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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Politische Unterweisungen
liebet und behalten haben/ wenn sie nicht die ge-
schickteste wäre/ darunter glückselig zu leben. Ja
Christus selbst/ unerachtet seiner Erniedrigung/
um das menschliche Geschlecht zu erlösen habe den
Titul des Königes der Juden an sich genommen/
und sey mit der Krone auf dem Haupte gestorben.

Anmerckung. Hie/ saget der Autor, soll ein
Edelmann von Königen ein Exempel nehmen/ und
so wohl auf die Einrichtung seines Glücks/ als auf
Erhaltung dessen/ was er von seinen Eltern em-
pfangen/ und auf dessen Wachsthum dencken/
auch dazu alle Mittel/ die ihm seine Ehre und Ge-
wissen
zulassen/ anwenden.

Nach diesen gibt er ein gutes axioma: Ein E-
delmann/ welcher nicht nach Ruhm und Ehre stre-
bet/ der tauget zu nichts. Schlägt es einem Ca-
valliere
nicht nach Wunsch ein/ so muß er mit den
Lobe sterben/ daß er doch viel versuchet habe.

Nachdem er hernach die Stände zeiget/ wor-
innen einer von Adel in Franckreich zu Ehren kom-
men könne/ schliesset er/ daß derselbe am besten
thue/ seine Avantage im Kriege zu suchen. Denn
an diese Lebens-Art hätten sich die Monarchen und
Helden gewehnet/ und sie wäre der Ursprung und
Brunnqvell des Adels. Bliebe dennoch eines
Edelmanns sein Handwerck der Krieg/ als wie die
Aufbauung der Häuser die Verrichtung eines Bau-
meisters.

Die III. Maxim.

Jn dieser setzet der Autor die Religion als die
allermächtigste Bewegungs-Ursach aller menschli-

chen

Politiſche Unterweiſungen
liebet und behalten haben/ wenn ſie nicht die ge-
ſchickteſte waͤre/ darunter gluͤckſelig zu leben. Ja
Chriſtus ſelbſt/ unerachtet ſeiner Erniedrigung/
um das menſchliche Geſchlecht zu erloͤſen habe den
Titul des Koͤniges der Juden an ſich genommen/
und ſey mit der Krone auf dem Haupte geſtorben.

Anmerckung. Hie/ ſaget der Autor, ſoll ein
Edelmann von Koͤnigen ein Exempel nehmen/ und
ſo wohl auf die Einrichtung ſeines Gluͤcks/ als auf
Erhaltung deſſen/ was er von ſeinen Eltern em-
pfangen/ und auf deſſen Wachsthum dencken/
auch dazu alle Mittel/ die ihm ſeine Ehre und Ge-
wiſſen
zulaſſen/ anwenden.

Nach dieſen gibt er ein gutes axioma: Ein E-
delmann/ welcher nicht nach Ruhm und Ehre ſtre-
bet/ der tauget zu nichts. Schlaͤgt es einem Ca-
valliere
nicht nach Wunſch ein/ ſo muß er mit den
Lobe ſterben/ daß er doch viel verſuchet habe.

Nachdem er hernach die Staͤnde zeiget/ wor-
innen einer von Adel in Franckreich zu Ehren kom-
men koͤnne/ ſchlieſſet er/ daß derſelbe am beſten
thue/ ſeine Avantage im Kriege zu ſuchen. Denn
an dieſe Lebens-Art haͤtten ſich die Monarchen und
Helden gewehnet/ und ſie waͤre der Urſprung und
Brunnqvell des Adels. Bliebe dennoch eines
Edelmanns ſein Handwerck der Krieg/ als wie die
Aufbauung der Haͤuſer die Verrichtung eines Bau-
meiſters.

Die III. Maxim.

Jn dieſer ſetzet der Autor die Religion als die
allermaͤchtigſte Bewegungs-Urſach aller menſchli-

chen
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[6/0026] Politiſche Unterweiſungen liebet und behalten haben/ wenn ſie nicht die ge- ſchickteſte waͤre/ darunter gluͤckſelig zu leben. Ja Chriſtus ſelbſt/ unerachtet ſeiner Erniedrigung/ um das menſchliche Geſchlecht zu erloͤſen habe den Titul des Koͤniges der Juden an ſich genommen/ und ſey mit der Krone auf dem Haupte geſtorben. Anmerckung. Hie/ ſaget der Autor, ſoll ein Edelmann von Koͤnigen ein Exempel nehmen/ und ſo wohl auf die Einrichtung ſeines Gluͤcks/ als auf Erhaltung deſſen/ was er von ſeinen Eltern em- pfangen/ und auf deſſen Wachsthum dencken/ auch dazu alle Mittel/ die ihm ſeine Ehre und Ge- wiſſen zulaſſen/ anwenden. Nach dieſen gibt er ein gutes axioma: Ein E- delmann/ welcher nicht nach Ruhm und Ehre ſtre- bet/ der tauget zu nichts. Schlaͤgt es einem Ca- valliere nicht nach Wunſch ein/ ſo muß er mit den Lobe ſterben/ daß er doch viel verſuchet habe. Nachdem er hernach die Staͤnde zeiget/ wor- innen einer von Adel in Franckreich zu Ehren kom- men koͤnne/ ſchlieſſet er/ daß derſelbe am beſten thue/ ſeine Avantage im Kriege zu ſuchen. Denn an dieſe Lebens-Art haͤtten ſich die Monarchen und Helden gewehnet/ und ſie waͤre der Urſprung und Brunnqvell des Adels. Bliebe dennoch eines Edelmanns ſein Handwerck der Krieg/ als wie die Aufbauung der Haͤuſer die Verrichtung eines Bau- meiſters. Die III. Maxim. Jn dieſer ſetzet der Autor die Religion als die allermaͤchtigſte Bewegungs-Urſach aller menſchli- chen

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/26>, abgerufen am 28.03.2024.