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Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789.

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Grundlage mittheilt, so hat es selbst seinen Ur-
sprung, wie es mir wahrscheinlich ist, aus der
gerinnbaren Lymphe des Blutes; so sahe ich in
Lungenentzündungen diese gerinnbare Lymphe in
ein solches Zellgewebe übergehen, welches sodann
jene unächte Membranen bildet, wodurch nach-
mals die Lungen mit dem Rippenfell verwach-
sen.

§. 33.

Dieses mag von der Natur und Wichtigkeit
des Zellgewebes hinreichen. Ich werde nur noch
einige Besonderheiten desselben anführen.

Das Zellgewebe ist nicht überall gleich dicht,
überhaupt scheint es in dem Menschen im Gan-
zen genommen, ungleich feiner zu seyn, als bei
den übrigen Thieren; und in dieser Zartheit scheint
mir sogar ein gewisses Vorrecht der menschli-
chen Natur zu liegen, wodurch unser Körper nicht
nur für feinere Rührungen der Sinne, sondern auch
zur Hervorbringung mannigfaltiger Bewegungen,
und Vervollkommung verschiedener thierischer Ver-
richtungen, fähiger gemacht wird.

Aber auch in dem menschlichen Körper ist
dieses Zellgewebe nach Verschiedenheit des Alters,
des Geschlechts, der Lebensweise, des Clima
u. s. w. dichter oder lockerer.

Auch die Verschiedenheit der Theile des Kör-
pers macht einen Unterschied: es ist z. B. lockerer
an den Augenliedern, und an der Vorhaut,
straffer hinter den Ohren u. s. w.

§. 34.

Außer diesem allgemeinen Nutzen, den das
Zellgewebe dem Körper gewähret, (§. 29. 30.)
ist noch ein anderer Vortheil anzuführen, dieser

Grundlage mittheilt, so hat es selbst seinen Ur-
sprung, wie es mir wahrscheinlich ist, aus der
gerinnbaren Lymphe des Blutes; so sahe ich in
Lungenentzündungen diese gerinnbare Lymphe in
ein solches Zellgewebe übergehen, welches sodann
jene unächte Membranen bildet, wodurch nach-
mals die Lungen mit dem Rippenfell verwach-
sen.

§. 33.

Dieses mag von der Natur und Wichtigkeit
des Zellgewebes hinreichen. Ich werde nur noch
einige Besonderheiten desselben anführen.

Das Zellgewebe ist nicht überall gleich dicht,
überhaupt scheint es in dem Menschen im Gan-
zen genommen, ungleich feiner zu seyn, als bei
den übrigen Thieren; und in dieser Zartheit scheint
mir sogar ein gewisses Vorrecht der menschli-
chen Natur zu liegen, wodurch unser Körper nicht
nur für feinere Rührungen der Sinne, sondern auch
zur Hervorbringung mannigfaltiger Bewegungen,
und Vervollkommung verschiedener thierischer Ver-
richtungen, fähiger gemacht wird.

Aber auch in dem menschlichen Körper ist
dieses Zellgewebe nach Verschiedenheit des Alters,
des Geschlechts, der Lebensweise, des Clima
u. s. w. dichter oder lockerer.

Auch die Verschiedenheit der Theile des Kör-
pers macht einen Unterschied: es ist z. B. lockerer
an den Augenliedern, und an der Vorhaut,
straffer hinter den Ohren u. s. w.

§. 34.

Außer diesem allgemeinen Nutzen, den das
Zellgewebe dem Körper gewähret, (§. 29. 30.)
ist noch ein anderer Vortheil anzuführen, dieser

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[20/0040] Grundlage mittheilt, so hat es selbst seinen Ur- sprung, wie es mir wahrscheinlich ist, aus der gerinnbaren Lymphe des Blutes; so sahe ich in Lungenentzündungen diese gerinnbare Lymphe in ein solches Zellgewebe übergehen, welches sodann jene unächte Membranen bildet, wodurch nach- mals die Lungen mit dem Rippenfell verwach- sen. §. 33. Dieses mag von der Natur und Wichtigkeit des Zellgewebes hinreichen. Ich werde nur noch einige Besonderheiten desselben anführen. Das Zellgewebe ist nicht überall gleich dicht, überhaupt scheint es in dem Menschen im Gan- zen genommen, ungleich feiner zu seyn, als bei den übrigen Thieren; und in dieser Zartheit scheint mir sogar ein gewisses Vorrecht der menschli- chen Natur zu liegen, wodurch unser Körper nicht nur für feinere Rührungen der Sinne, sondern auch zur Hervorbringung mannigfaltiger Bewegungen, und Vervollkommung verschiedener thierischer Ver- richtungen, fähiger gemacht wird. Aber auch in dem menschlichen Körper ist dieses Zellgewebe nach Verschiedenheit des Alters, des Geschlechts, der Lebensweise, des Clima u. s. w. dichter oder lockerer. Auch die Verschiedenheit der Theile des Kör- pers macht einen Unterschied: es ist z. B. lockerer an den Augenliedern, und an der Vorhaut, straffer hinter den Ohren u. s. w. §. 34. Außer diesem allgemeinen Nutzen, den das Zellgewebe dem Körper gewähret, (§. 29. 30.) ist noch ein anderer Vortheil anzuführen, dieser

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/40>, abgerufen am 29.03.2024.