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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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vor einen Edelmann.
hen/ und unversehrlich dasjenige thun/ was seine
Schuldigkeit ihn heisse. Denn diese Stürme ver-
giengen mit der Zeit: Und diejenigen/ so einen weder
erhöhen noch verderben können/ würden nach unserer
erlangten Beförderung unsere besten Freunde.

Die Gedult wäre die Tugend eines Hofmanns
und einer grossen Obrigkeit. Der Hohn/ die Ver-
leumdung/ die Eyffersucht/ der Neid/ fielen nur be-
rühmte und stattliche Leute und ihre lobwürdigsten
Handlungen an. Man solle die Leute lästern lassen/
wie sie wolten/ wenn sie uns nur machen liessen/ was
wir wolten.

Die III. Maxim.

Es wäre eine Maxime aller Democratischen
Staate/ die grossen Dienste mit Undanck belohnen/
und den Respect grosser Feldherrn zu verderben/ um
einen praetext zu haben/ ihre heroischen Thaten nicht
zu recompensiren. Es wäre schon genug/ die Gunst
des Volcks verdienet zu haben/ um ins Elend ver-
jaget zu werden/ wie die Exempel zu Athen, Lace-
daemon, Syracus
und Carthago auswiesen.

Anmerckung. Grosse Krieges-Generalen soll-
ten aus dieser Maxim sich spiegeln/ daß sie nie sol-
chen Republiquen denen Monarchien zum praeju-
diz
dienen solten; wo sie nicht wegen der Vergel-
tung sich wohl vorgesehen hätten. Viel weniger
solten sie in denen Monarchien dem Volcke dienen/
denn das wäre noch undanckbarer/ und allezeit un-
vermögend die Dienste zu belohnen.

Die von Adel wären demnach so wohl aus Schul-
digkeit als aus Interesse zum Dienste ihrer Fürsten

ver-

vor einen Edelmann.
hen/ und unverſehrlich dasjenige thun/ was ſeine
Schuldigkeit ihn heiſſe. Denn dieſe Stuͤrme ver-
giengen mit der Zeit: Und diejenigen/ ſo einen weder
erhoͤhen noch verderben koͤnnen/ wuͤrden nach unſerer
erlangten Befoͤrderung unſere beſten Freunde.

Die Gedult waͤre die Tugend eines Hofmanns
und einer groſſen Obrigkeit. Der Hohn/ die Ver-
leumdung/ die Eyfferſucht/ der Neid/ fielen nur be-
ruͤhmte und ſtattliche Leute und ihre lobwuͤrdigſten
Handlungen an. Man ſolle die Leute laͤſtern laſſen/
wie ſie wolten/ wenn ſie uns nur machen lieſſen/ was
wir wolten.

Die III. Maxim.

Es waͤre eine Maxime aller Democratiſchen
Staate/ die groſſen Dienſte mit Undanck belohnen/
und den Reſpect groſſer Feldherꝛn zu verderben/ um
einen prætext zu haben/ ihre heroiſchen Thaten nicht
zu recompenſiren. Es waͤre ſchon genug/ die Gunſt
des Volcks verdienet zu haben/ um ins Elend ver-
jaget zu werden/ wie die Exempel zu Athen, Lace-
dæmon, Syracus
und Carthago auswieſen.

Anmerckung. Groſſe Krieges-Generalen ſoll-
ten aus dieſer Maxim ſich ſpiegeln/ daß ſie nie ſol-
chen Republiquen denen Monarchien zum præju-
diz
dienen ſolten; wo ſie nicht wegen der Vergel-
tung ſich wohl vorgeſehen haͤtten. Viel weniger
ſolten ſie in denen Monarchien dem Volcke dienen/
denn das waͤre noch undanckbarer/ und allezeit un-
vermoͤgend die Dienſte zu belohnen.

Die von Adel waͤren demnach ſo wohl aus Schul-
digkeit als aus Intereſſe zum Dienſte ihrer Fuͤrſten

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[61/0081] vor einen Edelmann. hen/ und unverſehrlich dasjenige thun/ was ſeine Schuldigkeit ihn heiſſe. Denn dieſe Stuͤrme ver- giengen mit der Zeit: Und diejenigen/ ſo einen weder erhoͤhen noch verderben koͤnnen/ wuͤrden nach unſerer erlangten Befoͤrderung unſere beſten Freunde. Die Gedult waͤre die Tugend eines Hofmanns und einer groſſen Obrigkeit. Der Hohn/ die Ver- leumdung/ die Eyfferſucht/ der Neid/ fielen nur be- ruͤhmte und ſtattliche Leute und ihre lobwuͤrdigſten Handlungen an. Man ſolle die Leute laͤſtern laſſen/ wie ſie wolten/ wenn ſie uns nur machen lieſſen/ was wir wolten. Die III. Maxim. Es waͤre eine Maxime aller Democratiſchen Staate/ die groſſen Dienſte mit Undanck belohnen/ und den Reſpect groſſer Feldherꝛn zu verderben/ um einen prætext zu haben/ ihre heroiſchen Thaten nicht zu recompenſiren. Es waͤre ſchon genug/ die Gunſt des Volcks verdienet zu haben/ um ins Elend ver- jaget zu werden/ wie die Exempel zu Athen, Lace- dæmon, Syracus und Carthago auswieſen. Anmerckung. Groſſe Krieges-Generalen ſoll- ten aus dieſer Maxim ſich ſpiegeln/ daß ſie nie ſol- chen Republiquen denen Monarchien zum præju- diz dienen ſolten; wo ſie nicht wegen der Vergel- tung ſich wohl vorgeſehen haͤtten. Viel weniger ſolten ſie in denen Monarchien dem Volcke dienen/ denn das waͤre noch undanckbarer/ und allezeit un- vermoͤgend die Dienſte zu belohnen. Die von Adel waͤren demnach ſo wohl aus Schul- digkeit als aus Intereſſe zum Dienſte ihrer Fuͤrſten ver-

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/81>, abgerufen am 29.03.2024.