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Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789.

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neuerten Luft annimmt, und so wie diese zum
Athemholen untauglich gemacht wird b).

a) Das Alterthum dieser Lehre von dem Lebens-
stoff erhellet aus einem Buche des Hippokrates
de flatibus. Der Verfasser dieses Buches nimmt
einen dreyfachen Nahrungsstoff an, nämlich:
Speise, Getränke, und Luft; letztere unterscheidet
er als den Lebensstoff von den übrigen, weil das
Leben des Menschen auch nicht einen Augenblick
ohne Luft bestehen kann.

b) S. die Unterredung des unsterblichen Harvey
über die unentbehrliche Erneuerung des ernäh-
renden Luftstoffes, mit dem berühmten Astronomen
Jo. Greaves, in dessen Description of the py-
ramids in Egypt. p
. 101. Lond. 1646.

Ferner Edm. Haleys Discourse concerning the
means of furnishing air at the Bottom of the
Sea in any ordinary Dephts. In philosoph.
Transact. Vol
. XXIX. N. 349. p. 492.

§. 143.

Es entstehet aber hier die Frage, was für
Veränderungen die eingeathmete Luft in den Lun-
gen erleidet; Veränderungen, die nicht von dem
Verlust ihrer Elasticität herrühren, wie man eh-
mals glaubte, sondern vielmehr von der Entmi-
schung ihrer Bestandtheile herzuleiten sind. Denn
die atmosphärische Luft, welche der Mensch ein-
athmet, ist das seltsamste Gemische verschiedener
Bestandtheile. Sie ist (die fremdartigen Theile,
z. B. die feinsten Pflanzensaamen, riechbare Theil-
then, Staub, und tausend andere Dinge zu ge-

neuerten Luft annimmt, und so wie diese zum
Athemholen untauglich gemacht wird b).

a) Das Alterthum dieser Lehre von dem Lebens-
stoff erhellet aus einem Buche des Hippokrates
de flatibus. Der Verfasser dieses Buches nimmt
einen dreyfachen Nahrungsstoff an, nämlich:
Speise, Getränke, und Luft; letztere unterscheidet
er als den Lebensstoff von den übrigen, weil das
Leben des Menschen auch nicht einen Augenblick
ohne Luft bestehen kann.

b) S. die Unterredung des unsterblichen Harvey
über die unentbehrliche Erneuerung des ernäh-
renden Luftstoffes, mit dem berühmten Astronomen
Jo. Greaves, in dessen Description of the py-
ramids in Egypt. p
. 101. Lond. 1646.

Ferner Edm. Haleys Discourse concerning the
means of furnishing air at the Bottom of the
Sea in any ordinary Dephts. In philosoph.
Transact. Vol
. XXIX. N. 349. p. 492.

§. 143.

Es entstehet aber hier die Frage, was für
Veränderungen die eingeathmete Luft in den Lun-
gen erleidet; Veränderungen, die nicht von dem
Verlust ihrer Elasticität herrühren, wie man eh-
mals glaubte, sondern vielmehr von der Entmi-
schung ihrer Bestandtheile herzuleiten sind. Denn
die atmosphärische Luft, welche der Mensch ein-
athmet, ist das seltsamste Gemische verschiedener
Bestandtheile. Sie ist (die fremdartigen Theile,
z. B. die feinsten Pflanzensaamen, riechbare Theil-
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[87/0107] neuerten Luft annimmt, und so wie diese zum Athemholen untauglich gemacht wird b). a) Das Alterthum dieser Lehre von dem Lebens- stoff erhellet aus einem Buche des Hippokrates de flatibus. Der Verfasser dieses Buches nimmt einen dreyfachen Nahrungsstoff an, nämlich: Speise, Getränke, und Luft; letztere unterscheidet er als den Lebensstoff von den übrigen, weil das Leben des Menschen auch nicht einen Augenblick ohne Luft bestehen kann. b) S. die Unterredung des unsterblichen Harvey über die unentbehrliche Erneuerung des ernäh- renden Luftstoffes, mit dem berühmten Astronomen Jo. Greaves, in dessen Description of the py- ramids in Egypt. p. 101. Lond. 1646. Ferner Edm. Haleys Discourse concerning the means of furnishing air at the Bottom of the Sea in any ordinary Dephts. In philosoph. Transact. Vol. XXIX. N. 349. p. 492. §. 143. Es entstehet aber hier die Frage, was für Veränderungen die eingeathmete Luft in den Lun- gen erleidet; Veränderungen, die nicht von dem Verlust ihrer Elasticität herrühren, wie man eh- mals glaubte, sondern vielmehr von der Entmi- schung ihrer Bestandtheile herzuleiten sind. Denn die atmosphärische Luft, welche der Mensch ein- athmet, ist das seltsamste Gemische verschiedener Bestandtheile. Sie ist (die fremdartigen Theile, z. B. die feinsten Pflanzensaamen, riechbare Theil- then, Staub, und tausend andere Dinge zu ge-

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/107>, abgerufen am 29.03.2024.