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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Göttingen, 1830.

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hen (in quincunce) in die Haut verwachsen und mit
vielem Fette durchzogen sind; aber in gewisser Jahrs-
zeit, gewöhnlich im Herbste, ausfallen und neue an
ihrer Statt regenerirt werden. Viele, zumal die
meisten Wasservögel, auch die Schneehühner etc.
mausern sich gar zwey Mahl im Jahr, im Früh-
ling und Herbst. Bei manchen Gattungen hat der
junge Vogel, zumal vor der ersten Mause (als avis
hornotina
) andere Farben oder Zeichnungen des Ge-
fieders, als im reisern Alter. Bei manchen herrscht
auch hierin große Sexualverschiedenheit. Von den
Haaren unterscheiden sie sich besonders auch dadurch,
daß sie, so viel bekannt, wenn sie beschnitten oder
sonst verstümmelt worden, alsdann nicht so wie diese,
wieder ergänzt werden.

§. 58.

Die stärksten Federn sind in den Fittigen und
im Schwanze. Jene heißen Schwungfedern
(remiges), diese Steuerfedern (rectrices). Die
Schwungfedern bilden bei ausgespannten Flügeln
gleichsam breite Fächer, womit sich die Vögel in die
Luft heben und fliegen können. Einige wenige Vö-
gel (aves impennes), wie die Pinguine etc. haben
gar keine Schwungfedern, und sind daher zum Fluge
ungeschickt. So fehlen auch einigen Vögeln, wie
dem Casuar, den Taucherchen etc. die Steuerfedern.

§. 59.

Im innern Körperbau*) zeichnen sich die
Vögel besonders durch die merkwürdigen Luftbe-

*) Vom Eigenthümlichen des innern Körperbaues der
Vögel habe ich ausführlich in dem Specimen physiologiae com-
paratae
inter animantia calidi sanguinis vivipara et ovipara ge-
handelt, das im IX. B. der commentation. societ. reg. scientiar.
Gottingens.
p
. 108-128. befindlich ist.

hen (in quincunce) in die Haut verwachsen und mit
vielem Fette durchzogen sind; aber in gewisser Jahrs-
zeit, gewöhnlich im Herbste, ausfallen und neue an
ihrer Statt regenerirt werden. Viele, zumal die
meisten Wasservögel, auch die Schneehühner ꝛc.
mausern sich gar zwey Mahl im Jahr, im Früh-
ling und Herbst. Bei manchen Gattungen hat der
junge Vogel, zumal vor der ersten Mause (als avis
hornotina
) andere Farben oder Zeichnungen des Ge-
fieders, als im reisern Alter. Bei manchen herrscht
auch hierin große Sexualverschiedenheit. Von den
Haaren unterscheiden sie sich besonders auch dadurch,
daß sie, so viel bekannt, wenn sie beschnitten oder
sonst verstümmelt worden, alsdann nicht so wie diese,
wieder ergänzt werden.

§. 58.

Die stärksten Federn sind in den Fittigen und
im Schwanze. Jene heißen Schwungfedern
(remiges), diese Steuerfedern (rectrices). Die
Schwungfedern bilden bei ausgespannten Flügeln
gleichsam breite Fächer, womit sich die Vögel in die
Luft heben und fliegen können. Einige wenige Vö-
gel (aves impennes), wie die Pinguine ꝛc. haben
gar keine Schwungfedern, und sind daher zum Fluge
ungeschickt. So fehlen auch einigen Vögeln, wie
dem Casuar, den Taucherchen ꝛc. die Steuerfedern.

§. 59.

Im innern Körperbau*) zeichnen sich die
Vögel besonders durch die merkwürdigen Luftbe-

*) Vom Eigenthümlichen des innern Körperbaues der
Vögel habe ich ausführlich in dem Specimen physiologiae com-
paratae
inter animantia calidi sanguinis vivipara et ovipara ge-
handelt, das im IX. B. der commentation. societ. reg. scientiar.
Gottingens.
p
. 108–128. befindlich ist.
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[117/0135] hen (in quincunce) in die Haut verwachsen und mit vielem Fette durchzogen sind; aber in gewisser Jahrs- zeit, gewöhnlich im Herbste, ausfallen und neue an ihrer Statt regenerirt werden. Viele, zumal die meisten Wasservögel, auch die Schneehühner ꝛc. mausern sich gar zwey Mahl im Jahr, im Früh- ling und Herbst. Bei manchen Gattungen hat der junge Vogel, zumal vor der ersten Mause (als avis hornotina) andere Farben oder Zeichnungen des Ge- fieders, als im reisern Alter. Bei manchen herrscht auch hierin große Sexualverschiedenheit. Von den Haaren unterscheiden sie sich besonders auch dadurch, daß sie, so viel bekannt, wenn sie beschnitten oder sonst verstümmelt worden, alsdann nicht so wie diese, wieder ergänzt werden. §. 58. Die stärksten Federn sind in den Fittigen und im Schwanze. Jene heißen Schwungfedern (remiges), diese Steuerfedern (rectrices). Die Schwungfedern bilden bei ausgespannten Flügeln gleichsam breite Fächer, womit sich die Vögel in die Luft heben und fliegen können. Einige wenige Vö- gel (aves impennes), wie die Pinguine ꝛc. haben gar keine Schwungfedern, und sind daher zum Fluge ungeschickt. So fehlen auch einigen Vögeln, wie dem Casuar, den Taucherchen ꝛc. die Steuerfedern. §. 59. Im innern Körperbau *) zeichnen sich die Vögel besonders durch die merkwürdigen Luftbe- *) Vom Eigenthümlichen des innern Körperbaues der Vögel habe ich ausführlich in dem Specimen physiologiae com- paratae inter animantia calidi sanguinis vivipara et ovipara ge- handelt, das im IX. B. der commentation. societ. reg. scientiar. Gottingens. p. 108–128. befindlich ist.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Göttingen, 1830, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1830/135>, abgerufen am 19.03.2024.