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Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795.

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gewisse und bestimmte Klassen zurückführen. Will
man aber ja Eintheilungen machen, so können wir
es bey den bekannten vier Hauptgattungen bewenden
lassen: nämlich das phlegmatische, sanguinische,
cholerische und melancholische.

§. 61.

Diese Eintheilung baute zwar Galen auf ei-
nen sehr unsicheren Grund, den er von willkührlich
angenommenen Bestandtheilen des Blutes hernahm;
doch kann sie den unschicklichen Grund abgerechnet,
beybehalten werden, da sie mit der Natur so ziem-
lich übereintrift. Diesem zufolge kann man die
Temperamente sowohl einzelner Menschen als der
verschiedenen Lebensalter unter vier Klassen bringen.
Das zarte Kind ist phlegmatisch, der Jügling san-
guinisch; der Mann cholerisch; der Greis melan-
cholisch.

Aber wie gesagt, die Mischung und Man-
nigfaltigkeit der Temperamente ist so unendlich, daß
jeder der es nur versuchen will, Verbindungen und
Klassificationen derselben festzusetzen, in einem un-
absehbaren Felde sich verlieren muß.

§. 62.

Der Inbegrif aller Anlagen und Gesetze, wo-
durch die Verrichtungen des menschlichen Körpers
von dem Anbeginne des Lebens bis zum Tode ge-
leitet und befördert werden, wird die menschliche
Natur genannt.

§. 63.

Diese Verrichtungen aber selbst werden ganz
schicklich in vier Klassen getheilt; eine Eintheilung,

gewisse und bestimmte Klassen zurückführen. Will
man aber ja Eintheilungen machen, so können wir
es bey den bekannten vier Hauptgattungen bewenden
lassen: nämlich das phlegmatische, sanguinische,
cholerische und melancholische.

§. 61.

Diese Eintheilung baute zwar Galen auf ei-
nen sehr unsicheren Grund, den er von willkührlich
angenommenen Bestandtheilen des Blutes hernahm;
doch kann sie den unschicklichen Grund abgerechnet,
beybehalten werden, da sie mit der Natur so ziem-
lich übereintrift. Diesem zufolge kann man die
Temperamente sowohl einzelner Menschen als der
verschiedenen Lebensalter unter vier Klassen bringen.
Das zarte Kind ist phlegmatisch, der Jügling san-
guinisch; der Mann cholerisch; der Greis melan-
cholisch.

Aber wie gesagt, die Mischung und Man-
nigfaltigkeit der Temperamente ist so unendlich, daß
jeder der es nur versuchen will, Verbindungen und
Klassificationen derselben festzusetzen, in einem un-
absehbaren Felde sich verlieren muß.

§. 62.

Der Inbegrif aller Anlagen und Gesetze, wo-
durch die Verrichtungen des menschlichen Körpers
von dem Anbeginne des Lebens bis zum Tode ge-
leitet und befördert werden, wird die menschliche
Natur genannt.

§. 63.

Diese Verrichtungen aber selbst werden ganz
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[36/0054] gewisse und bestimmte Klassen zurückführen. Will man aber ja Eintheilungen machen, so können wir es bey den bekannten vier Hauptgattungen bewenden lassen: nämlich das phlegmatische, sanguinische, cholerische und melancholische. §. 61. Diese Eintheilung baute zwar Galen auf ei- nen sehr unsicheren Grund, den er von willkührlich angenommenen Bestandtheilen des Blutes hernahm; doch kann sie den unschicklichen Grund abgerechnet, beybehalten werden, da sie mit der Natur so ziem- lich übereintrift. Diesem zufolge kann man die Temperamente sowohl einzelner Menschen als der verschiedenen Lebensalter unter vier Klassen bringen. Das zarte Kind ist phlegmatisch, der Jügling san- guinisch; der Mann cholerisch; der Greis melan- cholisch. Aber wie gesagt, die Mischung und Man- nigfaltigkeit der Temperamente ist so unendlich, daß jeder der es nur versuchen will, Verbindungen und Klassificationen derselben festzusetzen, in einem un- absehbaren Felde sich verlieren muß. §. 62. Der Inbegrif aller Anlagen und Gesetze, wo- durch die Verrichtungen des menschlichen Körpers von dem Anbeginne des Lebens bis zum Tode ge- leitet und befördert werden, wird die menschliche Natur genannt. §. 63. Diese Verrichtungen aber selbst werden ganz schicklich in vier Klassen getheilt; eine Eintheilung,

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1795/54>, abgerufen am 28.03.2024.