Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite

in das übrige zelligte Gewebe des Körpers ergos-
sen hatte. - Die Nervenbündel und Nervenfä-
den sind in den obenangeführten einfachen und zu-
sammengesetzten Nervenknoten nach einer verschie-
denen Ordnung vertheilt; denn in den einfachen
laufen dieselben alle zugleich durch die Axe desselben
hindurch, zum Theil aber weichen sie auch von diesem
Wege ab, und laufen nach den Seitentheilen zu,
und von dieser Richtung der Nervenfäden hängt
auch die jeder dieser beyden Arten von Nerven-
knoten eigene Gestalt ab.

Zum 362. §.

Unter den Entdeckungen, womit in den
neueren Zeiten die Physiologie bereichert worden
ist, gehört unstreitig die genauere Kenntniß des
Magensafts, die vorzüglich durch die Versuche
des berühmten Spallanzani a) in ein helles Licht
gesetzt worden ist.

Die brechenerregende Kraft der eingeschluck-
ten atmpsphärischen Luft hat Hr. Gosse durch Be-
obachtungen an seinem eigenen Körper bestätigt b),
wovon uns Hr. Senebier folgendes erzählt: Herr
Gosse hatte in seiner Kindheit das Vermögen er-
langt Luft zu schlucken: Eines Tages, da ihm
übel, und er ein saures Aufstoßen empfand, ge-
rieth er auf den Einfall Luft zu verschlucken, die-
se verschluckte Luft machte, daß er sich erbrach,
worauf er wieder besser wurde. Dieses Mittels
hat er sich also bey verderbtem Magen immer be-
dient; Luft ist für ihn ein sichers Brechmittel,
das seine Wirkung thut, ohne ihm Uebelseyn,
oder Entkräftung zu verursachen, und das ihm

in das übrige zelligte Gewebe des Körpers ergos-
sen hatte. – Die Nervenbündel und Nervenfä-
den sind in den obenangeführten einfachen und zu-
sammengesetzten Nervenknoten nach einer verschie-
denen Ordnung vertheilt; denn in den einfachen
laufen dieselben alle zugleich durch die Axe desselben
hindurch, zum Theil aber weichen sie auch von diesem
Wege ab, und laufen nach den Seitentheilen zu,
und von dieser Richtung der Nervenfäden hängt
auch die jeder dieser beyden Arten von Nerven-
knoten eigene Gestalt ab.

Zum 362. §.

Unter den Entdeckungen, womit in den
neueren Zeiten die Physiologie bereichert worden
ist, gehört unstreitig die genauere Kenntniß des
Magensafts, die vorzüglich durch die Versuche
des berühmten Spallanzani a) in ein helles Licht
gesetzt worden ist.

Die brechenerregende Kraft der eingeschluck-
ten atmpsphärischen Luft hat Hr. Gosse durch Be-
obachtungen an seinem eigenen Körper bestätigt b),
wovon uns Hr. Senebier folgendes erzählt: Herr
Gosse hatte in seiner Kindheit das Vermögen er-
langt Luft zu schlucken: Eines Tages, da ihm
übel, und er ein saures Aufstoßen empfand, ge-
rieth er auf den Einfall Luft zu verschlucken, die-
se verschluckte Luft machte, daß er sich erbrach,
worauf er wieder besser wurde. Dieses Mittels
hat er sich also bey verderbtem Magen immer be-
dient; Luft ist für ihn ein sichers Brechmittel,
das seine Wirkung thut, ohne ihm Uebelseyn,
oder Entkräftung zu verursachen, und das ihm

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000071">
    <back>
      <div type="addenda" n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0414" xml:id="pb396_0001" n="396"/>
in das übrige zelligte Gewebe des Körpers ergos-<lb/>
sen hatte. &#x2013; Die Nervenbündel und Nervenfä-<lb/>
den sind in den obenangeführten einfachen und zu-<lb/>
sammengesetzten Nervenknoten nach einer verschie-<lb/>
denen Ordnung vertheilt; denn in den einfachen<lb/>
laufen dieselben alle zugleich durch die Axe desselben<lb/>
hindurch, zum Theil aber weichen sie auch von diesem<lb/>
Wege ab, und laufen nach den Seitentheilen zu,<lb/>
und von dieser Richtung der Nervenfäden hängt<lb/>
auch die jeder dieser beyden Arten von Nerven-<lb/>
knoten eigene Gestalt ab.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">Zum 362. §.</head><lb/>
          <p>Unter den Entdeckungen, womit in den<lb/>
neueren Zeiten die Physiologie bereichert worden<lb/>
ist, gehört unstreitig die genauere Kenntniß des<lb/>
Magensafts, die vorzüglich durch die Versuche<lb/>
des berühmten Spallanzani <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">a</hi></hi>) in ein helles Licht<lb/>
gesetzt worden ist.</p>
          <p>Die brechenerregende Kraft der eingeschluck-<lb/>
ten atmpsphärischen Luft hat Hr. Gosse durch Be-<lb/>
obachtungen an seinem eigenen Körper bestätigt <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">b</hi></hi>),<lb/>
wovon uns Hr. Senebier folgendes erzählt: Herr<lb/>
Gosse hatte in seiner Kindheit das Vermögen er-<lb/>
langt Luft zu schlucken: Eines Tages, da ihm<lb/>
übel, und er ein saures Aufstoßen empfand, ge-<lb/>
rieth er auf den Einfall Luft zu verschlucken, die-<lb/>
se verschluckte Luft machte, daß er sich erbrach,<lb/>
worauf er wieder besser wurde. Dieses Mittels<lb/>
hat er sich also bey verderbtem Magen immer be-<lb/>
dient; Luft ist für ihn ein sichers Brechmittel,<lb/>
das seine Wirkung thut, ohne ihm Uebelseyn,<lb/>
oder Entkräftung zu verursachen, und das ihm<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </back>
  </text>
</TEI>
[396/0414] in das übrige zelligte Gewebe des Körpers ergos- sen hatte. – Die Nervenbündel und Nervenfä- den sind in den obenangeführten einfachen und zu- sammengesetzten Nervenknoten nach einer verschie- denen Ordnung vertheilt; denn in den einfachen laufen dieselben alle zugleich durch die Axe desselben hindurch, zum Theil aber weichen sie auch von diesem Wege ab, und laufen nach den Seitentheilen zu, und von dieser Richtung der Nervenfäden hängt auch die jeder dieser beyden Arten von Nerven- knoten eigene Gestalt ab. Zum 362. §. Unter den Entdeckungen, womit in den neueren Zeiten die Physiologie bereichert worden ist, gehört unstreitig die genauere Kenntniß des Magensafts, die vorzüglich durch die Versuche des berühmten Spallanzani a) in ein helles Licht gesetzt worden ist. Die brechenerregende Kraft der eingeschluck- ten atmpsphärischen Luft hat Hr. Gosse durch Be- obachtungen an seinem eigenen Körper bestätigt b), wovon uns Hr. Senebier folgendes erzählt: Herr Gosse hatte in seiner Kindheit das Vermögen er- langt Luft zu schlucken: Eines Tages, da ihm übel, und er ein saures Aufstoßen empfand, ge- rieth er auf den Einfall Luft zu verschlucken, die- se verschluckte Luft machte, daß er sich erbrach, worauf er wieder besser wurde. Dieses Mittels hat er sich also bey verderbtem Magen immer be- dient; Luft ist für ihn ein sichers Brechmittel, das seine Wirkung thut, ohne ihm Uebelseyn, oder Entkräftung zu verursachen, und das ihm

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/414
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/414>, abgerufen am 24.04.2024.