Die Kalk-Erde (der so genannte lebendige, caustische, gebrannte oder ungelöschte Kalk) hat brennenden Geschmack, erhitzt sich mit Wasser; ist für sich nicht schmelzbar (aber sehr leicht mit an- dern, zumahl mit Thon- und Kieselerde); hat starke Anziehungskraft zur Kohlensäure; verbindet sich mit der Schwefelsäure zu Gyps, mit der Flußsäure zu Fluß etc.; und färbt blaue Pflanzensäfte grün.
Die hierher gehörigen Fossilien sind meist nur halbhart, theils gar weich*); sie werden im Feuer mürbe gebrannt; sind großentheils animalischen Ur- sprungs; und machen eins der allgemeinst verbreite- ten Steingeschlechter aus.
Die mancherley Gattungen dieses Geschlechts werden am natürlichsten nach ihrer Verbindung mit den verschiedenen Säuren eingetheilt:
A) Kohlensaure Kalkarten. Chaux car- bonatees.
1. Kalkspath**).
Theils farbenlos und wasserhell, meist aber weiß; sel- ten farbig; mehr oder weniger durchsichtig; starkglän- zend; hat rhomboidale Textur, und größere klare Stücken davon zeigen auffallend starke doppelte
*) So wie aber die Thonerde in den gefärbten Edelsteinen etc. ausnehmend hart verbunden ist so kann allerdings auch der Kalk zu einer Härte verbunden werden, daß er am Stahl Funken gibt. s. Loquez in den Mem. de l'Acad. de Turin. T. V. p. 870. (Es thut dieß selbst zuweilen der thierische phosphorhal- tige Kalk im Schmelz der Zähne.)
**)Traite complet de la Chaux carbonatee et de l'Arrago- nite, par le Cte. de Bournon. Lond. 1808. III. Vol. 4.
VII. Kalkgeschlecht.
Die Kalk-Erde (der so genannte lebendige, caustische, gebrannte oder ungelöschte Kalk) hat brennenden Geschmack, erhitzt sich mit Wasser; ist für sich nicht schmelzbar (aber sehr leicht mit an- dern, zumahl mit Thon- und Kieselerde); hat starke Anziehungskraft zur Kohlensäure; verbindet sich mit der Schwefelsäure zu Gyps, mit der Flußsäure zu Fluß ꝛc.; und färbt blaue Pflanzensäfte grün.
Die hierher gehörigen Fossilien sind meist nur halbhart, theils gar weich*); sie werden im Feuer mürbe gebrannt; sind großentheils animalischen Ur- sprungs; und machen eins der allgemeinst verbreite- ten Steingeschlechter aus.
Die mancherley Gattungen dieses Geschlechts werden am natürlichsten nach ihrer Verbindung mit den verschiedenen Säuren eingetheilt:
A) Kohlensaure Kalkarten. Chaux car- bonatées.
1. Kalkspath**).
Theils farbenlos und wasserhell, meist aber weiß; sel- ten farbig; mehr oder weniger durchsichtig; starkglän- zend; hat rhomboidale Textur, und größere klare Stücken davon zeigen auffallend starke doppelte
*) So wie aber die Thonerde in den gefärbten Edelsteinen ꝛc. ausnehmend hart verbunden ist so kann allerdings auch der Kalk zu einer Härte verbunden werden, daß er am Stahl Funken gibt. s. Loquez in den Mém. de l'Acad. de Turin. T. V. p. 870. (Es thut dieß selbst zuweilen der thierische phosphorhal- tige Kalk im Schmelz der Zähne.)
