Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Boltzmann, Ludwig: Vorlesungen über Gastheorie. Bd. 2. Leipzig, 1898.

Bild:
<< vorherige Seite

VII. Abschnitt. [Gleich. 300]
Werthe annehmen. Diese Zustände können also nicht aus-
schliesslich oder vorwiegend aus singulären bestehen, müssen
vielmehr zum weitaus grössten Theile sehr wahrscheinlich sein.
Es müssen also die verschiedenen Mittelwerthe für den inversen
Process die gleichen wie für den directen sein und die Wahr-
scheinlichkeit, dass für ein Molekülpaar die Werthe der
Variabeln zwischen den Grenzen 297) liegen, muss durch den
dem Ausdrucke 296) vollkommen analogen Ausdruck
f1 (P1 ... Qm) f2 (Pm + 1 ... Qm + n) d P1 ... d Qm + n
gegeben sein, was nach dem Gesagten gleich dem Ausdrucke
296) sein muss. Nun ist aber nach dem Liouville'schen Satze
d p1 ... d qm + n = d P1 ... d Qm + n;
daher ergiebt sich schliesslich die Gleichung
299) f1 (r1 ... qm) f2 (pm + 1 ... qm + n) = f1 (P1 ... Qm) f2 (Pm + n ... Qm + n),
womit also die Gleichung 266) für alle Gattungen von mög-
lichen Stössen bewiesen ist.

§ 93. Führung des Beweises durch cyklische Reihen
einer endlichen Zahl von Zuständen
.

Will man die Annahme A nicht machen, die in der That
keineswegs in allen Fällen evident ist, so muss der Beweis,
ähnlich wie in § 81, mittelst in sich zurücklaufender Cykeln
geführt werden. Wir setzen dabei Einfachheit halber voraus,
dass alle Moleküle gleichartig sind und betrachten die Reihe
von Stössen
300) [Formel 1] .

Die Bezeichnungen sind hierbei und in allem Folgenden
genau die des § 81. Die Wahrscheinlichkeit des ersten dieser
Stösse ist [Formel 2] , die des nächsten [Formel 3] Nun ist
aber vermöge des Liouville'schen Satzes [Formel 4]
Bezeichnen wir daher den gemeinsamen Werth aller dieser
Coefficienten mit C ohne weitere Indices, so ist die Wahr-

VII. Abschnitt. [Gleich. 300]
Werthe annehmen. Diese Zustände können also nicht aus-
schliesslich oder vorwiegend aus singulären bestehen, müssen
vielmehr zum weitaus grössten Theile sehr wahrscheinlich sein.
Es müssen also die verschiedenen Mittelwerthe für den inversen
Process die gleichen wie für den directen sein und die Wahr-
scheinlichkeit, dass für ein Molekülpaar die Werthe der
Variabeln zwischen den Grenzen 297) liegen, muss durch den
dem Ausdrucke 296) vollkommen analogen Ausdruck
f1 (P1Qμ) f2 (Pμ + 1Qμ + ν) d P1d Qμ + ν
gegeben sein, was nach dem Gesagten gleich dem Ausdrucke
296) sein muss. Nun ist aber nach dem Liouville’schen Satze
d p1d qμ + ν = d P1d Qμ + ν;
daher ergiebt sich schliesslich die Gleichung
299) f1 (r1qμ) f2 (pμ + 1qμ + ν) = f1 (P1Qμ) f2 (Pμ + νQμ + ν),
womit also die Gleichung 266) für alle Gattungen von mög-
lichen Stössen bewiesen ist.

§ 93. Führung des Beweises durch cyklische Reihen
einer endlichen Zahl von Zuständen
.

Will man die Annahme A nicht machen, die in der That
keineswegs in allen Fällen evident ist, so muss der Beweis,
ähnlich wie in § 81, mittelst in sich zurücklaufender Cykeln
geführt werden. Wir setzen dabei Einfachheit halber voraus,
dass alle Moleküle gleichartig sind und betrachten die Reihe
von Stössen
300) [Formel 1] .

