Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

Bild:
<< vorherige Seite

Schwedens
hätten doch die Stände selbige in Pflicht genommen/
und sie vielmehr dem Reiche insgemein/ als dem Kö-
nige insonderheit treu zu seyn versprochen. Von ih-
rem Ampte wären sie nicht ehe als durch den Tod ab-
gefodert worden/ und man hätte es vor eine Verrä-
therey aufgenommen/ wer etwas wider ihre Person
oder auch wider ihre Reputation sich unterfangen
wollen.

Aber die letztere Aenderung des Staats habe den
König von solcher starcken Aufsicht befreyet/ und die-
se hohe Bedienten bloß zur Verwaltung geheimer
Raths-Stellen reduciret. Es dependire heutiges
Tages vom Könige allein/ wie er sie brauchen wol-
len/ und er fodere ihren Rath nicht weiter/ als er ihm
nöthig dünckete: zudem decidire Seine Majestät
alle Affairen mit Beyhülffe derjenigen Minister,
denen sie sich unmittelbar anvertrauete/ ohne daß sie
den gantzen geheimen Rath von allem part gäbe.
Es wären der geheimen Räthe ohngefehr achtzehn/
deren jeder dreyhundert Pfund jährlich bekäm/ aber
die meisten hätten noch ausser diesem andere Aem-
pter mehr.

Das 11. Cap.
Von denen Ständen in Schweden.

Die allzu grosse Freygebigkeit der letzt versamm-
leten Stände/ saget der Autor allhier/ habe
diesem Corpori nicht viel mehr als nur den
Nahmen übrig gelassen/ und daß sie noch zu denen
Imposten, so der König zu bestätigen vor nöthig
befände/ ihren Consens geben möchten; indem der
König lieber solche von der Hand der Stände em-
pfangen wolte/ als sich seiner Autorität gebrauchen

in

Schwedens
haͤtten doch die Staͤnde ſelbige in Pflicht genommen/
und ſie vielmehr dem Reiche insgemein/ als dem Koͤ-
nige inſonderheit treu zu ſeyn verſprochen. Von ih-
rem Ampte waͤren ſie nicht ehe als durch den Tod ab-
gefodert worden/ und man haͤtte es vor eine Verraͤ-
therey aufgenommen/ wer etwas wider ihre Perſon
oder auch wider ihre Reputation ſich unterfangen
wollen.

Aber die letztere Aenderung des Staats habe den
Koͤnig von ſolcher ſtarcken Aufſicht befreyet/ und die-
ſe hohe Bedienten bloß zur Verwaltung geheimer
Raths-Stellen reduciret. Es dependire heutiges
Tages vom Koͤnige allein/ wie er ſie brauchen wol-
len/ und er fodere ihren Rath nicht weiter/ als er ihm
noͤthig duͤnckete: zudem decidire Seine Majeſtaͤt
alle Affairen mit Beyhuͤlffe derjenigen Miniſter,
denen ſie ſich unmittelbar anvertrauete/ ohne daß ſie
den gantzen geheimen Rath von allem part gaͤbe.
Es waͤren der geheimen Raͤthe ohngefehr achtzehn/
deren jeder dreyhundert Pfund jaͤhrlich bekaͤm/ aber
die meiſten haͤtten noch auſſer dieſem andere Aem-
pter mehr.

Das 11. Cap.
Von denen Staͤnden in Schweden.

Die allzu groſſe Freygebigkeit der letzt verſam̃-
leten Staͤnde/ ſaget der Autor allhier/ habe
dieſem Corpori nicht viel mehr als nur den
Nahmen uͤbrig gelaſſen/ und daß ſie noch zu denen
Impoſten, ſo der Koͤnig zu beſtaͤtigen vor noͤthig
befaͤnde/ ihren Conſens geben moͤchten; indem der
Koͤnig lieber ſolche von der Hand der Staͤnde em-
pfangen wolte/ als ſich ſeiner Autoritaͤt gebrauchen

