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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832.

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gemein sehr bestimmt auf bekannte Urbilder referirt. Aber
schon das scheint dabei bedenklich, daß dem zu Folge jener
Berg die gemeinschaftliche Niederlage nicht nur von Flußfi-
schen sowohl, als von Seefischen, sondern unter den letztern
zumal, zugleich von Thieren aus den weitst von einander ent-
fernten Oceanen seyn soll. Von Utaheiti sowohl als aus dem
mittländischen Meere und von den Küsten von Japan, Bra-
silien, dem nordöstlichen America, Africa etc.

Was sich aber im dichten Flöz-Kalkstein von versteinten
Fischen findet, sind meist nur einzelne Wirbel, Gräten und
Zähne. Unter letztern zumahl die so genannten Schlangen-
zungen
(glossopetrae) aus dem Hayfischgeschlechte, und
die Bufoniten oder so genannten Schlangenaugen
(Fr. crapaudines), wovon manche mit den stumpfen Zäh-
nen des Klippfisches (Anarrhichas lupus) Aehnlichkeit haben.



V. Von Insekten.

So z. B. im öninger Schiefer, Larven von Libellen, Was-
serwanzen und dergl.

Dann die Mannigfaltigkeit der in Bernstein, theils wie in
wundersamer Lebendigkeit eingeschloßnen Insecten [s. oben S.
440. not. **)].

Ferner die versteinten Krebse (Camarrolithen).

Und besonders die berühmten Trilobiten*) oder fälsch-
lich so genannten Käserwuscheln oder Cacadumuscheln (en-
tomolithus paradoxus
Linn. Engl. Dudley-fossil),
die hin und wieder (s. z. B. oben S. 398), aber nirgend
schöner als bey Dudley in Worcestershire und zwar theils noch
mit der natürlichen krebsartigen Schale gefunden werden.
(- Abbild. n. h. Gegenst. tab. 50. -)



VI. Von Würmern.

Fast ohne Ausnahme aus den drey Ordnungen Testacea,
Echinodermata
(oder Crustacea) und Corallia. Doch
scheinen die fossilen Schnäbel die sich auf dem Heinberg bei

*) s. von diesen und den versteinten Krebsen Al. Brongniart et
Ans. Gaet. Desmarest Hist. nat. des crustaces fossiles Par.
1822. 4. und von den Trilobiten W. G. von Tilesius in dess.
naturhistorischen Abhandlungen, besonders die Petrefactenkunde be-
treffend. Cass. 1826. 4. und J. W. Dalmann über die (von ihm
so genannten) Paläaden. Nürnb. 1828. 4.

gemein sehr bestimmt auf bekannte Urbilder referirt. Aber
schon das scheint dabei bedenklich, daß dem zu Folge jener
Berg die gemeinschaftliche Niederlage nicht nur von Flußfi-
schen sowohl, als von Seefischen, sondern unter den letztern
zumal, zugleich von Thieren aus den weitst von einander ent-
fernten Oceanen seyn soll. Von Utaheiti sowohl als aus dem
mittländischen Meere und von den Küsten von Japan, Bra-
silien, dem nordöstlichen America, Africa ꝛc.

Was sich aber im dichten Flöz-Kalkstein von versteinten
Fischen findet, sind meist nur einzelne Wirbel, Gräten und
Zähne. Unter letztern zumahl die so genannten Schlangen-
zungen
(glossopetrae) aus dem Hayfischgeschlechte, und
die Bufoniten oder so genannten Schlangenaugen
(Fr. crapaudines), wovon manche mit den stumpfen Zäh-
nen des Klippfisches (Anarrhichas lupus) Aehnlichkeit haben.



V. Von Insekten.

So z. B. im öninger Schiefer, Larven von Libellen, Was-
serwanzen und dergl.

Dann die Mannigfaltigkeit der in Bernstein, theils wie in
wundersamer Lebendigkeit eingeschloßnen Insecten [s. oben S.
440. not. **)].

Ferner die versteinten Krebse (Camarrolithen).

Und besonders die berühmten Trilobiten*) oder fälsch-
lich so genannten Käserwuscheln oder Cacadumuscheln (en-
tomolithus paradoxus
Linn. Engl. Dudley-fossil),
die hin und wieder (s. z. B. oben S. 398), aber nirgend
schöner als bey Dudley in Worcestershire und zwar theils noch
mit der natürlichen krebsartigen Schale gefunden werden.
(– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 50. –)



VI. Von Würmern.

Fast ohne Ausnahme aus den drey Ordnungen Testacea,
Echinodermata
(oder Crustacea) und Corallia. Doch
scheinen die fossilen Schnäbel die sich auf dem Heinberg bei

*) s. von diesen und den versteinten Krebsen Al. Brongniart et
Ans. Gaet. Desmarest Hist. nat. des crustacés fossiles Par.
1822. 4. und von den Trilobiten W. G. von Tilesius in dess.
naturhistorischen Abhandlungen, besonders die Petrefactenkunde be-
treffend. Cass. 1826. 4. und J. W. Dalmann über die (von ihm
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[492/0502] gemein sehr bestimmt auf bekannte Urbilder referirt. Aber schon das scheint dabei bedenklich, daß dem zu Folge jener Berg die gemeinschaftliche Niederlage nicht nur von Flußfi- schen sowohl, als von Seefischen, sondern unter den letztern zumal, zugleich von Thieren aus den weitst von einander ent- fernten Oceanen seyn soll. Von Utaheiti sowohl als aus dem mittländischen Meere und von den Küsten von Japan, Bra- silien, dem nordöstlichen America, Africa ꝛc. Was sich aber im dichten Flöz-Kalkstein von versteinten Fischen findet, sind meist nur einzelne Wirbel, Gräten und Zähne. Unter letztern zumahl die so genannten Schlangen- zungen (glossopetrae) aus dem Hayfischgeschlechte, und die Bufoniten oder so genannten Schlangenaugen (Fr. crapaudines), wovon manche mit den stumpfen Zäh- nen des Klippfisches (Anarrhichas lupus) Aehnlichkeit haben. V. Von Insekten. So z. B. im öninger Schiefer, Larven von Libellen, Was- serwanzen und dergl. Dann die Mannigfaltigkeit der in Bernstein, theils wie in wundersamer Lebendigkeit eingeschloßnen Insecten [s. oben S. 440. not. **)]. Ferner die versteinten Krebse (Camarrolithen). Und besonders die berühmten Trilobiten *) oder fälsch- lich so genannten Käserwuscheln oder Cacadumuscheln (en- tomolithus paradoxus Linn. Engl. Dudley-fossil), die hin und wieder (s. z. B. oben S. 398), aber nirgend schöner als bey Dudley in Worcestershire und zwar theils noch mit der natürlichen krebsartigen Schale gefunden werden. (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 50. –) VI. Von Würmern. Fast ohne Ausnahme aus den drey Ordnungen Testacea, Echinodermata (oder Crustacea) und Corallia. Doch scheinen die fossilen Schnäbel die sich auf dem Heinberg bei *) s. von diesen und den versteinten Krebsen Al. Brongniart et Ans. Gaet. Desmarest Hist. nat. des crustacés fossiles Par. 1822. 4. und von den Trilobiten W. G. von Tilesius in dess. naturhistorischen Abhandlungen, besonders die Petrefactenkunde be- treffend. Cass. 1826. 4. und J. W. Dalmann über die (von ihm so genannten) Paläaden. Nürnb. 1828. 4.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832/502>, abgerufen am 25.04.2024.