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Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795.

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re, das nur 5 Quentchen Gehirn besitzt, doch ei-
ne vorzüglichere Fähigkeit durchs Gesicht erhalte-
ne Empfindungen und Eindrücke aufzubewahren,
folglich in der That ein größers Gehirn zuschrei-
ben können. Denn rechne ich auf jedes Hundert
von Nervenfasern ein Quentchen Gehirn, so blei-
ben dem absolut kleinern Gehirn dennoch zwey Quent-
chen übrig, wenn das größte nur ein Quentchen
behält.

Zum 207. §.

Scarpa (anatom. annotat. L. 1. de ner-
vorum gangliis
) theilt die Nervenknoten in ein-
fache (ganglia simplicia, oder spinalia) und in
zusammengesetzte (composita, oder non spinalia)
ein. Die ersten sind an den Wurzeln der Rück-
gradnerven längst des ganzen Rückgrads befindlich,
und es bestehen solche blos aus einem einzigen
Nerven. Die zusammengesetzten Nervenknoten
hingegen sind in den übrigen Theilen des Körpers
zerstreut, und werden aus vielen und verschiede-
nen sich mit einander verbindenden Nervenfäden
gebildet. - Unter den allgemeinen Bedeckungen
dieser Nervenknoten findet sich eine weiche, safti-
ge, gelblichte Substanz, welche von den Physio-
logen sonst mit der Gehirnsubstanz verglichen wur-
de, die aber nach des Scarpa Untersuchungen ein
wahres, zwischen den Nervenfäden gelegenes Zell-
gewebe ist, welches in fetten Körpern einen di-
cken öligten Saft, in magern aber eine dünne
graue Substanz enthält; bey wassersüchtigen Kör-
pern war dieses Zellgewebe der Nervenknoten mit
eben der serösen Feuchtigkeit erfüllt, welche sich

re, das nur 5 Quentchen Gehirn besitzt, doch ei-
ne vorzüglichere Fähigkeit durchs Gesicht erhalte-
ne Empfindungen und Eindrücke aufzubewahren,
folglich in der That ein größers Gehirn zuschrei-
ben können. Denn rechne ich auf jedes Hundert
von Nervenfasern ein Quentchen Gehirn, so blei-
ben dem absolut kleinern Gehirn dennoch zwey Quent-
chen übrig, wenn das größte nur ein Quentchen
behält.

Zum 207. §.

Scarpa (anatom. annotat. L. 1. de ner-
vorum gangliis
) theilt die Nervenknoten in ein-
fache (ganglia simplicia, oder spinalia) und in
zusammengesetzte (composita, oder non spinalia)
ein. Die ersten sind an den Wurzeln der Rück-
gradnerven längst des ganzen Rückgrads befindlich,
und es bestehen solche blos aus einem einzigen
Nerven. Die zusammengesetzten Nervenknoten
hingegen sind in den übrigen Theilen des Körpers
zerstreut, und werden aus vielen und verschiede-
nen sich mit einander verbindenden Nervenfäden
gebildet. – Unter den allgemeinen Bedeckungen
dieser Nervenknoten findet sich eine weiche, safti-
ge, gelblichte Substanz, welche von den Physio-
logen sonst mit der Gehirnsubstanz verglichen wur-
de, die aber nach des Scarpa Untersuchungen ein
wahres, zwischen den Nervenfäden gelegenes Zell-
gewebe ist, welches in fetten Körpern einen di-
cken öligten Saft, in magern aber eine dünne
graue Substanz enthält; bey wassersüchtigen Kör-
pern war dieses Zellgewebe der Nervenknoten mit
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[395/0411] re, das nur 5 Quentchen Gehirn besitzt, doch ei- ne vorzüglichere Fähigkeit durchs Gesicht erhalte- ne Empfindungen und Eindrücke aufzubewahren, folglich in der That ein größers Gehirn zuschrei- ben können. Denn rechne ich auf jedes Hundert von Nervenfasern ein Quentchen Gehirn, so blei- ben dem absolut kleinern Gehirn dennoch zwey Quent- chen übrig, wenn das größte nur ein Quentchen behält. Zum 207. §. Scarpa (anatom. annotat. L. 1. de ner- vorum gangliis) theilt die Nervenknoten in ein- fache (ganglia simplicia, oder spinalia) und in zusammengesetzte (composita, oder non spinalia) ein. Die ersten sind an den Wurzeln der Rück- gradnerven längst des ganzen Rückgrads befindlich, und es bestehen solche blos aus einem einzigen Nerven. Die zusammengesetzten Nervenknoten hingegen sind in den übrigen Theilen des Körpers zerstreut, und werden aus vielen und verschiede- nen sich mit einander verbindenden Nervenfäden gebildet. – Unter den allgemeinen Bedeckungen dieser Nervenknoten findet sich eine weiche, safti- ge, gelblichte Substanz, welche von den Physio- logen sonst mit der Gehirnsubstanz verglichen wur- de, die aber nach des Scarpa Untersuchungen ein wahres, zwischen den Nervenfäden gelegenes Zell- gewebe ist, welches in fetten Körpern einen di- cken öligten Saft, in magern aber eine dünne graue Substanz enthält; bey wassersüchtigen Kör- pern war dieses Zellgewebe der Nervenknoten mit eben der serösen Feuchtigkeit erfüllt, welche sich

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1795/411>, abgerufen am 28.03.2024.