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Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795.

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barkeit, mit keiner andern Lebenskraft, nämlich
weder mit der Reizbarkeit, noch Empfindlich-
keit, oder einem eigenthümlichen Leben begabt
sind a).

a) Daher ich auch die Stärke des Beweisgrundes,
wodurch Hr. v. Haller die Erneuerung der wei-
chen Theile zu erweisen sucht, nicht wohl einsehe:
"Wenn Knoch und Zähne erneuert, wenn so
alte Bestandtheile zerstört werden, und neue
an ihre Stelle treten, so dürfen wir desto we-
niger zweifeln, daß sich dieses auch an andern
und weichern Theilen ereignet."

§. 461.

In denjenigen Theilen also, welche gleichsam
mit diesen höhern Lebenskräften versehen sind,
scheint mir ihr Parenchyma, welches ihre eigen-
thümliche Grundlage ausmacht, unverändert zu
verbleiben; - Alle Veränderungen, denen dieses
Parenchyma ausgesetzt ist, bestehen darinn, daß
seine zelligten Zwischenräume, wenn die Ernäh-
rung gut von statten geht, voll der plastischen
Lymphe sind, sobald aber die Ernährung mangelt,
dieser Lymphe wieder beraubt werden, zusammen-
fallen, und gleichsam vertrocknen.

§. 462.

Diese plastische Lymphe, von deren Wichtig-
keit an einem Orte gehandelt worden ist, verwan-
delt sich sehr leicht in ein Zellgewebe, und scheint
vorzüglich den Nahrungsstoff auszumachen, der

barkeit, mit keiner andern Lebenskraft, nämlich
weder mit der Reizbarkeit, noch Empfindlich-
keit, oder einem eigenthümlichen Leben begabt
sind a).

a) Daher ich auch die Stärke des Beweisgrundes,
wodurch Hr. v. Haller die Erneuerung der wei-
chen Theile zu erweisen sucht, nicht wohl einsehe:
„Wenn Knoch und Zähne erneuert, wenn so
alte Bestandtheile zerstört werden, und neue
an ihre Stelle treten, so dürfen wir desto we-
niger zweifeln, daß sich dieses auch an andern
und weichern Theilen ereignet.“

§. 461.

In denjenigen Theilen also, welche gleichsam
mit diesen höhern Lebenskräften versehen sind,
scheint mir ihr Parenchyma, welches ihre eigen-
thümliche Grundlage ausmacht, unverändert zu
verbleiben; – Alle Veränderungen, denen dieses
Parenchyma ausgesetzt ist, bestehen darinn, daß
seine zelligten Zwischenräume, wenn die Ernäh-
rung gut von statten geht, voll der plastischen
Lymphe sind, sobald aber die Ernährung mangelt,
dieser Lymphe wieder beraubt werden, zusammen-
fallen, und gleichsam vertrocknen.

§. 462.

Diese plastische Lymphe, von deren Wichtig-
keit an einem Orte gehandelt worden ist, verwan-
delt sich sehr leicht in ein Zellgewebe, und scheint
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[279/0295] barkeit, mit keiner andern Lebenskraft, nämlich weder mit der Reizbarkeit, noch Empfindlich- keit, oder einem eigenthümlichen Leben begabt sind a). a) Daher ich auch die Stärke des Beweisgrundes, wodurch Hr. v. Haller die Erneuerung der wei- chen Theile zu erweisen sucht, nicht wohl einsehe: „Wenn Knoch und Zähne erneuert, wenn so alte Bestandtheile zerstört werden, und neue an ihre Stelle treten, so dürfen wir desto we- niger zweifeln, daß sich dieses auch an andern und weichern Theilen ereignet.“ §. 461. In denjenigen Theilen also, welche gleichsam mit diesen höhern Lebenskräften versehen sind, scheint mir ihr Parenchyma, welches ihre eigen- thümliche Grundlage ausmacht, unverändert zu verbleiben; – Alle Veränderungen, denen dieses Parenchyma ausgesetzt ist, bestehen darinn, daß seine zelligten Zwischenräume, wenn die Ernäh- rung gut von statten geht, voll der plastischen Lymphe sind, sobald aber die Ernährung mangelt, dieser Lymphe wieder beraubt werden, zusammen- fallen, und gleichsam vertrocknen. §. 462. Diese plastische Lymphe, von deren Wichtig- keit an einem Orte gehandelt worden ist, verwan- delt sich sehr leicht in ein Zellgewebe, und scheint vorzüglich den Nahrungsstoff auszumachen, der

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1795/295>, abgerufen am 25.04.2024.