Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Böttiger, Johann: Lehr- und Trostpredigt Von Nothwendigkeit der Tauffe/ und was von ungetauffter Christen-Kinder Seligkeit zu halten Aus den Worten des Herrn Jesu Johan. 3, 5. Nordhausen, 1652.

Bild:
<< vorherige Seite

Lehr- und Trostpredigt
daß es im Mutterleibe gestorben were? Gott weiß es/
der hat auch sein bestes geprüfet. Warumb gab sich der Kö-
nig David sowol zufrieden/ wie sein Kindlein sobald gestor-
ben war? Sonder allen Zweiffeln hat er bedacht/ daß es man-
chem Vnglück/ so auch hernach erfolget/ entgangen. Ach so
fasset Hiobs Hertz/ Jhr jetzo hoch-betrübte Gräfliche und
Fürstliche Eltern/ und saget in Christlicher Gedult: Der
HErr hats gegeben/ der HErr hats genommen/
der Name des HErrn sey gebenedeyet/
Job. 1. Ja
dancket dem HErrn/ daß er das liebe Seelichen durch seine
heilige Engel so zeitlich abholen lassen/ ehe es auff dieser bösen
Welt geängstet und gequälet wörden. Gott wird die entzo-
gene Freude anderweit wider ersetzen/ und das Trauren in
und nicht
getauffet
worden.
Freude verkehren. Daß aber das Kindlein ohne Tauffe dahin
gestorben/ darwider trösten sich Christliche Hertzen/ daß sie
wissen und glauben/ daß Gott/ der jhrer und jhres Saamens
Gott ist/ ausser der Ordnung dasselbe selig gemachet hat.
Denn der barmhertzige GOtt wil nicht daß jemand von den
kleinen verlohren werde/ sondern erbarmet sich auch des Kin-
des in Mutterleibe. JEsus Christus der Welt Heyland hat
es mit seinem Blute erlöset/ und von den angeerbten Sünden
durch seine heilige Empfängnis und Menschwerdung gerei-
niget; der heilige Geist hat es im Mutterleibe gleubig/ heilig/
und selig gemacht. Es ist dem Herrn JEsu durch ewer und
vieler frommer Christen Gebet fürgetragen/ und hat also die
Tauffe begehret/ das ist in diesem Nothfall genug/ das ist ge-
wiß Amen und erhöret. Denn ein Christen-Mensch ist
theuer für GOtt geachtet/ und sein Gebet ein all-
mächtig groß Ding/
spricht Lutherus, denn er ist mit
Christi Blut geheiliget und mit dem Geist GOttes
gesalbet/ was er ernstlich bittet/ sonderlich mit dem

unaus-

Lehr- und Troſtpredigt
daß es im Mutterleibe geſtorben were? Gott weiß es/
der hat auch ſein beſtes gepruͤfet. Warumb gab ſich der Koͤ-
nig David ſowol zufrieden/ wie ſein Kindlein ſobald geſtor-
ben war? Sonder allen Zweiffeln hat er bedacht/ daß es man-
chem Vngluͤck/ ſo auch hernach erfolget/ entgangen. Ach ſo
faſſet Hiobs Hertz/ Jhr jetzo hoch-betruͤbte Graͤfliche und
Fuͤrſtliche Eltern/ und ſaget in Chriſtlicher Gedult: Der
HErr hats gegeben/ der HErr hats genommen/
der Name des HErrn ſey gebenedeyet/
Job. 1. Ja
dancket dem HErrn/ daß er das liebe Seelichen durch ſeine
heilige Engel ſo zeitlich abholen laſſen/ ehe es auff dieſer boͤſen
Welt geaͤngſtet und gequaͤlet woͤrden. Gott wird die entzo-
gene Freude anderweit wider erſetzen/ und das Trauren in
und nicht
getauffet
worden.
Freude verkehren. Daß aber das Kindlein ohne Tauffe dahin
geſtorben/ darwider troͤſten ſich Chriſtliche Hertzen/ daß ſie
wiſſen und glauben/ daß Gott/ der jhrer und jhres Saamens
Gott iſt/ auſſer der Ordnung daſſelbe ſelig gemachet hat.
Denn der barmhertzige GOtt wil nicht daß jemand von den
kleinen verlohren werde/ ſondern erbarmet ſich auch des Kin-
des in Mutterleibe. JEſus Chriſtus der Welt Heyland hat
es mit ſeinem Blute erloͤſet/ und von den angeerbten Suͤnden
durch ſeine heilige Empfaͤngnis und Menſchwerdung gerei-
niget; der heilige Geiſt hat es im Mutterleibe gleubig/ heilig/
und ſelig gemacht. Es iſt dem Herrn JEſu durch ewer und
vieler frommer Chriſten Gebet fuͤrgetragen/ und hat alſo die
Tauffe begehret/ das iſt in dieſem Nothfall genug/ das iſt ge-
wiß Amen und erhoͤret. Denn ein Chriſten-Menſch iſt
theuer fuͤr GOtt geachtet/ und ſein Gebet ein all-
maͤchtig groß Ding/
ſpricht Lutherus, denn er iſt mit
Chriſti Blut geheiliget und mit dem Geiſt GOttes
geſalbet/ was er ernſtlich bittet/ ſonderlich mit dem

