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Boeck, Josef Phileas: Marmorirkunst. 2. Aufl. Wien u. a., 1896.

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wasser angefeuchtet oder mit Säurewasser gebeizt werden.
Wenn die Farben nicht leiden, ist Säure vorzuziehen, weil
man die Schnitte wieder trocken werden lassen kann und so-
mit nicht, wie beim Alaunwasser, auf den richtigen Feuch-
tigkeitsgrad Rücksichtnehmen muß.

3. Auf Traganthgrund.

Der Traganthgrund ist ziemlich dick zu nehmen, die
Farben werden dünner gemacht, und zwar 1 Theil Farbe,
1 Theil Wasser und 30 bis 40 Tropfen Galle, auf das
100 Gramm-Fläschchen gerechnet. Die blaue Farbe wird
dann in nicht großen Tropfen aufgetragen, sondern genau so
wie die rothe, d. h. man schlägt sie mit einem großen
Reisstrohpinsel über den Stock und zwar in kleinen, dicht
nebeneinander stehenden Tropfen. Auf die blaue Farbe folgt
dann die rothe in eben derselben Weise, und zuletzt das
Sprengwasser, welches aber bedeutend schwächer gemacht
werden muß.

Diese Manier hat den Vortheil vor den vorgenannten,
daß man die Bücherschnitte nicht anzufeuchten braucht, weil
durch den dicken Grund und die dünnen Farben letztere
leicht auf dem Papier haften. Bleiben jedoch beim Auftragen
der Farben zu große Zwischenräume vom leeren Grunde
sichtbar, so erhält das Adernetz ein sehr zerrissenes Aus-
sehen.



Herstellung von Kammschnitten.

Bei richtiger Farbenwahl und geschickter Herstellung
des Marmors nimmt derselbe unstreitig die hervorragendste
Bedeutung unter den Bücher- respective Marmorschnitten ein.

Sind die Farben gleichmäßig aufgesprengt, so nimmt
man eine zu diesem Zwecke bereitgehaltene Nadel oder auch
ein Holz- oder Beinstäbchen und durchschneidet die auf den
Grund aufgespritzten Tropfen, indem man von einer Seite
des Kastens über die schmale Fläche nach der anderen
Seite fährt und die Farben in geraden Linien dem Stäbchen

wasser angefeuchtet oder mit Saͤurewasser gebeizt werden.
Wenn die Farben nicht leiden, ist Saͤure vorzuziehen, weil
man die Schnitte wieder trocken werden lassen kann und so-
mit nicht, wie beim Alaunwasser, auf den richtigen Feuch-
tigkeitsgrad Ruͤcksichtnehmen muß.

3. Auf Traganthgrund.

Der Traganthgrund ist ziemlich dick zu nehmen, die
Farben werden duͤnner gemacht, und zwar 1 Theil Farbe,
1 Theil Wasser und 30 bis 40 Tropfen Galle, auf das
100 Gramm-Flaͤschchen gerechnet. Die blaue Farbe wird
dann in nicht großen Tropfen aufgetragen, sondern genau so
wie die rothe, d. h. man schlaͤgt sie mit einem großen
Reisstrohpinsel uͤber den Stock und zwar in kleinen, dicht
nebeneinander stehenden Tropfen. Auf die blaue Farbe folgt
dann die rothe in eben derselben Weise, und zuletzt das
Sprengwasser, welches aber bedeutend schwaͤcher gemacht
werden muß.

Diese Manier hat den Vortheil vor den vorgenannten,
daß man die Buͤcherschnitte nicht anzufeuchten braucht, weil
durch den dicken Grund und die duͤnnen Farben letztere
leicht auf dem Papier haften. Bleiben jedoch beim Auftragen
der Farben zu große Zwischenraͤume vom leeren Grunde
sichtbar, so erhaͤlt das Adernetz ein sehr zerrissenes Aus-
sehen.



Herstellung von Kammschnitten.

Bei richtiger Farbenwahl und geschickter Herstellung
des Marmors nimmt derselbe unstreitig die hervorragendste
Bedeutung unter den Buͤcher- respective Marmorschnitten ein.

Sind die Farben gleichmaͤßig aufgesprengt, so nimmt
man eine zu diesem Zwecke bereitgehaltene Nadel oder auch
ein Holz- oder Beinstaͤbchen und durchschneidet die auf den
Grund aufgespritzten Tropfen, indem man von einer Seite
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Seite faͤhrt und die Farben in geraden Linien dem Staͤbchen

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[46/0056] wasser angefeuchtet oder mit Saͤurewasser gebeizt werden. Wenn die Farben nicht leiden, ist Saͤure vorzuziehen, weil man die Schnitte wieder trocken werden lassen kann und so- mit nicht, wie beim Alaunwasser, auf den richtigen Feuch- tigkeitsgrad Ruͤcksichtnehmen muß. 3. Auf Traganthgrund. Der Traganthgrund ist ziemlich dick zu nehmen, die Farben werden duͤnner gemacht, und zwar 1 Theil Farbe, 1 Theil Wasser und 30 bis 40 Tropfen Galle, auf das 100 Gramm-Flaͤschchen gerechnet. Die blaue Farbe wird dann in nicht großen Tropfen aufgetragen, sondern genau so wie die rothe, d. h. man schlaͤgt sie mit einem großen Reisstrohpinsel uͤber den Stock und zwar in kleinen, dicht nebeneinander stehenden Tropfen. Auf die blaue Farbe folgt dann die rothe in eben derselben Weise, und zuletzt das Sprengwasser, welches aber bedeutend schwaͤcher gemacht werden muß. Diese Manier hat den Vortheil vor den vorgenannten, daß man die Buͤcherschnitte nicht anzufeuchten braucht, weil durch den dicken Grund und die duͤnnen Farben letztere leicht auf dem Papier haften. Bleiben jedoch beim Auftragen der Farben zu große Zwischenraͤume vom leeren Grunde sichtbar, so erhaͤlt das Adernetz ein sehr zerrissenes Aus- sehen. Herstellung von Kammschnitten. Bei richtiger Farbenwahl und geschickter Herstellung des Marmors nimmt derselbe unstreitig die hervorragendste Bedeutung unter den Buͤcher- respective Marmorschnitten ein. Sind die Farben gleichmaͤßig aufgesprengt, so nimmt man eine zu diesem Zwecke bereitgehaltene Nadel oder auch ein Holz- oder Beinstaͤbchen und durchschneidet die auf den Grund aufgespritzten Tropfen, indem man von einer Seite des Kastens uͤber die schmale Flaͤche nach der anderen Seite faͤhrt und die Farben in geraden Linien dem Staͤbchen

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Zitationshilfe: Boeck, Josef Phileas: Marmorirkunst. 2. Aufl. Wien u. a., 1896, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeck_marmorirkunst_1896/56>, abgerufen am 25.04.2024.