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Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789.

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Fünf und vierzigster Abschnitt.
Von dem Bildungstrieb.


§. 588.

Nachdem wir nun bisher die bloßen Erscheinun-
gen der Empfängniß, und alle Veränderungen,
welche während dem Verlauf der Schwangerschaft
sowohl an dem Eye, als der darinn enthaltenen
Frucht wahrgenommen werden, getreu dargestellt
haben, so wollen wir uns nun an die Untersu-
chung der Kräfte wagen, wodurch dieses erstau-
nende Geschäft der Zeugung wahrscheinlicherweise
bewirkt wird.

§. 589.

In unserm Zeitalter haben einige berühmte
Physiologen die Sache ganz kurz abgethan, indem,
nach ihrer Meinung, heut zu Tage keine neue
Zeugung statt findet, sondern die präformirten
Keime des ganzen Menschengeschlechts bey der
ersten Schöpfung gleich in die ersten Stammäl-
tern gelegt worden sind, so daß nun eine Gene-
ration derselben nach der andern zur Entwicklung
gelanget. Nur darinn weichen sie von einander
ab, daß diese Keime, wie einige dafür halten,

Fünf und vierzigster Abschnitt.
Von dem Bildungstrieb.


§. 588.

Nachdem wir nun bisher die bloßen Erscheinun-
gen der Empfängniß, und alle Veränderungen,
welche während dem Verlauf der Schwangerschaft
sowohl an dem Eye, als der darinn enthaltenen
Frucht wahrgenommen werden, getreu dargestellt
haben, so wollen wir uns nun an die Untersu-
chung der Kräfte wagen, wodurch dieses erstau-
nende Geschäft der Zeugung wahrscheinlicherweise
bewirkt wird.

§. 589.

In unserm Zeitalter haben einige berühmte
Physiologen die Sache ganz kurz abgethan, indem,
nach ihrer Meinung, heut zu Tage keine neue
Zeugung statt findet, sondern die präformirten
Keime des ganzen Menschengeschlechts bey der
ersten Schöpfung gleich in die ersten Stammäl-
tern gelegt worden sind, so daß nun eine Gene-
ration derselben nach der andern zur Entwicklung
gelanget. Nur darinn weichen sie von einander
ab, daß diese Keime, wie einige dafür halten,

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[357/0375] Fünf und vierzigster Abschnitt. Von dem Bildungstrieb. §. 588. Nachdem wir nun bisher die bloßen Erscheinun- gen der Empfängniß, und alle Veränderungen, welche während dem Verlauf der Schwangerschaft sowohl an dem Eye, als der darinn enthaltenen Frucht wahrgenommen werden, getreu dargestellt haben, so wollen wir uns nun an die Untersu- chung der Kräfte wagen, wodurch dieses erstau- nende Geschäft der Zeugung wahrscheinlicherweise bewirkt wird. §. 589. In unserm Zeitalter haben einige berühmte Physiologen die Sache ganz kurz abgethan, indem, nach ihrer Meinung, heut zu Tage keine neue Zeugung statt findet, sondern die präformirten Keime des ganzen Menschengeschlechts bey der ersten Schöpfung gleich in die ersten Stammäl- tern gelegt worden sind, so daß nun eine Gene- ration derselben nach der andern zur Entwicklung gelanget. Nur darinn weichen sie von einander ab, daß diese Keime, wie einige dafür halten,

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/375>, abgerufen am 20.04.2024.