unaus-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <p><quote><pb facs="#f0037"/><fw place="top" type="header">Lehr- und Tro&#x017F;tpredigt</fw><lb/><hi rendition="#fr">daß es im Mutterleibe ge&#x017F;torben were?</hi></quote>                         Gott weiß es/<lb/>
der hat auch &#x017F;ein be&#x017F;tes gepru&#x0364;fet. Warumb gab &#x017F;ich der                         Ko&#x0364;-<lb/>
nig David &#x017F;owol zufrieden/ wie &#x017F;ein Kindlein &#x017F;obald ge&#x017F;tor-<lb/>
ben war? Sonder allen Zweiffeln hat er bedacht/ daß es man-<lb/>
chem                         Vnglu&#x0364;ck/ &#x017F;o auch hernach erfolget/ entgangen. Ach &#x017F;o<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;et Hiobs                         Hertz/ Jhr jetzo hoch-betru&#x0364;bte Gra&#x0364;fliche und<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;tliche Eltern/ und                         &#x017F;aget in Chri&#x017F;tlicher Gedult: <cit xml:id="km52" next="#km53"><quote><hi rendition="#fr">Der<lb/>
HErr hats gegeben/ der HErr hats                                     genommen/<lb/>
der Name des HErrn &#x017F;ey gebenedeyet/</hi></quote></cit>                         <cit xml:id="km53" prev="#km52"><bibl><hi rendition="#aq">Job. 1.</hi></bibl></cit> Ja<lb/>
dancket dem HErrn/ daß er das liebe Seelichen durch                         &#x017F;eine<lb/>
heilige Engel &#x017F;o zeitlich abholen la&#x017F;&#x017F;en/ ehe es auff die&#x017F;er                         bo&#x0364;&#x017F;en<lb/>
Welt gea&#x0364;ng&#x017F;tet und gequa&#x0364;let wo&#x0364;rden. Gott wird die entzo-<lb/>
gene Freude anderweit wider er&#x017F;etzen/ und das Trauren in<lb/><note place="left">und nicht<lb/>
getauffet<lb/>
worden.</note>Freude                         verkehren. Daß aber das Kindlein ohne Tauffe dahin<lb/>
ge&#x017F;torben/ darwider                         tro&#x0364;&#x017F;ten &#x017F;ich Chri&#x017F;tliche Hertzen/ daß &#x017F;ie<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en und glauben/ daß                         Gott/ der jhrer und jhres Saamens<lb/>
Gott i&#x017F;t/ au&#x017F;&#x017F;er der Ordnung da&#x017F;&#x017F;elbe                         &#x017F;elig gemachet hat.<lb/>
Denn der barmhertzige GOtt wil nicht daß jemand von                         den<lb/>
kleinen verlohren werde/ &#x017F;ondern erbarmet &#x017F;ich auch des Kin-<lb/>
des in Mutterleibe. JE&#x017F;us Chri&#x017F;tus der Welt Heyland hat<lb/>
es mit &#x017F;einem                         Blute erlo&#x0364;&#x017F;et/ und von den angeerbten Su&#x0364;nden<lb/>
durch &#x017F;eine heilige                         Empfa&#x0364;ngnis und Men&#x017F;chwerdung gerei-<lb/>
niget; der heilige Gei&#x017F;t hat es im                         Mutterleibe gleubig/ heilig/<lb/>
und &#x017F;elig gemacht. Es i&#x017F;t dem Herrn JE&#x017F;u                         durch ewer und<lb/>
vieler frommer Chri&#x017F;ten Gebet fu&#x0364;rgetragen/ und hat al&#x017F;o                         die<lb/>
Tauffe begehret/ das i&#x017F;t in die&#x017F;em Nothfall genug/ das i&#x017F;t ge-<lb/>
wiß Amen und erho&#x0364;ret. <hi rendition="#fr">Denn ein Chri&#x017F;ten-Men&#x017F;ch i&#x017F;t<lb/>
