Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

Bild:
<< vorherige Seite

des Frauenvolcks.
nicht lassen aufkommen/ will man die innerliche Ge-
müths-Ruhe erlangen/ oder solche erhalten/ wenn
man sie einmahl besitzet.

Man opffert so leicht seine Ruhe vor die weltlichen
Güter auf/ und dencket nicht daran/ daß alle Güter
der Welt nicht soviel als ein eintziger Augenblick der
wahren Gemüths-Ruhe werth seynd.

Wie nun ein Proceß eine Seele tausend neuen
Gefährlichkeiten öffnet/ ihren GOtt zu beleidigen/ so
fliehet sie solche auch mit Gefahr ihres Glücks/ und so
sie ja dazu genöthiget wird/ so gründet sie sich allein
bey ihrer rechtlichen Ausführung auf die Warheit.
Jhr Hertz/ welches auch in dieser Gerichts-Beschäff-
tigung ruhig bleibet/ wendet alleine zugelassene Mit-
tel an zu gewinnen/ und ist von der knechtischen Furcht
frey/ welche das Interesse in deren ihren Hertzen ge-
biehret/ die die Glücks-Güter lieber als den innerli-
chen Frieden haben. Ende des 1. Theils.

Beschreibung der Selbst-Liebe/ der vornehmsten
Gemüths-Regung des Frauenvolcks
Andrer Theil.

Der Autor sagt gleich Anfangs/ daß ob wir
zwar von allen Affecten geplaget würden/
so wäre doch immer einer/ der vor denen an-
dern allen die Oberhand behielt/ und gleichsam die
souveraine Passion und die Meisterin über die übri-
gen/ welche uns zu tausend Ausschweiffungen führe-
te: das Temperament mache hierinnen die Wahl/
welche Regung es zu diesem Amt erheben wolle: doch
unter allen bliebe die Selbst-liebe insgemein bey dem
Frauenvolcke die Favoritin/ und strecke ihre Herr-
schafft über aller ihre Hertzen aus.

Er
X 5

des Frauenvolcks.
nicht laſſen aufkommen/ will man die innerliche Ge-
muͤths-Ruhe erlangen/ oder ſolche erhalten/ wenn
man ſie einmahl beſitzet.

Man opffert ſo leicht ſeine Ruhe vor die weltlichen
Guͤter auf/ und dencket nicht daran/ daß alle Guͤter
der Welt nicht ſoviel als ein eintziger Augenblick der
wahren Gemuͤths-Ruhe werth ſeynd.

Wie nun ein Proceß eine Seele tauſend neuen
Gefaͤhrlichkeiten oͤffnet/ ihren GOtt zu beleidigen/ ſo
fliehet ſie ſolche auch mit Gefahr ihres Gluͤcks/ und ſo
ſie ja dazu genoͤthiget wird/ ſo gruͤndet ſie ſich allein
bey ihrer rechtlichen Ausfuͤhrung auf die Warheit.
Jhr Hertz/ welches auch in dieſer Gerichts-Beſchaͤff-
tigung ruhig bleibet/ wendet alleine zugelaſſene Mit-
tel an zu gewinnen/ und iſt von der knechtiſchen Furcht
frey/ welche das Intereſſe in deren ihren Hertzen ge-
biehret/ die die Gluͤcks-Guͤter lieber als den innerli-
chen Frieden haben. Ende des 1. Theils.

Beſchreibung der Selbſt-Liebe/ der vornehmſten
Gemüths-Regung des Frauenvolcks
Andrer Theil.

Der Autor ſagt gleich Anfangs/ daß ob wir
zwar von allen Affecten geplaget wuͤrden/
ſo waͤre doch immer einer/ der vor denen an-
dern allen die Oberhand behielt/ und gleichſam die
ſouveraine Paſſion und die Meiſterin uͤber die uͤbri-
gen/ welche uns zu tauſend Ausſchweiffungen fuͤhre-
te: das Temperament mache hierinnen die Wahl/
welche Regung es zu dieſem Amt erheben wolle: doch
unter allen bliebe die Selbſt-liebe insgemein bey dem
Frauenvolcke die Favoritin/ und ſtrecke ihre Herꝛ-
ſchafft uͤber aller ihre Hertzen aus.

