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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Göttingen, 1830.

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Pfützen, wo sie bei Aufsuchung des Fraßes weder dem
Gesichte, noch dem Geruche nachgeben können, mit dem
Schnabel wirklich sondiren.

§. 65.

Die Stimme ist zumal bei den kleinen so
genannten Sangvögeln mannichfaltig und anmuthig,
doch darf man nicht sowohl sagen, daß sie singen,
(- denn natürlicher Gesang ist ein ausschließliches Vor-
recht des Menschen -) als, daß sie pfeifen. Außer
den obgedachten Luftbehältern (§. 59.) kommt ihnen da-
zu vorzüglich die Einrichtung ihres Kehlkopfs (larynx)
zu Statten, der bei den Vögeln nicht bloß, so wie
den Säugethieren und Amphibien, am obern Ende,
nähmlich an der Zungenwurzel befindlich, sondern
gleichsam in zwei abgesonderte Hälften an die bei-
den Enden der Luftröhre vertheilt ist. Die Papa-
geien, Raben, Stahre, Dompfaffen etc. hat man
die Menschenstimme nachahmen und Worte aussprechen
gelehrt: so wie auch die Sangvögel im Käficht leicht
fremden Gesang annehmen, Lieder pfeifen lernen,
und sich sogar zum Accompagnement abrichten lassen,
so, daß man mit mehreren Dompfaffen zugleich
schon wirklich kleine Concerte hat geben können.
Ueberhaupt aber scheint auch der Waldgesang der
Sangvögel doch erst durch Uebung und Nachahmung
recht ausgebildet zu werden.

§. 66.

Die mehresten Vögel begatten sich im Früh-
jahr; manche aber, wie der Kreuzschnabel in der
kältesten Jahrszeit nach Weihnachten. Das Haus-
geflügel ist gar an keine bestimmte Zeit gebunden,
sondern läßt sich Jahr aus Jahr ein zu diesem Ge-
schäft willig finden. Manche halten sich nur zur

Pfützen, wo sie bei Aufsuchung des Fraßes weder dem
Gesichte, noch dem Geruche nachgeben können, mit dem
Schnabel wirklich sondiren.

§. 65.

Die Stimme ist zumal bei den kleinen so
genannten Sangvögeln mannichfaltig und anmuthig,
doch darf man nicht sowohl sagen, daß sie singen,
(– denn natürlicher Gesang ist ein ausschließliches Vor-
recht des Menschen –) als, daß sie pfeifen. Außer
den obgedachten Luftbehältern (§. 59.) kommt ihnen da-
zu vorzüglich die Einrichtung ihres Kehlkopfs (larynx)
zu Statten, der bei den Vögeln nicht bloß, so wie
den Säugethieren und Amphibien, am obern Ende,
nähmlich an der Zungenwurzel befindlich, sondern
gleichsam in zwei abgesonderte Hälften an die bei-
den Enden der Luftröhre vertheilt ist. Die Papa-
geien, Raben, Stahre, Dompfaffen ꝛc. hat man
die Menschenstimme nachahmen und Worte aussprechen
gelehrt: so wie auch die Sangvögel im Käficht leicht
fremden Gesang annehmen, Lieder pfeifen lernen,
und sich sogar zum Accompagnement abrichten lassen,
so, daß man mit mehreren Dompfaffen zugleich
schon wirklich kleine Concerte hat geben können.
Ueberhaupt aber scheint auch der Waldgesang der
Sangvögel doch erst durch Uebung und Nachahmung
recht ausgebildet zu werden.

§. 66.

Die mehresten Vögel begatten sich im Früh-
jahr; manche aber, wie der Kreuzschnabel in der
kältesten Jahrszeit nach Weihnachten. Das Haus-
geflügel ist gar an keine bestimmte Zeit gebunden,
sondern läßt sich Jahr aus Jahr ein zu diesem Ge-
schäft willig finden. Manche halten sich nur zur

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[121/0139] Pfützen, wo sie bei Aufsuchung des Fraßes weder dem Gesichte, noch dem Geruche nachgeben können, mit dem Schnabel wirklich sondiren. §. 65. Die Stimme ist zumal bei den kleinen so genannten Sangvögeln mannichfaltig und anmuthig, doch darf man nicht sowohl sagen, daß sie singen, (– denn natürlicher Gesang ist ein ausschließliches Vor- recht des Menschen –) als, daß sie pfeifen. Außer den obgedachten Luftbehältern (§. 59.) kommt ihnen da- zu vorzüglich die Einrichtung ihres Kehlkopfs (larynx) zu Statten, der bei den Vögeln nicht bloß, so wie den Säugethieren und Amphibien, am obern Ende, nähmlich an der Zungenwurzel befindlich, sondern gleichsam in zwei abgesonderte Hälften an die bei- den Enden der Luftröhre vertheilt ist. Die Papa- geien, Raben, Stahre, Dompfaffen ꝛc. hat man die Menschenstimme nachahmen und Worte aussprechen gelehrt: so wie auch die Sangvögel im Käficht leicht fremden Gesang annehmen, Lieder pfeifen lernen, und sich sogar zum Accompagnement abrichten lassen, so, daß man mit mehreren Dompfaffen zugleich schon wirklich kleine Concerte hat geben können. Ueberhaupt aber scheint auch der Waldgesang der Sangvögel doch erst durch Uebung und Nachahmung recht ausgebildet zu werden. §. 66. Die mehresten Vögel begatten sich im Früh- jahr; manche aber, wie der Kreuzschnabel in der kältesten Jahrszeit nach Weihnachten. Das Haus- geflügel ist gar an keine bestimmte Zeit gebunden, sondern läßt sich Jahr aus Jahr ein zu diesem Ge- schäft willig finden. Manche halten sich nur zur

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Göttingen, 1830, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1830/139>, abgerufen am 19.03.2024.