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Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789.

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§. 140.

So wird die Brust in dem erwachsenen Men-
schen bey jedem Athemzug erweitert, bey dem
Ausathmen hingegen in einen engern Raum zu-
sammengezogen.

Und zwar wird die Brusthöhle während dem
Einathmen meistens seitwärts und unterwärts er-
weitert, so daß die Mittelstücke der Rippen (§. 138.)
in die Höhe steigen, ihr innerer Rand aber eini-
germassen nach außen gebogen wird; die Wöl-
bung des Zwerchfells aber steigt etwas nieder,
und wird flächer.

Daß aber auch während dem Athemholen
der untere Theil des Brustbeins in die Höhe stei-
ge, habe ich wenigstens bey dem ruhigen Athem-
holen eines gesunden Menschen nie beobachtet.

§. 141.

Diese wechselseitige Bewegung der Brust,
die in dem gesunden Menschen von der ersten Stun-
de seiner Geburt bis an das Ende des Lebens un-
unterbrochen fortdauert, geschieht bloß in der Ab-
sicht, damit auch die Lungen, um die Luft ein-
ziehen zu können, wechselsweis erweitert, und zu-
sammengezogen werden.

§. 142.

Denn der Mensch kann, so wie die übrigen
warmblütigen Thiere, die eingeathmete Luft nicht
lange in den Lungen behalten, sondern muß sie
bald wieder ausathmen, und mit einem frischen
Lebensstoff, wie die Alten die Luft nannten, ver-
tauschen a); denn wir wissen aus der täglichen
Erfahrung, daß auch die reinste eingeathmete
Luft, nach einem kurzen Aufenthalt in den Lungen,
alle Eigenschaften einer verderbten und nicht er-

§. 140.

So wird die Brust in dem erwachsenen Men-
schen bey jedem Athemzug erweitert, bey dem
Ausathmen hingegen in einen engern Raum zu-
sammengezogen.

Und zwar wird die Brusthöhle während dem
Einathmen meistens seitwärts und unterwärts er-
weitert, so daß die Mittelstücke der Rippen (§. 138.)
in die Höhe steigen, ihr innerer Rand aber eini-
germassen nach außen gebogen wird; die Wöl-
bung des Zwerchfells aber steigt etwas nieder,
und wird flächer.

Daß aber auch während dem Athemholen
der untere Theil des Brustbeins in die Höhe stei-
ge, habe ich wenigstens bey dem ruhigen Athem-
holen eines gesunden Menschen nie beobachtet.

§. 141.

Diese wechselseitige Bewegung der Brust,
die in dem gesunden Menschen von der ersten Stun-
de seiner Geburt bis an das Ende des Lebens un-
unterbrochen fortdauert, geschieht bloß in der Ab-
sicht, damit auch die Lungen, um die Luft ein-
ziehen zu können, wechselsweis erweitert, und zu-
sammengezogen werden.

§. 142.

Denn der Mensch kann, so wie die übrigen
warmblütigen Thiere, die eingeathmete Luft nicht
lange in den Lungen behalten, sondern muß sie
bald wieder ausathmen, und mit einem frischen
Lebensstoff, wie die Alten die Luft nannten, ver-
tauschen a); denn wir wissen aus der täglichen
Erfahrung, daß auch die reinste eingeathmete
Luft, nach einem kurzen Aufenthalt in den Lungen,
alle Eigenschaften einer verderbten und nicht er-

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[86/0106] §. 140. So wird die Brust in dem erwachsenen Men- schen bey jedem Athemzug erweitert, bey dem Ausathmen hingegen in einen engern Raum zu- sammengezogen. Und zwar wird die Brusthöhle während dem Einathmen meistens seitwärts und unterwärts er- weitert, so daß die Mittelstücke der Rippen (§. 138.) in die Höhe steigen, ihr innerer Rand aber eini- germassen nach außen gebogen wird; die Wöl- bung des Zwerchfells aber steigt etwas nieder, und wird flächer. Daß aber auch während dem Athemholen der untere Theil des Brustbeins in die Höhe stei- ge, habe ich wenigstens bey dem ruhigen Athem- holen eines gesunden Menschen nie beobachtet. §. 141. Diese wechselseitige Bewegung der Brust, die in dem gesunden Menschen von der ersten Stun- de seiner Geburt bis an das Ende des Lebens un- unterbrochen fortdauert, geschieht bloß in der Ab- sicht, damit auch die Lungen, um die Luft ein- ziehen zu können, wechselsweis erweitert, und zu- sammengezogen werden. §. 142. Denn der Mensch kann, so wie die übrigen warmblütigen Thiere, die eingeathmete Luft nicht lange in den Lungen behalten, sondern muß sie bald wieder ausathmen, und mit einem frischen Lebensstoff, wie die Alten die Luft nannten, ver- tauschen a); denn wir wissen aus der täglichen Erfahrung, daß auch die reinste eingeathmete Luft, nach einem kurzen Aufenthalt in den Lungen, alle Eigenschaften einer verderbten und nicht er-

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/106>, abgerufen am 29.03.2024.