theuer fu&#x0364;r GOtt geachtet/ <choice><sic>nnd</sic><corr>und</corr></choice> &#x017F;ein Gebet ein all-<lb/>
ma&#x0364;chtig groß Ding/</hi> &#x017F;pricht <hi rendition="#aq">Lutherus</hi>, <hi rendition="#fr">denn er i&#x017F;t mit<lb/>
Chri&#x017F;ti Blut geheiliget und mit dem Gei&#x017F;t GOttes<lb/>
ge&#x017F;albet/ was er                             ern&#x017F;tlich bittet/ &#x017F;onderlich mit dem</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">unaus-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0037] Lehr- und Troſtpredigt daß es im Mutterleibe geſtorben were? Gott weiß es/ der hat auch ſein beſtes gepruͤfet. Warumb gab ſich der Koͤ- nig David ſowol zufrieden/ wie ſein Kindlein ſobald geſtor- ben war? Sonder allen Zweiffeln hat er bedacht/ daß es man- chem Vngluͤck/ ſo auch hernach erfolget/ entgangen. Ach ſo faſſet Hiobs Hertz/ Jhr jetzo hoch-betruͤbte Graͤfliche und Fuͤrſtliche Eltern/ und ſaget in Chriſtlicher Gedult: Der HErr hats gegeben/ der HErr hats genommen/ der Name des HErrn ſey gebenedeyet/ Job. 1. Ja dancket dem HErrn/ daß er das liebe Seelichen durch ſeine heilige Engel ſo zeitlich abholen laſſen/ ehe es auff dieſer boͤſen Welt geaͤngſtet und gequaͤlet woͤrden. Gott wird die entzo- gene Freude anderweit wider erſetzen/ und das Trauren in Freude verkehren. Daß aber das Kindlein ohne Tauffe dahin geſtorben/ darwider troͤſten ſich Chriſtliche Hertzen/ daß ſie wiſſen und glauben/ daß Gott/ der jhrer und jhres Saamens Gott iſt/ auſſer der Ordnung daſſelbe ſelig gemachet hat. Denn der barmhertzige GOtt wil nicht daß jemand von den kleinen verlohren werde/ ſondern erbarmet ſich auch des Kin- des in Mutterleibe. JEſus Chriſtus der Welt Heyland hat es mit ſeinem Blute erloͤſet/ und von den angeerbten Suͤnden durch ſeine heilige Empfaͤngnis und Menſchwerdung gerei- niget; der heilige Geiſt hat es im Mutterleibe gleubig/ heilig/ und ſelig gemacht. Es iſt dem Herrn JEſu durch ewer und vieler frommer Chriſten Gebet fuͤrgetragen/ und hat alſo die Tauffe begehret/ das iſt in dieſem Nothfall genug/ das iſt ge- wiß Amen und erhoͤret. Denn ein Chriſten-Menſch iſt theuer fuͤr GOtt geachtet/ und ſein Gebet ein all- maͤchtig groß Ding/ ſpricht Lutherus, denn er iſt mit Chriſti Blut geheiliget und mit dem Geiſt GOttes geſalbet/ was er ernſtlich bittet/ ſonderlich mit dem unaus- und nicht getauffet worden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Fabian Kaßner, Katja Mönnich, Maria Rausch: Bereitstellung der Texttranskription als XML/TEI gemäß dem DTA-Basisformat. (2013-03-05T16:15:00Z)
Katja Mönnich: Vollständige Nachkorrektur der Transkription und Annotation.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boettiger_predigt_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boettiger_predigt_1652/37
Zitationshilfe: Böttiger, Johann: Lehr- und Trostpredigt Von Nothwendigkeit der Tauffe/ und was von ungetauffter Christen-Kinder Seligkeit zu halten Aus den Worten des Herrn Jesu Johan. 3, 5. Nordhausen, 1652, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boettiger_predigt_1652/37>, abgerufen am 28.03.2024.