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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833.

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auch die ganze Welt hundert Meilen weit davon
entfernt.

Der König von Baiern läßt sich aus allen
Städten, Flecken und Dörfern des Landes von
den Magistratspersonen im Namen der Gemein¬
de unterthänige Adressen schicken. Dieses pa¬
pierne Heer soll gegen die rebellische öffentliche
Meinung zu Felde ziehen. In einer solchen
Adresse aus Wasserburg heißt es sehr naiv:
"den ausgesprochenen Grundsatz einer weisen
"Sparsamkeit empfangen wir -- jedoch ohne
"Beschränkung der Allerhöchsten Person im Wohl¬
"thun und im Glanz des Hofes und des Staa¬
"tes, mit ewigem Danke." Die Wasserburger
haben zwar einen schlechten Styl, aber ein gu¬
tes Herz. Das ist die Hauptsache. Weiter.
Ein Bairischer Staatsbeamte schloß seine Rede,
die er bei einer öffentlichen Feierlichkeit gehalten,
mit folgenden Worten: Haß und Verach¬
tung jenen Abgeordneten
, die es wag¬

auch die ganze Welt hundert Meilen weit davon
entfernt.

Der Koͤnig von Baiern laͤßt ſich aus allen
Staͤdten, Flecken und Doͤrfern des Landes von
den Magiſtratsperſonen im Namen der Gemein¬
de unterthaͤnige Adreſſen ſchicken. Dieſes pa¬
pierne Heer ſoll gegen die rebelliſche oͤffentliche
Meinung zu Felde ziehen. In einer ſolchen
Adreſſe aus Waſſerburg heißt es ſehr naiv:
„den ausgeſprochenen Grundſatz einer weiſen
„Sparſamkeit empfangen wir — jedoch ohne
„Beſchraͤnkung der Allerhoͤchſten Perſon im Wohl¬
„thun und im Glanz des Hofes und des Staa¬
„tes, mit ewigem Danke.“ Die Waſſerburger
haben zwar einen ſchlechten Styl, aber ein gu¬
tes Herz. Das iſt die Hauptſache. Weiter.
Ein Bairiſcher Staatsbeamte ſchloß ſeine Rede,
die er bei einer oͤffentlichen Feierlichkeit gehalten,
mit folgenden Worten: Haß und Verach¬
tung jenen Abgeordneten
, die es wag¬

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[245/0259] auch die ganze Welt hundert Meilen weit davon entfernt. Der Koͤnig von Baiern laͤßt ſich aus allen Staͤdten, Flecken und Doͤrfern des Landes von den Magiſtratsperſonen im Namen der Gemein¬ de unterthaͤnige Adreſſen ſchicken. Dieſes pa¬ pierne Heer ſoll gegen die rebelliſche oͤffentliche Meinung zu Felde ziehen. In einer ſolchen Adreſſe aus Waſſerburg heißt es ſehr naiv: „den ausgeſprochenen Grundſatz einer weiſen „Sparſamkeit empfangen wir — jedoch ohne „Beſchraͤnkung der Allerhoͤchſten Perſon im Wohl¬ „thun und im Glanz des Hofes und des Staa¬ „tes, mit ewigem Danke.“ Die Waſſerburger haben zwar einen ſchlechten Styl, aber ein gu¬ tes Herz. Das iſt die Hauptſache. Weiter. Ein Bairiſcher Staatsbeamte ſchloß ſeine Rede, die er bei einer oͤffentlichen Feierlichkeit gehalten, mit folgenden Worten: Haß und Verach¬ tung jenen Abgeordneten, die es wag¬

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/259>, abgerufen am 19.04.2024.