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Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795.

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Gestalt, als wegen ihrer größern Dichtigkeit ge-
brochen; etwas geringer ist diese Stralenbrechung
in der wässerigten Feuchtigkeit.

Diejenigen Stralen aber, welche durch das
Seheloch (pupilla) auf die Krystalllinse fallen,
werden, da dieses Medium dichter, noch näher
aneinander gebrochen.

Die gläserne Feuchtigkeit, welche dünner ist,
als die Krystalllinse, verhindert die zu frühe Ver-
einigung der Stralen; so daß die Gegenstände hin-
ter dem verlängerten Brennpunkte auf der Mark-
haut verkehrt abgebildet werden.

§. 267.

Diese verschiedene Dichtigkeit der Feuchtigkei-
ten zeugt von der hohen Weisheit des Schöpfers;
denn durch diese Einrichtung werden die Stralen,
welche sonst wegen der mannigfaltigen Zurückwer-
fung der Farben zerstreut würden, in einem Brenn-
punkte vereinigt a).

a) Leon. Euler sur la perfection des verres objectifs
des lunettes, in Mem. de l'Acad. des sc. de
Berlin
1747. p. 274.

§. 268.

Die Frage, warum wir die Gegenstände, die
doch auf der Markhaut verkehrt abgebildet werden,
aufrecht sehen, ist leicht aufzulösen; denn die Ge-
genstände werden nur in Beziehung auf andere Ge-
genstände, die aufrecht dargestellt werden, verkehrt
genennt.

Da nun alle äußere Gegenstände, und auch
das Bild unsers eigenen Körpers in gleicher Ord-
nung und Lage verkehrt auf der Markhaut erschei-

Gestalt, als wegen ihrer größern Dichtigkeit ge-
brochen; etwas geringer ist diese Stralenbrechung
in der wässerigten Feuchtigkeit.

Diejenigen Stralen aber, welche durch das
Seheloch (pupilla) auf die Krystalllinse fallen,
werden, da dieses Medium dichter, noch näher
aneinander gebrochen.

Die gläserne Feuchtigkeit, welche dünner ist,
als die Krystalllinse, verhindert die zu frühe Ver-
einigung der Stralen; so daß die Gegenstände hin-
ter dem verlängerten Brennpunkte auf der Mark-
haut verkehrt abgebildet werden.

§. 267.

Diese verschiedene Dichtigkeit der Feuchtigkei-
ten zeugt von der hohen Weisheit des Schöpfers;
denn durch diese Einrichtung werden die Stralen,
welche sonst wegen der mannigfaltigen Zurückwer-
fung der Farben zerstreut würden, in einem Brenn-
punkte vereinigt a).

a) Leon. Euler sur la perfection des verres objectifs
des lunettes, in Mem. de l'Acad. des sc. de
Berlin
1747. p. 274.

§. 268.

Die Frage, warum wir die Gegenstände, die
doch auf der Markhaut verkehrt abgebildet werden,
aufrecht sehen, ist leicht aufzulösen; denn die Ge-
genstände werden nur in Beziehung auf andere Ge-
genstände, die aufrecht dargestellt werden, verkehrt
genennt.

Da nun alle äußere Gegenstände, und auch
das Bild unsers eigenen Körpers in gleicher Ord-
nung und Lage verkehrt auf der Markhaut erschei-

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[171/0187] Gestalt, als wegen ihrer größern Dichtigkeit ge- brochen; etwas geringer ist diese Stralenbrechung in der wässerigten Feuchtigkeit. Diejenigen Stralen aber, welche durch das Seheloch (pupilla) auf die Krystalllinse fallen, werden, da dieses Medium dichter, noch näher aneinander gebrochen. Die gläserne Feuchtigkeit, welche dünner ist, als die Krystalllinse, verhindert die zu frühe Ver- einigung der Stralen; so daß die Gegenstände hin- ter dem verlängerten Brennpunkte auf der Mark- haut verkehrt abgebildet werden. §. 267. Diese verschiedene Dichtigkeit der Feuchtigkei- ten zeugt von der hohen Weisheit des Schöpfers; denn durch diese Einrichtung werden die Stralen, welche sonst wegen der mannigfaltigen Zurückwer- fung der Farben zerstreut würden, in einem Brenn- punkte vereinigt a). a) Leon. Euler sur la perfection des verres objectifs des lunettes, in Mem. de l'Acad. des sc. de Berlin 1747. p. 274. §. 268. Die Frage, warum wir die Gegenstände, die doch auf der Markhaut verkehrt abgebildet werden, aufrecht sehen, ist leicht aufzulösen; denn die Ge- genstände werden nur in Beziehung auf andere Ge- genstände, die aufrecht dargestellt werden, verkehrt genennt. Da nun alle äußere Gegenstände, und auch das Bild unsers eigenen Körpers in gleicher Ord- nung und Lage verkehrt auf der Markhaut erschei-

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1795/187>, abgerufen am 29.03.2024.