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Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789.

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§. 134.

Die Lungenbläschen sind mittelst eines aus-
serst zarten Zellgewebes, das, wie oben erwähnt
worden, das allgemeine Band der Theile des
menschlichen Körpers ausmacht, untereinander
verbunden. Doch muß man beyde Arten der Zel-
len wohl zu unterscheiden wissen Die Luftzellen
sind, wie ich bey gesunden und frischen Körpern
gefunden habe, beständig von einander abgeson-
dert; denn wenn man den feinsten Zweig der Luft-
röhre mit gehöriger Behutsamkeit aufbläßt, so
sieht man offenbar, daß die Luft nur eine begränz-
te Gegend des Luftzellensystems auftreibt, aber
weder in die benachbarte Zellen, noch viel weni-
ger in die gemeine, zwischen diesen Luftbläschen
durchgewebte Zellenhaut eindringt. Wird aber
die Luft heftiger eingeblasen, so reissen die Luft-
bläschen, eröffnen sich in das Zellgewebe, wo-
durch die Luft den freien Eintritt erhält, und
gleichsam die ganze Substanz der Lungen auf-
bläßt.

§. 135.

Dieses feine Zellgewebe, welches zwischen
den Luftbläschen der Lungen sich befindet, wird
von unzähligen Zweigen der Lungenblutgefäße,
nämlich der Lungenarterie (- Tab. I. f. g. h. -)
und der vier Lungenvenen (- Tab. I. i. -) durch-
schlungen, die die Zweige der Luftröhrenäfte be-
ständig begleiten a), nachher aber in unzählige,
äußerst feine, netzartige Anmündungen allmählig
sich verlieren. Diese so äußerst zarten Netze der
Blutgefäße durchdringen überall das Zellgewebe,
und schließen die Lungenbläschen so fest ein, daß
die große Menge des durchströmenden Blutes nur

§. 134.

Die Lungenbläschen sind mittelst eines aus-
serst zarten Zellgewebes, das, wie oben erwähnt
worden, das allgemeine Band der Theile des
menschlichen Körpers ausmacht, untereinander
verbunden. Doch muß man beyde Arten der Zel-
len wohl zu unterscheiden wissen Die Luftzellen
sind, wie ich bey gesunden und frischen Körpern
gefunden habe, beständig von einander abgeson-
dert; denn wenn man den feinsten Zweig der Luft-
röhre mit gehöriger Behutsamkeit aufbläßt, so
sieht man offenbar, daß die Luft nur eine begränz-
te Gegend des Luftzellensystems auftreibt, aber
weder in die benachbarte Zellen, noch viel weni-
ger in die gemeine, zwischen diesen Luftbläschen
durchgewebte Zellenhaut eindringt. Wird aber
die Luft heftiger eingeblasen, so reissen die Luft-
bläschen, eröffnen sich in das Zellgewebe, wo-
durch die Luft den freien Eintritt erhält, und
gleichsam die ganze Substanz der Lungen auf-
bläßt.

§. 135.

Dieses feine Zellgewebe, welches zwischen
den Luftbläschen der Lungen sich befindet, wird
von unzähligen Zweigen der Lungenblutgefäße,
nämlich der Lungenarterie (– Tab. I. f. g. h. –)
und der vier Lungenvenen (– Tab. I. i. –) durch-
schlungen, die die Zweige der Luftröhrenäfte be-
ständig begleiten a), nachher aber in unzählige,
äußerst feine, netzartige Anmündungen allmählig
sich verlieren. Diese so äußerst zarten Netze der
Blutgefäße durchdringen überall das Zellgewebe,
und schließen die Lungenbläschen so fest ein, daß
die große Menge des durchströmenden Blutes nur

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[82/0102] §. 134. Die Lungenbläschen sind mittelst eines aus- serst zarten Zellgewebes, das, wie oben erwähnt worden, das allgemeine Band der Theile des menschlichen Körpers ausmacht, untereinander verbunden. Doch muß man beyde Arten der Zel- len wohl zu unterscheiden wissen Die Luftzellen sind, wie ich bey gesunden und frischen Körpern gefunden habe, beständig von einander abgeson- dert; denn wenn man den feinsten Zweig der Luft- röhre mit gehöriger Behutsamkeit aufbläßt, so sieht man offenbar, daß die Luft nur eine begränz- te Gegend des Luftzellensystems auftreibt, aber weder in die benachbarte Zellen, noch viel weni- ger in die gemeine, zwischen diesen Luftbläschen durchgewebte Zellenhaut eindringt. Wird aber die Luft heftiger eingeblasen, so reissen die Luft- bläschen, eröffnen sich in das Zellgewebe, wo- durch die Luft den freien Eintritt erhält, und gleichsam die ganze Substanz der Lungen auf- bläßt. §. 135. Dieses feine Zellgewebe, welches zwischen den Luftbläschen der Lungen sich befindet, wird von unzähligen Zweigen der Lungenblutgefäße, nämlich der Lungenarterie (– Tab. I. f. g. h. –) und der vier Lungenvenen (– Tab. I. i. –) durch- schlungen, die die Zweige der Luftröhrenäfte be- ständig begleiten a), nachher aber in unzählige, äußerst feine, netzartige Anmündungen allmählig sich verlieren. Diese so äußerst zarten Netze der Blutgefäße durchdringen überall das Zellgewebe, und schließen die Lungenbläschen so fest ein, daß die große Menge des durchströmenden Blutes nur

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/102>, abgerufen am 28.03.2024.