doch aber noch die ursprünglich wilde Stammrasse, wie vom Rindvieh, Schwein, Katze, Renthier, den beiderley Cameelen der alten Welt, und dem so genannten Meiergeflügel. Der Ele- phant endlich pflanzt sich gar nicht in der Gefan- genschaft fort, sondern jeder, der zum Dienst des Menschen gebraucht werden soll, muß erst aus der Wildheit eingefangen, gezähmt und abgerichtet werden. Anm. 2. Die eigentlich so genannten Hausthiere va- riiren zwar häufig in der Farbe; und manche der darunter gehörigen Säugethiere zeichnen sich auch durch einen hängenden Schwanz und schlappe Ohren aus, aber keins von beiden ist ein bestän- diges Kennzeichen der Unterjochung. (– Ueber die Hausthiere s. mit mehrern den Gothaischen Hof-Kalender vom Jahre 1796. –) §. 40. Nach dem Linnéischen System wird das ganze Thierreich unter folgende sechs Classen gebracht: I. Cl. Säugethiere (mammalia), Thiere mit warmen rothen Blut, die ihre Junge

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 10. Aufl. Göttingen, 1821, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1821/68>, abgerufen am 28.03.2024.