**)Traité complet de la Chaux carbonatée et de l'Arrago- nite, par le Cte. de Bournon. Lond. 1808. III. Vol. 4.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0542"xml:id="pb520_0001"n="520"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></div><divn="3"><headrendition="#c">VII. <hirendition="#g">Kalkgeschlecht</hi>.</head><lb/><p>Die <hirendition="#g">Kalk-Erde</hi> (der so genannte lebendige,<lb/>
caustische, gebrannte oder ungelöschte Kalk) hat<lb/>
brennenden Geschmack, erhitzt sich mit Wasser; ist<lb/>
für sich nicht schmelzbar (aber sehr leicht mit an-<lb/>
dern, zumahl mit Thon- und Kieselerde); hat starke<lb/>
Anziehungskraft zur Kohlensäure; verbindet sich mit<lb/>
der Schwefelsäure zu Gyps, mit der Flußsäure zu<lb/>
Fluß ꝛc.; und färbt blaue Pflanzensäfte grün.</p><p>Die hierher gehörigen Fossilien sind meist nur<lb/>
halbhart, theils gar weich<noteanchored="true"place="foot"n="*)"><p>So wie aber die Thonerde in den gefärbten Edelsteinen ꝛc.<lb/>
ausnehmend hart verbunden ist so kann allerdings auch der Kalk<lb/>
zu einer Härte verbunden werden, daß er am Stahl Funken<lb/>
gibt. s. <hirendition="#g">Loquez</hi> in den <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Mém. de l'Acad. de Turin.</hi> T.</hi> V.<lb/><hirendition="#aq">p</hi>. 870. (Es thut dieß selbst zuweilen der thierische phosphorhal-<lb/>
tige Kalk im Schmelz der Zähne.)</p></note>; sie werden im Feuer<lb/>
mürbe gebrannt; sind großentheils animalischen Ur-<lb/>
sprungs; und machen eins der allgemeinst verbreite-<lb/>
ten Steingeschlechter aus.</p><p>Die mancherley Gattungen dieses Geschlechts<lb/>
werden am natürlichsten nach ihrer Verbindung mit<lb/>
den verschiedenen Säuren eingetheilt:</p><divn="4"><headrendition="#c"><hirendition="#aq">A</hi>) <hirendition="#g">Kohlensaure Kalkarten</hi>. <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Chaux car-<lb/>
bonatées</hi></hi>.</head><lb/><prendition="#indent-1">1. <hirendition="#g">Kalkspath</hi><noteanchored="true"place="foot"n="**)"><p><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Traité complet de la Chaux carbonatée et de l'Arrago</hi></hi>-<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#i">nite</hi>, par le Cte. <hirendition="#k">de Bournon</hi>. Lond</hi>. 1808. III. <hirendition="#aq">Vol</hi>. 4.</p></note>.</p><prendition="#l1em">Theils farbenlos und wasserhell, meist aber weiß; sel-<lb/>
ten farbig; mehr oder weniger durchsichtig; starkglän-<lb/>
zend; hat rhomboidale Textur, und größere klare<lb/>
Stücken davon zeigen auffallend starke <hirendition="#g">doppelte</hi><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[520/0542]
VII. Kalkgeschlecht.
Die Kalk-Erde (der so genannte lebendige,
caustische, gebrannte oder ungelöschte Kalk) hat
brennenden Geschmack, erhitzt sich mit Wasser; ist
für sich nicht schmelzbar (aber sehr leicht mit an-
dern, zumahl mit Thon- und Kieselerde); hat starke
Anziehungskraft zur Kohlensäure; verbindet sich mit
der Schwefelsäure zu Gyps, mit der Flußsäure zu
Fluß ꝛc.; und färbt blaue Pflanzensäfte grün.
Die hierher gehörigen Fossilien sind meist nur
halbhart, theils gar weich *); sie werden im Feuer
mürbe gebrannt; sind großentheils animalischen Ur-
sprungs; und machen eins der allgemeinst verbreite-
ten Steingeschlechter aus.
Die mancherley Gattungen dieses Geschlechts
werden am natürlichsten nach ihrer Verbindung mit
den verschiedenen Säuren eingetheilt:
A) Kohlensaure Kalkarten. Chaux car-
bonatées.
1. Kalkspath **).
Theils farbenlos und wasserhell, meist aber weiß; sel-
ten farbig; mehr oder weniger durchsichtig; starkglän-
zend; hat rhomboidale Textur, und größere klare
Stücken davon zeigen auffallend starke doppelte
*) So wie aber die Thonerde in den gefärbten Edelsteinen ꝛc.
ausnehmend hart verbunden ist so kann allerdings auch der Kalk
zu einer Härte verbunden werden, daß er am Stahl Funken
gibt. s. Loquez in den Mém. de l'Acad. de Turin. T. V.
p. 870. (Es thut dieß selbst zuweilen der thierische phosphorhal-
tige Kalk im Schmelz der Zähne.)
**) Traité complet de la Chaux carbonatée et de l'Arrago-
nite, par le Cte. de Bournon. Lond. 1808. III. Vol. 4.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825, S. 520. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825/542>, abgerufen am 29.03.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.