Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

Bild:
<< vorherige Seite
vor einen Edelmann.

Es waren nur die verzagten Land-Junckern/ die
aus ihrer edlen Vorfahren Art schlagend hinter den
Ofen verfaulen wolten; und ihr Leben allein mit
Jagen der wilden Bestien hinbrächten/ oder so
weibisch sich erwiesen/ daß sie nicht von ihren
Frauen könten abkommen/ und ihre Küche qvit-
tiren. Es gäbe deren genug/ welche nur Helden
wären/ ihre Bauren zu placken/ ihre Meyerhöfe
in höhern Werth zu bringen/ und auf unziemliche
Weise Geld und Gut zusammen zu geitzen/ als ihre
Ehre und Ruhm in acht zu nehmen.

Der Titul eines von Adels wäre nicht eine
Wohlthat ohne Beschwerniß: Wenn einer war-
hafftig ein Edelmann seyn wolte/ wäre er verbun-
den/ sein Leben vor seinen Fürsten und die gemeine
Wolfahrt zu wagen.

Der Schall der Trompeten und Paucken wäre
einem großmüthigen von Adel viel angenehmer/ als
einem pralenden und unnützen Land-Juncker das
Gebelle seiner Jagd-Hunde. Ehre und Ruhm
solte jedweden von Adel lieber seyn/ als das Geld/
so er aus Steigerung seines Korns und seiner Gär-
ten-Früchte machte.

Die VIII. Maxim.

Jn dieser saget der Autor, daß/ weil GOtt die
Souverainen Herren in ihre Ländern also einge-
setzet/ daß sie deren Regierung so wenig/ als die
Sonne ihren Lauff verlassen solten/ und gleichwohl
das menschliche Leben in einer steten Handlung
unter den Menschen bestünde/ so wären sie ver-
bunden/ durch ihre Agenten und Ambassadeure

sich
vor einen Edelmann.

Es waren nur die verzagten Land-Junckern/ die
aus ihrer edlen Vorfahren Art ſchlagend hinter den
Ofen verfaulen wolten; und ihr Leben allein mit
Jagen der wilden Beſtien hinbraͤchten/ oder ſo
weibiſch ſich erwieſen/ daß ſie nicht von ihren
Frauen koͤnten abkommen/ und ihre Kuͤche qvit-
tiren. Es gaͤbe deren genug/ welche nur Helden
waͤren/ ihre Bauren zu placken/ ihre Meyerhoͤfe
in hoͤhern Werth zu bringen/ und auf unziemliche
Weiſe Geld und Gut zuſammen zu geitzen/ als ihre
Ehre und Ruhm in acht zu nehmen.

Der Titul eines von Adels waͤre nicht eine
Wohlthat ohne Beſchwerniß: Wenn einer war-
hafftig ein Edelmann ſeyn wolte/ waͤre er verbun-
den/ ſein Leben vor ſeinen Fuͤrſten und die gemeine
Wolfahrt zu wagen.

Der Schall der Trompeten und Paucken waͤre
einem großmuͤthigen von Adel viel angenehmer/ als
einem pralenden und unnuͤtzen Land-Juncker das
Gebelle ſeiner Jagd-Hunde. Ehre und Ruhm
ſolte jedweden von Adel lieber ſeyn/ als das Geld/
ſo er aus Steigerung ſeines Korns und ſeiner Gaͤr-
ten-Fruͤchte machte.

Die VIII. Maxim.

Jn dieſer ſaget der Autor, daß/ weil GOtt die
Souverainen Herren in ihre Laͤndern alſo einge-
ſetzet/ daß ſie deren Regierung ſo wenig/ als die
Sonne ihren Lauff verlaſſen ſolten/ und gleichwohl
das menſchliche Leben in einer ſteten Handlung
unter den Menſchen beſtuͤnde/ ſo waͤren ſie ver-
bunden/ durch ihre Agenten und Ambaſſadeure

