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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Schwedens
kosten macheten fast nichts: Denn jeder möchte seine
Sachen selbsten vorbringen.

Mord/ Verrätherey/ doppelter Ehebruch/ Ver-
brennung der Häuser/ Zauberey/ und andere solche
Verbrechen würden an den Leben gestrafft/ und das
Manns-Volck gehangen/ das Weibes Volck ge-
köpfft. Edelleute/ so dergleichen Delicta begangen/
würden erschossen.

Der Diebstahl wäre sonst auch durch Verlust
des Lebens geahndet worden: allein zu itzigen Zeiten
wäre diese Strafe in ewige Selaverey verwandelt:
Der Verbrecher müste Zeit seines Lebens auff des
Königes Vestungen arbeiten/ und/ daß man ihn ken-
nete/ hätte er ein eisern Halsband um den Hals/ mit
einen Bogen/ so ihn aber den Kopff hinauff giengo/
daran ein Glöcklein hienge/ welches nach dem er fort
passirete/ klänge.

Das Duell zwischen Edelleuten wird bey demjo-
nigen am Leben gestrafft/ so nach den Entleibten übrig
ist/ und beyder Gedächtnüß wird mit der Infamia
noti
ret. Wenn keiner bleibet/ so müssen beyde An-
tagoni
sten zwey Jahr in Gefängnüß sitzen/ allwo sie
mit Wasser und Brod gespeiset werden/ und über
dieses müssen sie noch tausend Thaler Strafe geben:
oder sie geben zwey tausend Thaler und halten ein
Jahr Gefängnüß.

Bey Erbschafften bekömmt der Sohn zwey An-
theile/ und die Tochter eins: Und können die Eltern
solches ihnen nicht nehmen/ als biß daß durch des
Richters Sentenz wegen des Ungehorsams der Kin-
der solche wider die Gesetze gehende Disposition
gültig gemacht. Jst eine Erbschafft mit Schulden

be-

Schwedens
koſten macheten faſt nichts: Denn jeder moͤchte ſeine
Sachen ſelbſten vorbringen.

Mord/ Verraͤtherey/ doppelter Ehebruch/ Ver-
brennung der Haͤuſer/ Zauberey/ und andere ſolche
Verbrechen wuͤrden an den Leben geſtrafft/ und das
Manns-Volck gehangen/ das Weibes Volck ge-
koͤpfft. Edelleute/ ſo dergleichen Delicta begangen/
wuͤrden erſchoſſen.

Der Diebſtahl waͤre ſonſt auch durch Verluſt
des Lebens geahndet worden: allein zu itzigen Zeiten
waͤre dieſe Strafe in ewige Selaverey verwandelt:
Der Verbrecher muͤſte Zeit ſeines Lebens auff des
Koͤniges Veſtungen arbeiten/ und/ daß man ihn ken-
nete/ haͤtte er ein eiſern Halsband um den Hals/ mit
einen Bogen/ ſo ihn aber den Kopff hinauff giengo/
daran ein Gloͤcklein hienge/ welches nach dem er fort
paſſirete/ klaͤnge.

Das Duell zwiſchen Edelleuten wird bey demjo-
nigen am Leben geſtrafft/ ſo nach den Entleibten uͤbrig
iſt/ und beyder Gedaͤchtnuͤß wird mit der Infamia
noti
ret. Wenn keiner bleibet/ ſo muͤſſen beyde An-
tagoni
ſten zwey Jahr in Gefaͤngnuͤß ſitzen/ allwo ſie
mit Waſſer und Brod geſpeiſet werden/ und uͤber
dieſes muͤſſen ſie noch tauſend Thaler Strafe geben:
oder ſie geben zwey tauſend Thaler und halten ein
Jahr Gefaͤngnuͤß.

Bey Erbſchafften bekoͤmmt der Sohn zwey An-
theile/ und die Tochter eins: Und koͤnnen die Eltern
ſolches ihnen nicht nehmen/ als biß daß durch des
Richters Sentenz wegen des Ungehorſams der Kin-
der ſolche wider die Geſetze gehende Diſpoſition
guͤltig gemacht. Jſt eine Erbſchafft mit Schulden

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[380/0416] Schwedens koſten macheten faſt nichts: Denn jeder moͤchte ſeine Sachen ſelbſten vorbringen. Mord/ Verraͤtherey/ doppelter Ehebruch/ Ver- brennung der Haͤuſer/ Zauberey/ und andere ſolche Verbrechen wuͤrden an den Leben geſtrafft/ und das Manns-Volck gehangen/ das Weibes Volck ge- koͤpfft. Edelleute/ ſo dergleichen Delicta begangen/ wuͤrden erſchoſſen. Der Diebſtahl waͤre ſonſt auch durch Verluſt des Lebens geahndet worden: allein zu itzigen Zeiten waͤre dieſe Strafe in ewige Selaverey verwandelt: Der Verbrecher muͤſte Zeit ſeines Lebens auff des Koͤniges Veſtungen arbeiten/ und/ daß man ihn ken- nete/ haͤtte er ein eiſern Halsband um den Hals/ mit einen Bogen/ ſo ihn aber den Kopff hinauff giengo/ daran ein Gloͤcklein hienge/ welches nach dem er fort paſſirete/ klaͤnge. Das Duell zwiſchen Edelleuten wird bey demjo- nigen am Leben geſtrafft/ ſo nach den Entleibten uͤbrig iſt/ und beyder Gedaͤchtnuͤß wird mit der Infamia notiret. Wenn keiner bleibet/ ſo muͤſſen beyde An- tagoniſten zwey Jahr in Gefaͤngnuͤß ſitzen/ allwo ſie mit Waſſer und Brod geſpeiſet werden/ und uͤber dieſes muͤſſen ſie noch tauſend Thaler Strafe geben: oder ſie geben zwey tauſend Thaler und halten ein Jahr Gefaͤngnuͤß. Bey Erbſchafften bekoͤmmt der Sohn zwey An- theile/ und die Tochter eins: Und koͤnnen die Eltern ſolches ihnen nicht nehmen/ als biß daß durch des Richters Sentenz wegen des Ungehorſams der Kin- der ſolche wider die Geſetze gehende Diſpoſition guͤltig gemacht. Jſt eine Erbſchafft mit Schulden be-

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/416>, abgerufen am 24.04.2024.