Die Bezeichnungen sind hierbei und in allem Folgenden
genau die des § 81. Die Wahrscheinlichkeit des ersten dieser
Stösse ist [Formel 2] , die des nächsten [Formel 3] Nun ist
aber vermöge des Liouville’schen Satzes [Formel 4]
Bezeichnen wir daher den gemeinsamen Werth aller dieser
Coefficienten mit C ohne weitere Indices, so ist die Wahr-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0282" n="264"/><fw place="top" type="header">VII. Abschnitt. [Gleich. 300]</fw><lb/>
Werthe annehmen. Diese Zustände können also nicht aus-<lb/>
schliesslich oder vorwiegend aus singulären bestehen, müssen<lb/>
vielmehr zum weitaus grössten Theile sehr wahrscheinlich sein.<lb/>
Es müssen also die verschiedenen Mittelwerthe für den inversen<lb/>
Process die gleichen wie für den directen sein und die Wahr-<lb/>
scheinlichkeit, dass für ein Molekülpaar die Werthe der<lb/>
Variabeln zwischen den Grenzen 297) liegen, muss durch den<lb/>
dem Ausdrucke 296) vollkommen analogen Ausdruck<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#i">f</hi><hi rendition="#sub">1</hi> (<hi rendition="#i">P</hi><hi rendition="#sub">1</hi> &#x2026; <hi rendition="#i">Q<hi rendition="#sub">&#x03BC;</hi></hi>) <hi rendition="#i">f</hi><hi rendition="#sub">2</hi> (<hi rendition="#i">P</hi><hi rendition="#sub"><hi rendition="#i">&#x03BC;</hi> + 1</hi> &#x2026; <hi rendition="#i">Q</hi><hi rendition="#sub"><hi rendition="#i">&#x03BC;</hi> + <hi rendition="#i">&#x03BD;</hi></hi>) <hi rendition="#i">d P</hi><hi rendition="#sub">1</hi> &#x2026; <hi rendition="#i">d Q</hi><hi rendition="#sub"><hi rendition="#i">&#x03BC;</hi> + <hi rendition="#i">&#x03BD;</hi></hi></hi><lb/>
gegeben sein, was nach dem Gesagten gleich dem Ausdrucke<lb/>
296) sein muss. Nun ist aber nach dem <hi rendition="#g">Liouville</hi>&#x2019;schen Satze<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#i">d p</hi><hi rendition="#sub">1</hi> &#x2026; <hi rendition="#i">d q</hi><hi rendition="#sub"><hi rendition="#i">&#x03BC;</hi> + <hi rendition="#i">&#x03BD;</hi></hi> = <hi rendition="#i">d P</hi><hi rendition="#sub">1</hi> &#x2026; <hi rendition="#i">d Q</hi><hi rendition="#sub"><hi rendition="#i">&#x03BC;</hi> + <hi rendition="#i">&#x03BD;</hi></hi>;</hi><lb/>
daher ergiebt sich schliesslich die Gleichung<lb/>
299) <hi rendition="#et"><hi rendition="#i">f</hi><hi rendition="#sub">1</hi> (<hi rendition="#i">r</hi><hi rendition="#sub">1</hi> &#x2026; <hi rendition="#i">q<hi rendition="#sub">&#x03BC;</hi></hi>) <hi rendition="#i">f</hi><hi rendition="#sub">2</hi> (<hi rendition="#i">p</hi><hi rendition="#sub"><hi rendition="#i">&#x03BC;</hi> + 1</hi> &#x2026; <hi rendition="#i">q</hi><hi rendition="#sub"><hi rendition="#i">&#x03BC;</hi> + <hi rendition="#i">&#x03BD;</hi></hi>) = <hi rendition="#i">f</hi><hi rendition="#sub">1</hi> (<hi rendition="#i">P</hi><hi rendition="#sub">1</hi> &#x2026; <hi rendition="#i">Q<hi rendition="#sub">&#x03BC;</hi></hi>) <hi rendition="#i">f</hi><hi rendition="#sub">2</hi> (<hi rendition="#i">P</hi><hi rendition="#sub"><hi rendition="#i">&#x03BC;</hi> + <hi rendition="#i">&#x03BD;</hi></hi> &#x2026; <hi rendition="#i">Q</hi><hi rendition="#sub"><hi rendition="#i">&#x03BC;</hi> + <hi rendition="#i">&#x03BD;</hi></hi>),</hi><lb/>
