Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite

breiten Grundfläche, aus einer der Herzkam-
mern entspringen, und endlich in eine engere
Spitze sich verlieren. Allein auch diese Gestalt
ist ganz willkührlich angenommen, denn bei einer
genauen Betrachtung des ganzen Systems zeigt es
sich ganz deutlich, daß die Arterien wahre cylin-
drische Canäle sind; einige Arterien erweitern sich
sogar in ihren Verlauf, z. B. die mammaria in-
terna
, sogar der Bogen der Aorta ist zunächst am
Herzen enger. Ueberhaupt scheinen alle Arterien,
bevor sie sich in Aeste vertheilen, wenigstens die
größern Stamme, sich etwas zu erweitern.

§. 76.

Uebrigens läßt sich wegen der überaus gro-
ßen Mannigfaltigkeit, die in verschiedenen Einge-
weiden, und Theilen des Körpers vorkommt,
kein allgemeines Gesetz, nach welchem die Ab-
zweigung der Arterien bis zu ihren äußersten En-
dungen fortschreitet, ausfindig machen. Daher
so ganz verschiedene Angaben der Physiologen.
Keil nimmt 50, Haller aber nur 20 solche Haupt-
abtheilungen der Stämme an.

§. 77.

Nach unzähligen Abzweigungen und Anmün-
dungen (anastomoses), wodurch die benachbarten
Aeste unter einander sich vereinigen, verlieren sich
endlich die Arterien in die Anfänge der Venen,
indem sie allmählig in zurückführende Blutgefäße
umgebogen werden, und also das nämliche Blut,
welches noch kurz vorher durch die Arterien von
dem Herzen ausströmte, nun durch Venen zum
Herzen zurückfließt.

breiten Grundfläche, aus einer der Herzkam-
mern entspringen, und endlich in eine engere
Spitze sich verlieren. Allein auch diese Gestalt
ist ganz willkührlich angenommen, denn bei einer
genauen Betrachtung des ganzen Systems zeigt es
sich ganz deutlich, daß die Arterien wahre cylin-
drische Canäle sind; einige Arterien erweitern sich
sogar in ihren Verlauf, z. B. die mammaria in-
terna
, sogar der Bogen der Aorta ist zunächst am
Herzen enger. Ueberhaupt scheinen alle Arterien,
bevor sie sich in Aeste vertheilen, wenigstens die
größern Stamme, sich etwas zu erweitern.

§. 76.

Uebrigens läßt sich wegen der überaus gro-
ßen Mannigfaltigkeit, die in verschiedenen Einge-
weiden, und Theilen des Körpers vorkommt,
kein allgemeines Gesetz, nach welchem die Ab-
zweigung der Arterien bis zu ihren äußersten En-
dungen fortschreitet, ausfindig machen. Daher
so ganz verschiedene Angaben der Physiologen.
Keil nimmt 50, Haller aber nur 20 solche Haupt-
abtheilungen der Stämme an.

§. 77.

Nach unzähligen Abzweigungen und Anmün-
dungen (anastomoses), wodurch die benachbarten
Aeste unter einander sich vereinigen, verlieren sich
endlich die Arterien in die Anfänge der Venen,
indem sie allmählig in zurückführende Blutgefäße
umgebogen werden, und also das nämliche Blut,
welches noch kurz vorher durch die Arterien von
dem Herzen ausströmte, nun durch Venen zum
Herzen zurückfließt.

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000071">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0066" xml:id="pb046_0001" n="46"/>
breiten Grundfläche, aus einer der Herzkam-<lb/>
mern entspringen, und endlich in eine engere<lb/>
Spitze sich verlieren. Allein auch diese Gestalt<lb/>
ist ganz willkührlich angenommen, denn bei einer<lb/>
genauen Betrachtung des ganzen Systems zeigt es<lb/>
sich ganz deutlich, daß die Arterien wahre cylin-<lb/>
drische Canäle sind; einige Arterien erweitern sich<lb/>
sogar in ihren Verlauf, z. B. die <hi rendition="#aq">mammaria in-<lb/>
terna</hi>, sogar der Bogen der Aorta ist zunächst am<lb/>
Herzen enger. Ueberhaupt scheinen alle Arterien,<lb/>
bevor sie sich in Aeste vertheilen, wenigstens die<lb/>
größern Stamme, sich etwas zu erweitern.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 76.</head><lb/>
          <p>Uebrigens läßt sich wegen der überaus gro-<lb/>
ßen Mannigfaltigkeit, die in verschiedenen Einge-<lb/>
weiden, und Theilen des Körpers vorkommt,<lb/>
kein allgemeines Gesetz, nach welchem die Ab-<lb/>
zweigung der Arterien bis zu ihren äußersten En-<lb/>
dungen fortschreitet, ausfindig machen. Daher<lb/>
so ganz verschiedene Angaben der Physiologen.<lb/>
Keil nimmt 50, Haller aber nur 20 solche Haupt-<lb/>
abtheilungen der Stämme an.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 77.</head><lb/>
          <p>Nach unzähligen Abzweigungen und Anmün-<lb/>
dungen (<hi rendition="#aq">anastomoses</hi>), wodurch die benachbarten<lb/>
Aeste unter einander sich vereinigen, verlieren sich<lb/>
endlich die Arterien in die Anfänge der Venen,<lb/>
indem sie allmählig in zurückführende Blutgefäße<lb/>
umgebogen werden, und also das nämliche Blut,<lb/>
welches noch kurz vorher durch die Arterien von<lb/>
dem Herzen ausströmte, nun durch Venen zum<lb/>
Herzen zurückfließt.</p>
        </div>
        <div n="2">
</div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[46/0066] breiten Grundfläche, aus einer der Herzkam- mern entspringen, und endlich in eine engere Spitze sich verlieren. Allein auch diese Gestalt ist ganz willkührlich angenommen, denn bei einer genauen Betrachtung des ganzen Systems zeigt es sich ganz deutlich, daß die Arterien wahre cylin- drische Canäle sind; einige Arterien erweitern sich sogar in ihren Verlauf, z. B. die mammaria in- terna, sogar der Bogen der Aorta ist zunächst am Herzen enger. Ueberhaupt scheinen alle Arterien, bevor sie sich in Aeste vertheilen, wenigstens die größern Stamme, sich etwas zu erweitern. §. 76. Uebrigens läßt sich wegen der überaus gro- ßen Mannigfaltigkeit, die in verschiedenen Einge- weiden, und Theilen des Körpers vorkommt, kein allgemeines Gesetz, nach welchem die Ab- zweigung der Arterien bis zu ihren äußersten En- dungen fortschreitet, ausfindig machen. Daher so ganz verschiedene Angaben der Physiologen. Keil nimmt 50, Haller aber nur 20 solche Haupt- abtheilungen der Stämme an. §. 77. Nach unzähligen Abzweigungen und Anmün- dungen (anastomoses), wodurch die benachbarten Aeste unter einander sich vereinigen, verlieren sich endlich die Arterien in die Anfänge der Venen, indem sie allmählig in zurückführende Blutgefäße umgebogen werden, und also das nämliche Blut, welches noch kurz vorher durch die Arterien von dem Herzen ausströmte, nun durch Venen zum Herzen zurückfließt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/66
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/66>, abgerufen am 25.04.2024.