ſich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0033" n="13"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">vor einen Edelmann.</hi> </fw><lb/>
              <p>Es waren nur die verzagten Land-Junckern/ die<lb/>
aus ihrer edlen Vorfahren Art &#x017F;chlagend hinter den<lb/>
Ofen verfaulen wolten; und ihr Leben allein mit<lb/>
Jagen der wilden Be&#x017F;tien hinbra&#x0364;chten/ oder &#x017F;o<lb/>
weibi&#x017F;ch &#x017F;ich erwie&#x017F;en/ daß &#x017F;ie nicht von ihren<lb/>
Frauen ko&#x0364;nten abkommen/ und ihre Ku&#x0364;che qvit-<lb/>
tiren. Es ga&#x0364;be deren genug/ welche nur Helden<lb/>
wa&#x0364;ren/ ihre Bauren zu placken/ ihre Meyerho&#x0364;fe<lb/>
in ho&#x0364;hern Werth zu bringen/ und auf unziemliche<lb/>
Wei&#x017F;e Geld und Gut zu&#x017F;ammen zu geitzen/ als ihre<lb/>
Ehre und Ruhm in acht zu nehmen.</p><lb/>
              <p>Der Titul eines von Adels wa&#x0364;re nicht eine<lb/>
Wohlthat ohne Be&#x017F;chwerniß: Wenn einer war-<lb/>
hafftig ein Edelmann &#x017F;eyn wolte/ wa&#x0364;re er verbun-<lb/>
den/ &#x017F;ein Leben vor &#x017F;einen Fu&#x0364;r&#x017F;ten und die gemeine<lb/>
Wolfahrt zu wagen.</p><lb/>
              <p>Der Schall der Trompeten und Paucken wa&#x0364;re<lb/>
einem großmu&#x0364;thigen von Adel viel angenehmer/ als<lb/>
einem pralenden und unnu&#x0364;tzen Land-Juncker das<lb/>
Gebelle &#x017F;einer Jagd-Hunde. Ehre und Ruhm<lb/>
&#x017F;olte jedweden von Adel lieber &#x017F;eyn/ als das Geld/<lb/>
&#x017F;o er aus Steigerung &#x017F;eines Korns und &#x017F;einer Ga&#x0364;r-<lb/>
ten-Fru&#x0364;chte machte.</p>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq">VIII.</hi> Maxim.</hi> </head><lb/>
              <p>Jn die&#x017F;er &#x017F;aget der <hi rendition="#aq">Autor,</hi> daß/ weil GOtt die<lb/><hi rendition="#aq">Souverai</hi>nen Herren in ihre La&#x0364;ndern al&#x017F;o einge-<lb/>
&#x017F;etzet/ daß &#x017F;ie deren Regierung &#x017F;o wenig/ als die<lb/>
Sonne ihren Lauff verla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olten/ und gleichwohl<lb/>
das men&#x017F;chliche Leben in einer &#x017F;teten Handlung<lb/>
unter den Men&#x017F;chen be&#x017F;tu&#x0364;nde/ &#x017F;o wa&#x0364;ren &#x017F;ie ver-<lb/>
bunden/ durch ihre <hi rendition="#aq">Agent</hi>en und <hi rendition="#aq">Amba&#x017F;&#x017F;adeure</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ich</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0033] vor einen Edelmann. Es waren nur die verzagten Land-Junckern/ die aus ihrer edlen Vorfahren Art ſchlagend hinter den Ofen verfaulen wolten; und ihr Leben allein mit Jagen der wilden Beſtien hinbraͤchten/ oder ſo weibiſch ſich erwieſen/ daß ſie nicht von ihren Frauen koͤnten abkommen/ und ihre Kuͤche qvit- tiren. Es gaͤbe deren genug/ welche nur Helden waͤren/ ihre Bauren zu placken/ ihre Meyerhoͤfe in hoͤhern Werth zu bringen/ und auf unziemliche Weiſe Geld und Gut zuſammen zu geitzen/ als ihre Ehre und Ruhm in acht zu nehmen. Der Titul eines von Adels waͤre nicht eine Wohlthat ohne Beſchwerniß: Wenn einer war- hafftig ein Edelmann ſeyn wolte/ waͤre er verbun- den/ ſein Leben vor ſeinen Fuͤrſten und die gemeine Wolfahrt zu wagen. Der Schall der Trompeten und Paucken waͤre einem großmuͤthigen von Adel viel angenehmer/ als einem pralenden und unnuͤtzen Land-Juncker das Gebelle ſeiner Jagd-Hunde. Ehre und Ruhm ſolte jedweden von Adel lieber ſeyn/ als das Geld/ ſo er aus Steigerung ſeines Korns und ſeiner Gaͤr- ten-Fruͤchte machte. Die VIII. Maxim. Jn dieſer ſaget der Autor, daß/ weil GOtt die Souverainen Herren in ihre Laͤndern alſo einge- ſetzet/ daß ſie deren Regierung ſo wenig/ als die Sonne ihren Lauff verlaſſen ſolten/ und gleichwohl das menſchliche Leben in einer ſteten Handlung unter den Menſchen beſtuͤnde/ ſo waͤren ſie ver- bunden/ durch ihre Agenten und Ambaſſadeure ſich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Diese Ausgabe ist ein Exemplar der Zeitschrift „D… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/33
Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/33>, abgerufen am 18.04.2024.