Er
X 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0333" n="301"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Frauenvolcks.</hi></fw><lb/>
nicht la&#x017F;&#x017F;en aufkommen/ will man die innerliche Ge-<lb/>
mu&#x0364;ths-Ruhe erlangen/ oder &#x017F;olche erhalten/ wenn<lb/>
man &#x017F;ie einmahl be&#x017F;itzet.</p><lb/>
            <p>Man opffert &#x017F;o leicht &#x017F;eine Ruhe vor die weltlichen<lb/>
Gu&#x0364;ter auf/ und dencket nicht daran/ daß alle Gu&#x0364;ter<lb/>
der Welt nicht &#x017F;oviel als ein eintziger Augenblick der<lb/>
wahren Gemu&#x0364;ths-Ruhe werth &#x017F;eynd.</p><lb/>
            <p>Wie nun ein Proceß eine Seele tau&#x017F;end neuen<lb/>
Gefa&#x0364;hrlichkeiten o&#x0364;ffnet/ ihren GOtt zu beleidigen/ &#x017F;o<lb/>
fliehet &#x017F;ie &#x017F;olche auch mit Gefahr ihres Glu&#x0364;cks/ und &#x017F;o<lb/>
&#x017F;ie ja dazu geno&#x0364;thiget wird/ &#x017F;o gru&#x0364;ndet &#x017F;ie &#x017F;ich allein<lb/>
bey ihrer rechtlichen Ausfu&#x0364;hrung auf die Warheit.<lb/>
Jhr Hertz/ welches auch in die&#x017F;er Gerichts-Be&#x017F;cha&#x0364;ff-<lb/>
tigung ruhig bleibet/ wendet alleine zugela&#x017F;&#x017F;ene Mit-<lb/>
tel an zu gewinnen/ und i&#x017F;t von der knechti&#x017F;chen Furcht<lb/>
frey/ welche das <hi rendition="#aq">Intere&#x017F;&#x017F;e</hi> in deren ihren Hertzen ge-<lb/>
biehret/ die die Glu&#x0364;cks-Gu&#x0364;ter lieber als den innerli-<lb/>
chen Frieden haben. <hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Ende des 1. Theils.</hi></hi></p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Be&#x017F;chreibung der Selb&#x017F;t-Liebe/ der vornehm&#x017F;ten<lb/>
Gemüths-Regung des Frauenvolcks<lb/>
Andrer Theil.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>er <hi rendition="#aq">Autor</hi> &#x017F;agt gleich Anfangs/ daß ob wir<lb/>
zwar von allen <hi rendition="#aq">Affect</hi>en geplaget wu&#x0364;rden/<lb/>
&#x017F;o wa&#x0364;re doch immer einer/ der vor denen an-<lb/>
dern allen die Oberhand behielt/ und gleich&#x017F;am die<lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;ouveraine Pa&#x017F;&#x017F;io</hi>n und die Mei&#x017F;terin u&#x0364;ber die u&#x0364;bri-<lb/>
gen/ welche uns zu tau&#x017F;end Aus&#x017F;chweiffungen fu&#x0364;hre-<lb/>
te: das Temperament mache hierinnen die Wahl/<lb/>
welche Regung es zu die&#x017F;em Amt erheben wolle: doch<lb/>
unter allen bliebe die Selb&#x017F;t-liebe insgemein bey dem<lb/>
Frauenvolcke die <hi rendition="#aq">Favorit</hi>in/ und &#x017F;trecke ihre Her&#xA75B;-<lb/>
&#x017F;chafft u&#x0364;ber aller ihre Hertzen aus.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">X 5</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Er</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[301/0333] des Frauenvolcks. nicht laſſen aufkommen/ will man die innerliche Ge- muͤths-Ruhe erlangen/ oder ſolche erhalten/ wenn man ſie einmahl beſitzet. Man opffert ſo leicht ſeine Ruhe vor die weltlichen Guͤter auf/ und dencket nicht daran/ daß alle Guͤter der Welt nicht ſoviel als ein eintziger Augenblick der wahren Gemuͤths-Ruhe werth ſeynd. Wie nun ein Proceß eine Seele tauſend neuen Gefaͤhrlichkeiten oͤffnet/ ihren GOtt zu beleidigen/ ſo fliehet ſie ſolche auch mit Gefahr ihres Gluͤcks/ und ſo ſie ja dazu genoͤthiget wird/ ſo gruͤndet ſie ſich allein bey ihrer rechtlichen Ausfuͤhrung auf die Warheit. Jhr Hertz/ welches auch in dieſer Gerichts-Beſchaͤff- tigung ruhig bleibet/ wendet alleine zugelaſſene Mit- tel an zu gewinnen/ und iſt von der knechtiſchen Furcht frey/ welche das Intereſſe in deren ihren Hertzen ge- biehret/ die die Gluͤcks-Guͤter lieber als den innerli- chen Frieden haben. Ende des 1. Theils. Beſchreibung der Selbſt-Liebe/ der vornehmſten Gemüths-Regung des Frauenvolcks Andrer Theil. Der Autor ſagt gleich Anfangs/ daß ob wir zwar von allen Affecten geplaget wuͤrden/ ſo waͤre doch immer einer/ der vor denen an- dern allen die Oberhand behielt/ und gleichſam die ſouveraine Paſſion und die Meiſterin uͤber die uͤbri- gen/ welche uns zu tauſend Ausſchweiffungen fuͤhre- te: das Temperament mache hierinnen die Wahl/ welche Regung es zu dieſem Amt erheben wolle: doch unter allen bliebe die Selbſt-liebe insgemein bey dem Frauenvolcke die Favoritin/ und ſtrecke ihre Herꝛ- ſchafft uͤber aller ihre Hertzen aus. Er X 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Diese Ausgabe ist ein Exemplar der Zeitschrift „D… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/333
Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/333>, abgerufen am 28.03.2024.