womit also die Gleichung 266) für alle Gattungen von mög-<lb/>
lichen Stössen bewiesen ist.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 93. <hi rendition="#g">Führung des Beweises durch cyklische Reihen<lb/>
einer endlichen Zahl von Zuständen</hi>.</head><lb/>
          <p>Will man die Annahme <hi rendition="#i">A</hi> nicht machen, die in der That<lb/>
keineswegs in allen Fällen evident ist, so muss der Beweis,<lb/>
ähnlich wie in § 81, mittelst in sich zurücklaufender Cykeln<lb/>
geführt werden. Wir setzen dabei Einfachheit halber voraus,<lb/>
dass alle Moleküle gleichartig sind und betrachten die Reihe<lb/>
von Stössen<lb/>
300) <hi rendition="#et"><formula/>.</hi></p><lb/>
          <p>Die Bezeichnungen sind hierbei und in allem Folgenden<lb/>
genau die des § 81. Die Wahrscheinlichkeit des ersten dieser<lb/>
Stösse ist <formula/>, die des nächsten <formula/> Nun ist<lb/>
aber vermöge des <hi rendition="#g">Liouville</hi>&#x2019;schen Satzes <formula/><lb/>
Bezeichnen wir daher den gemeinsamen Werth aller dieser<lb/>
Coefficienten mit <hi rendition="#i">C</hi> ohne weitere Indices, so ist die Wahr-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[264/0282] VII. Abschnitt. [Gleich. 300] Werthe annehmen. Diese Zustände können also nicht aus- schliesslich oder vorwiegend aus singulären bestehen, müssen vielmehr zum weitaus grössten Theile sehr wahrscheinlich sein. Es müssen also die verschiedenen Mittelwerthe für den inversen Process die gleichen wie für den directen sein und die Wahr- scheinlichkeit, dass für ein Molekülpaar die Werthe der Variabeln zwischen den Grenzen 297) liegen, muss durch den dem Ausdrucke 296) vollkommen analogen Ausdruck f1 (P1 … Qμ) f2 (Pμ + 1 … Qμ + ν) d P1 … d Qμ + ν gegeben sein, was nach dem Gesagten gleich dem Ausdrucke 296) sein muss. Nun ist aber nach dem Liouville’schen Satze d p1 … d qμ + ν = d P1 … d Qμ + ν; daher ergiebt sich schliesslich die Gleichung 299) f1 (r1 … qμ) f2 (pμ + 1 … qμ + ν) = f1 (P1 … Qμ) f2 (Pμ + ν … Qμ + ν), womit also die Gleichung 266) für alle Gattungen von mög- lichen Stössen bewiesen ist. § 93. Führung des Beweises durch cyklische Reihen einer endlichen Zahl von Zuständen. Will man die Annahme A nicht machen, die in der That keineswegs in allen Fällen evident ist, so muss der Beweis, ähnlich wie in § 81, mittelst in sich zurücklaufender Cykeln geführt werden. Wir setzen dabei Einfachheit halber voraus, dass alle Moleküle gleichartig sind und betrachten die Reihe von Stössen 300) [FORMEL]. Die Bezeichnungen sind hierbei und in allem Folgenden genau die des § 81. Die Wahrscheinlichkeit des ersten dieser Stösse ist [FORMEL], die des nächsten [FORMEL] Nun ist aber vermöge des Liouville’schen Satzes [FORMEL] Bezeichnen wir daher den gemeinsamen Werth aller dieser Coefficienten mit C ohne weitere Indices, so ist die Wahr-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boltzmann_gastheorie02_1898
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boltzmann_gastheorie02_1898/282
Zitationshilfe: Boltzmann, Ludwig: Vorlesungen über Gastheorie. Bd. 2. Leipzig, 1898, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boltzmann_gastheorie02_1898/282>, abgerufen am 19.04.2024.