in
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0440" n="404"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Schwedens</hi></fw><lb/>
ha&#x0364;tten doch die Sta&#x0364;nde &#x017F;elbige in Pflicht genommen/<lb/>
und &#x017F;ie vielmehr dem Reiche insgemein/ als dem Ko&#x0364;-<lb/>
nige in&#x017F;onderheit treu zu &#x017F;eyn ver&#x017F;prochen. Von ih-<lb/>
rem Ampte wa&#x0364;ren &#x017F;ie nicht ehe als durch den Tod ab-<lb/>
gefodert worden/ und man ha&#x0364;tte es vor eine Verra&#x0364;-<lb/>
therey aufgenommen/ wer etwas wider ihre Per&#x017F;on<lb/>
oder auch wider ihre <hi rendition="#aq">Reputation</hi> &#x017F;ich unterfangen<lb/>
wollen.</p><lb/>
            <p>Aber die letztere Aenderung des Staats habe den<lb/>
Ko&#x0364;nig von &#x017F;olcher &#x017F;tarcken Auf&#x017F;icht befreyet/ und die-<lb/>
&#x017F;e hohe Bedienten bloß zur Verwaltung geheimer<lb/>
Raths-Stellen <hi rendition="#aq">reduci</hi>ret. Es <hi rendition="#aq">dependi</hi>re heutiges<lb/>
Tages vom Ko&#x0364;nige allein/ wie er &#x017F;ie brauchen wol-<lb/>
len/ und er fodere ihren Rath nicht weiter/ als er ihm<lb/>
no&#x0364;thig du&#x0364;nckete: zudem <hi rendition="#aq">decidi</hi>re Seine Maje&#x017F;ta&#x0364;t<lb/>
alle <hi rendition="#aq">Affaire</hi>n mit Beyhu&#x0364;lffe derjenigen <hi rendition="#aq">Mini&#x017F;ter,</hi><lb/>
denen &#x017F;ie &#x017F;ich unmittelbar anvertrauete/ ohne daß &#x017F;ie<lb/>
den gantzen geheimen Rath von allem <hi rendition="#aq">part</hi> ga&#x0364;be.<lb/>
Es wa&#x0364;ren der geheimen Ra&#x0364;the ohngefehr achtzehn/<lb/>
deren jeder dreyhundert Pfund ja&#x0364;hrlich beka&#x0364;m/ aber<lb/>
die mei&#x017F;ten ha&#x0364;tten noch au&#x017F;&#x017F;er die&#x017F;em andere Aem-<lb/>
pter mehr.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#b">Das 11. Cap.</hi><lb/>
Von denen Sta&#x0364;nden in Schweden.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>ie allzu gro&#x017F;&#x017F;e Freygebigkeit der letzt ver&#x017F;am&#x0303;-<lb/>
leten Sta&#x0364;nde/ &#x017F;aget der <hi rendition="#aq">Autor</hi> allhier/ habe<lb/>
die&#x017F;em <hi rendition="#aq">Corpori</hi> nicht viel mehr als nur den<lb/>
Nahmen u&#x0364;brig gela&#x017F;&#x017F;en/ und daß &#x017F;ie noch zu denen<lb/><hi rendition="#aq">Impo&#x017F;ten,</hi> &#x017F;o der Ko&#x0364;nig zu be&#x017F;ta&#x0364;tigen vor no&#x0364;thig<lb/>
befa&#x0364;nde/ ihren <hi rendition="#aq">Con&#x017F;ens</hi> geben mo&#x0364;chten; indem der<lb/>
Ko&#x0364;nig lieber &#x017F;olche von der Hand der Sta&#x0364;nde em-<lb/>
pfangen wolte/ als &#x017F;ich &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Autorit</hi>a&#x0364;t gebrauchen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[404/0440] Schwedens haͤtten doch die Staͤnde ſelbige in Pflicht genommen/ und ſie vielmehr dem Reiche insgemein/ als dem Koͤ- nige inſonderheit treu zu ſeyn verſprochen. Von ih- rem Ampte waͤren ſie nicht ehe als durch den Tod ab- gefodert worden/ und man haͤtte es vor eine Verraͤ- therey aufgenommen/ wer etwas wider ihre Perſon oder auch wider ihre Reputation ſich unterfangen wollen. Aber die letztere Aenderung des Staats habe den Koͤnig von ſolcher ſtarcken Aufſicht befreyet/ und die- ſe hohe Bedienten bloß zur Verwaltung geheimer Raths-Stellen reduciret. Es dependire heutiges Tages vom Koͤnige allein/ wie er ſie brauchen wol- len/ und er fodere ihren Rath nicht weiter/ als er ihm noͤthig duͤnckete: zudem decidire Seine Majeſtaͤt alle Affairen mit Beyhuͤlffe derjenigen Miniſter, denen ſie ſich unmittelbar anvertrauete/ ohne daß ſie den gantzen geheimen Rath von allem part gaͤbe. Es waͤren der geheimen Raͤthe ohngefehr achtzehn/ deren jeder dreyhundert Pfund jaͤhrlich bekaͤm/ aber die meiſten haͤtten noch auſſer dieſem andere Aem- pter mehr. Das 11. Cap. Von denen Staͤnden in Schweden. Die allzu groſſe Freygebigkeit der letzt verſam̃- leten Staͤnde/ ſaget der Autor allhier/ habe dieſem Corpori nicht viel mehr als nur den Nahmen uͤbrig gelaſſen/ und daß ſie noch zu denen Impoſten, ſo der Koͤnig zu beſtaͤtigen vor noͤthig befaͤnde/ ihren Conſens geben moͤchten; indem der Koͤnig lieber ſolche von der Hand der Staͤnde em- pfangen wolte/ als ſich ſeiner Autoritaͤt gebrauchen in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Diese Ausgabe ist ein Exemplar der Zeitschrift „D… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/440
Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/440>, abgerufen am 18.04.2024.